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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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deinen.«
    »Sie tat, was sie tun mußte«, erwiderte Lucas geduldig.
    »Wie verständnisvoll du doch bist in dieser ganzen Angelegenheit«, sagte Victoria.
    »Vier Jahre sind eine lange Zeit«, sagte Lucas mit einem Schulterzucken. »Und um dir die Wahrheit zu sagen, ich bin inzwischen äußerst froh darüber, nicht mit Jessica verheiratet zu sein. In letzter Zeit bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß es keine gute Ehe geworden wäre.«
    Victoria sah ihn von der Seite an. »Weshalb sagst du das? Sie scheint so gut zu dir zu passen. Offensichtlich ist sie eine pflichtbewußte Gattin und, wie ich bereits sagte, ein Muster an weiblicher Tugend.«
    »Du hast eine äußerst spitze Zunge, Vicky.« Lucas’ Mundwinkel zuckten leicht. »Tatsächlich finde ich sie eher langweilig. Ich habe festgestellt, daß ich abenteuerlustigen Frauen den Vorzug gebe. Und nach der vergangenen Nacht muß ich wohl hinzufügen, daß ich auch leidenschaftlichere Frauen mag.«
    »Wirklich?« Victoria hob den Kopf. »Ich nehme an, du sprichst aus Erfahrung. Du hattest also die Gelegenheit, meine Leistung im Bett mit der von Lady Atherton zu vergleichen?«
    Lucas’ Lächeln weitete sich zu einem breiten Grinsen. »Sei nicht albern, Vicky. Selbst mit allergrößter Phantasie dürfte es dir schwerfallen, dir Jessica vorzustellen, wie sie heimlich mit mir oder einem anderen Mann in ein Gasthaus fährt. Ich versichere dir, sie war vor vier Jahren ebenso spröde und tugendhaft wie heute. Sie hätte ihren Ruf niemals für einen Mann oder eine wissenschaftliche Studie der Art, wie wir sie in dem Gasthaus durchgeführt haben, aufs Spiel gesetzt.«
    Victoria seufzte. »Im Gegensatz zu mir.«
    »Ja. Im Gegensatz zu dir. In der Tat bin ich noch nie einer Frau begegnet, die so ist wie du. Du bist einzigartig, Vicky. Ich schätze, aus diesem Grund weiß ich manchmal nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Aber ich versichere dir, daß ich beabsichtige, mein Bestes zu tun. Nun, wir haben bereits viel zuviel Zeit mit dieser sinnlosen Diskussion vergeudet. Geh also hinauf und zieh dich um.« Er sah auf die Uhr. »Du hast fünfzehn Minuten Zeit.«
    »Zum letzten Mal, Graf, ich fahre nirgendwo mit Ihnen hin.«
    Sie machte einen kleinen Satz, als er plötzlich auf sie zukam. Er ergriff ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Sie erstarrte. Die ganze ungezügelte Kraft seines Willens funkelte in seinen Augen.
    Auf einmal verstand Victoria, weshalb die Männer Lucas in die Schlacht gefolgt waren und weshalb der ganze Haushalt so vorsichtig herumschlich.
    »Victoria«, sagte er, »mir scheint, daß du nicht begriffen hast, wie ernst es mir damit ist, in fünfzehn Minuten aufzubrechen. Das ist zweifellos meine Schuld. Bis jetzt habe ich mich deinem Dickkopf viel zu sehr gebeugt, war ich allzu bereit, dir wider besseres Wissen zu Gefallen zu sein, so daß du offensichtlich den Eindruck gewonnen hast, einen direkten Befehl von mir mißachten zu können. Ich versichere dir, dem ist nicht so.«
    »Ich beuge mich weder Ihren noch den Befehlen irgendeines anderen Mannes.«
    »O doch, Vicky. Ob es dir paßt oder nicht, du hast einen Ehemann, der beabsichtigt, London in« - er sah auf die große Standuhr - »dreizehn Minuten zu verlassen. Wenn du dann nicht umgezogen bist, wird er dich persönlich in die Kutsche setzen, egal, in was für Kleidern du steckst. Ist das klar, Madam?«
    Victoria schluckte, als ihr dämmerte, daß er es durchaus ernst meinte. »Sie scheinen die Peitsche in der Hand zu halten, Graf«, erwiderte sie verächtlich. »Und wie die meisten Männer zögern Sie nicht, diese auch zu benutzen.«
    »Ich versichere dir, ich würde niemals eine Peitsche benutzen, Vicky, und das weißt du. Und jetzt hör auf damit, meine Geduld zu strapazieren. Du hast noch nicht einmal mehr zwölf Minuten Zeit.«
    Victoria drehte sich um und verließ fluchtartig den Raum.
    Nie zuvor war Victoria so weit gereist. Auf dem Weg in das entfernte Yorkshire sah sie ihren Ehemann nur sehr selten. Lucas verbrachte den Großteil der Zeit neben der Kutsche auf dem Rücken seines Pferdes, statt sich Victorias schlechter Laune auszusetzen. Am Abend im Gasthaus teilte sie einen Raum mit Nan, und Lucas nahm ein Zimmer für sich und seinen Diener. Während der Mahlzeiten wurden kühle Höflichkeiten ausgetauscht.
    Als sie Stonevale endlich erreichten, hatte sich Victorias Laune nicht im geringsten gebessert, und sie nahm an, daß es Lucas ebenso erging, obgleich er sich damit zu

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