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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hinzugefügt: wie normale Leute es tun.
    »Gut«, sagte Lena, »aber zuerst …«
    Behutsam und dennoch geschmeidig bewegte sie sich quer den Raum auf Sagan zu. Er wog wahrscheinlich doppelt so viel wie sie. Manchmal vergaß ich, wie schmächtig die soleils waren, da mir bislang immer der Vergleich gefehlt hatte.
    Sie streckte die Hand aus.
    »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen«, sagte sie. »Ich darf dich doch duzen, oder? Emma hat uns so viel von dir erzählt. Danke, dass wir kommen durften.«
    Sagan sah ihr kurz in die Augen, bevor er zunächst zögernd ihre Finger berührte und erst dann beherzt ihre Hand schüttelte. Er wirkte überrascht.
    »Du hast erwartet, dass sich meine Haut kalt anfühlt?«, vermutete Lena lächelnd.
    »Ich … ich weiß nicht«, stammelte Sagan und errötete.
    Die drei Vampire wurden innerlich ziemlich unruhig, auch wenn sie sich nach außen kaum etwas anmerken ließen. Mir entging jedoch nicht, dass sie genau hinschauten, als ihm das Blut ins Gesicht schoss.
    Als Nächster trat Anton vor. Er und Sagan gaben sich ohne besondere Zwischenfälle die Hand.
    »Du bist sehr groß«, sagte Anton und grinste schüchtern.
    Ich sah zu Donne hinüber. Sie näherte sich nur widerwillig, aber dann stand sie mit flatternden Nasenflügeln vor ihm.
    Sag etwas , flehte ich sie in Gedanken an. Für einen kurzen, irren Moment überlegte ich, ob Sagan sie wohl hübscher fand als mich.
    »Schön dich kennenzulernen«, sagte Sagan und nahm ihre kleine Hand.
    Donne fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und ich fragte mich, ob menschliches Blut für Vampirnasen einen geradezu überwältigenden Duft abgab.
    Hör auf.
    Sie ließen die Hände sinken, standen sich aber weiterhin gegenüber und beobachteten sich. Fast fühlte ich mich wie ein Eindringling, der einen privaten Moment beobachtete.
    Obwohl es in dem Raum nicht warm war, hatte sich auf Sagans Augenbraue Schweiß gebildet. Ohne ihn zu berühren, wusste ich, dass sein Puls raste und seine Hauttemperatur stieg.
    Als wollte er die Spannung auflösen, schwenkte Anton den Arm in Richtung der Computer und begann über die Technologie zu schwärmen. »Das ist sehr interessant hier.« Mir fiel auf, dass sein Akzent jetzt, da er ein wenig gehemmt schien, deutlich stärker war. »So viele Maschinen. Ich beschäftige mich so gern mit wissenschaftlichen Dingen.«
    Jetzt standen alle drei Vampire vor Sagan. Er war einen Kopf größer als sie, dennoch wirkte er plötzlich … umzingelt.
    »Bitte verzeih, dass wir dich so anstarren«, sagte Lena. »Du musst verstehen: Es ist Jahre her, seit wir das letzte Mal mit jemandem wie dir gesprochen haben.«
    »Wow«, sagte Sagan und atmete nervös aus. »Das ist irgendwie … surreal.«
    »Gut, wir können aufhören die Beute zu belagern«, sagte Lena und wir alle lachten ein bisschen. Dann zog sie Donne am Arm hinter sich her und die drei setzten sich an den großen Konferenztisch. Sagan und ich nahmen auf der gegenüberliegenden Seite Platz.
    »Jetzt, da wir alle da sind …«, begann ich.
    »Worüber wollen wir denn überhaupt miteinander sprechen?«, fragte Donne.
    Da ich so überrascht war von ihr zu hören, brauchte ich einen Moment, um die Fassung wiederzuerlangen.
    »Ähm … über … Freundschaft«, sagte ich. »Du weißt, neue Möglichkeiten. Warum können Leute wie du nicht mit Menschen befreundet sein … über so etwas halt.«
    »Na ja, zum Beispiel, weil sie unsere Nahrungsquelle sind, oder hast du das vergessen?«, antwortete Donne und sah Sagan nicht einmal an.
    »Donne!«, mahnte Lena abermals.
    »Kein Problem«, wiegelte Sagan ab und errötete erneut.
    »Würdest du bitte damit aufhören?«, forderte Donne.
    »Womit?«, fragte Sagan.
    »Du wirst rot«, erklärte ich ihm und sagte dann leicht gereizt zu Donne: »Er kann nichts dafür. Immerhin hast du ihn gerade als Nahrung bezeichnet.«
    »Für mich ist das echt kein Problem, alles okay«, bekräftigte Sagan, nahm meine Hand und sagte dann zu der bissigen Vampirin: »Ich entschuldige mich für … die automatischen Reaktionen meines Körpers.«
    »Donne?«, mahnte Lena.
    Donne starrte mit zusammengepressten Lippen auf den Tisch. »Das … das hätte ich nicht sagen sollen … Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie es funktionieren kann; tut mir leid.«
    »Niemand hat behauptet, dass es leicht sein würde«, zeigte ich mich verständnisvoll. »Aber wie wäre es, wenn wir eine Art Pakt schließen? Wir könnten sagen: eine beidseitig

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