Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
Die Haushälterin, Mrs. Sneath, stammt aus dem Dorf.«
    Erschöpft von der langen Reise, deprimiert von dem, was sie bisher gesehen hatte, und zu stolz, um Lucas’ verstecktes Friedensangebot anzunehmen, raffte sie ihre Röcke und erklomm die Stufen zu ihrem neuen Schlafgemach.
    Das Abendessen war nicht gerade beeindruckend. Griggs entschuldigte sich für den schlechten Wein und für die fehlenden Pagen. Die Qualität und Auswahl des Essens war begrenzt, und die Umgebung war noch weniger einladend als die Speisen. Der Teppich war schäbig, die Möbel verkratzt und matt, das Silber angelaufen. Der Kronleuchter war offensichtlich seit Jahren nicht geputzt worden.
    Am ärgsten setzte Victoria jedoch das grimmige Schweigen zu. Lange Stille war ihr unerträglich, und sie war fast am Ende ihrer Kräfte. Es ärgerte sie, daß Lucas ihre Bemühungen zu ignorieren schien.
    »Nun, Graf«, setzte sie an, nachdem sie sich mit einem kräftigen Schluck aus dem Weinglas gestärkt hatte. »Wofür wollen Sie mein Geld als erstes ausgeben? Für die Gärten vielleicht? Oder für die Höfe der Pächter? Oder vielleicht würden Sie lieber das Haus neu möblieren? Es hätte es auf jeden Fall nötig.«
    Lucas schwenkte sein Weinglas und sah sie einen Augenblick an. »Womit würdest du gerne beginnen, Vicky?«
    »Weshalb sollten meine Gefühle eine Rolle spielen? Stonevale zu retten ist Ihre Aufgabe, nicht meine.« Sie lächelte kühl und hart. »Und jetzt, wo Sie mein Geld haben, werden Ihnen gewiß viele Möglichkeiten einfallen, es auszugeben. Mein Stiefvater zumindest hatte keinerlei Probleme, das Geld meiner Mutter für Pferde und Frauen loszuwerden.«
    »Mir scheint, Madam, Sie befinden sich in dieser mißlichen Lage, weil Sie in Ihrem Leben bisher keine echte Herausforderung hatten.«
    Sie funkelte ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Du bist eine intelligente, energische Frau, die zufällig über eine Menge Geld verfügt. Du hast das Geld benutzt, um deine Unabhängigkeit zu kaufen und deine gesellschaftlichen Auftritte zu finanzieren, aber bisher hast du damit nichts besonders Sinnvolles angestellt.«
    Das saß. »Ich habe immer große Summen für mildtätige Zwecke gespendet.«
    »Was weder deine Zeit noch dein Können beansprucht hat. Außerdem hattest du keinen Ehemann und keine Familie, auf die du deine beträchtliche Energie verwenden konntest. Außer deinem Interesse für Pflanzenbilder und gelegentlichen wissenschaftlichen Vorträgen hat nichts anderes Ernsthaftes dich je beschäftigt. Deine Aktivitäten beschränkten sich bisher auf Verabredungen und den Besuch von Bällen. Also fingst du an, dich zu langweilen, und suchtest nach Abenteuern. Und das, meine Liebe, hat dich in Schwierigkeiten gebracht.«
    Victoria war empört. »Ich versichere Ihnen, daß mich das Leben in der Stadt keineswegs gelangweilt hat, Sir.«
    »Nein? Ich denke, es war Langeweile, die dich dazu gebracht hat, dir diese nächtlichen Eskapaden auszudenken.«
    Sie erbleichte. »Das ist nicht wahr. Sie haben nicht die geringste Ahnung, weshalb ich die nächtlichen Abenteuer gesucht habe, und ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie davon Abstand nähmen, derart dumme Vermutungen anzustellen.«
    Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, ich denke, daß ich recht habe. Zunächst fühltest du dich von mir nur angezogen, weil ich bereit war, dir das Abenteuer zu ermöglichen, das du suchtest. Wenn dir die Vorstellung mißfällt, daß man dich wegen deines Geldes heiratet, frage dich doch einmal, wie ich mich fühlte, als ich feststellte, daß mein Reiz für dich darin bestand, daß ich dir flüchtige Aufregung bot. Du warst durchaus bereit, mich für deine Zwecke zu mißbrauchen, oder nicht?«
    »Das ist nicht wahr«, erwiderte sie, ohne nachzudenken.
    »Nein? Willst du damit sagen, daß deine Gefühle mir gegenüber über den frivolen Wunsch, mich für deine Abenteuer zu benutzen, hinausgingen?«
    Victoria blickte ihn finster an. »Ja, ich meine, nein. Verdammt, Lucas, du drehst mir die Worte im Munde herum.«
    »Auf jeden Fall bist du jetzt hier, und es gibt kein Zurück. Du warst dir der Risiken bewußt, doch du wolltest sie eingehen. Die oberste Regel beim Spielen ist, daß man lernen muß, zu zahlen, ohne zu jammern, wenn man verliert, meine Liebe. Spielschulden sind Ehrenschulden«, sagte Lucas.
    »Ich jammere nicht. Ich bin wütend. Das ist ein großer Unterschied.«
    Lucas lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. »Du bist

Weitere Kostenlose Bücher