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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Stock starrten. Bald sah man einen Blondschopf durch den Flur hüpfen; es war Sagans Schwester Bree. Nervös fuhr ich mir über die Lippen und fragte mich, was sie wohl darüber denken würde, wenn sie wüsste, dass drei Vampire sie dabei beobachteten, wie sie im Schlafanzug durchs Haus lief. Jenna folgte direkt hinter ihr – sie war entzückend wie eine Puppe.
    »Lass uns aussteigen«, forderte Donne.
    Sie saß in der Mitte, war aber bereits dabei, über Lena hinwegzuklettern, um hinauszukommen. Bald standen wir alle fünf im Mondschatten eines Chinesischen Birnbaums in Sagans Vorgarten.
    »Hast du gar keine Angst, dass sie dich hier draußen sehen?«, fragte ich.
    »Nicht um diese Uhrzeit«, antwortete Sagan. »Die haben alle recht früh Matratzenhorchdienst.«
    »Was ist das denn?«, wollte Lena wissen.
    »Sie gehen früh ins Bett.«
    »So, jetzt hast du gesehen, wo er wohnt«, sagte ich zu Donne. »Bist du zufrieden?«
    »Noch nicht ganz«, antwortete sie.
    Im nächsten Moment stand sie an der Hauswand. Selbst mit meinen Augen war ihre Bewegung kaum wahrzunehmen gewesen.
    »Um Himmels willen.« Jetzt hatte auch Sagan sie bemerkt. Inzwischen kletterte Donne die Wand hinauf. Fluchend rannte er über die Wiese.
    »Was tut sie da?«, zischte ich Lena zu und wir liefen ebenfalls los.
    Donne hatte bereits das erste Fenster erreicht. Ich hatte keine Ahnung, woran sie sich festhielt. Ihre Gliedmaßen waren strahlenförmig ausgestreckt wie bei einer vierbeinigen Spinne.
    »Eh«, rief Sagan so laut, wie er wagte.
    Ich eilte an ihm vorbei und sprang mit einem einzigen Satz die Wand hinauf. Auf Donnes Höhe hielt ich mich an einem Fensterladen fest und konnte nur hoffen, dass er gut befestigt war.
    »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Gucken«, antwortete Donne. »Wie viele sind sie?«
    »Was meinst du?«
    »Wie viele Brüder und Schwestern hat er?«
    »Drei Schwestern«, sagte ich. »Kommst du jetzt bitte sofort her oder soll ich dich an den Haaren herunterzerren?«
    Donne antwortete nicht und schwebte nur schweigend am Haus hinunter wie Quecksilber.
    Unten angekommen stellte ich sie zur Rede. »Was hast du dort oben gemacht? Was soll das alles?«
    »Gehen wir«, sagte sie. »Bevor sie uns noch entdecken.«
    Sie rannte zum Jeep zurück, wir anderen folgten ihr und die drei soleils wollten gerade wieder auf die Rücksitzbank klettern, als Sagan sie zurückhielt.
    »Einen Moment noch«, zischte er und sah Donne wütend an. »Du erklärst mir erst einmal, was du dort oben vorhattest, oder …«
    »Oder was?«, gab sie provokativ zurück. »Oder du lieferst uns aus? Und was hält uns davon ab, dich vorher zu töten?«
    »Donne!«, mahnte Lena einmal mehr und sagte dann, an Sagan gewandt: »Es tut mir leid, sie meint es nicht so.«
    »Natürlich nicht«, bekräftigte Donne. »Ich wollte nur ein bisschen schauen.«
    »Was wolltest du denn schauen?«, wollte Sagan mit Zorn im Blick wissen. Anton hielt ihn zurück.
    »Ich wollte mir ihre Gesichter merken. Die Gesichter derer, denen wir nie etwas antun dürfen, weil wir es versprochen haben.«
    Auf dem Rückweg war es sehr still im Auto. Sagan wusste, dass ich sauer war.
    »Mach dir keine Sorgen, ist alles wieder in Ordnung«, sagte er leise.
    »Ich weiß.«
    »Und was hast du dann?«
    »Na ja … als das gerade mit Donne passiert ist. Da fiel mir wieder etwas ein, was ich gesehen habe. Etwas, was ich dir nicht sagen wollte. Weil ich dir keine Angst einjagen wollte.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Als ich mit den Spielkarten experimentiert habe und eine Absence hervorgerufen habe, um meine Macht innerhalb des champs zu testen, da habe ich gesehen, wie Moreau jemanden umgebracht hat. Eine Frau in ihrer Küche. Er ist irgendwo hier draußen – auf der Suche nach mir, aber en passant bringt er andere Leute um. Sagan, es war schrecklich. So schrecklich …«
    Ich spürte ein Klopfen an der Lehne meines Sitzes. »Ist dir bewusst, dass wir jedes Wort von dem, was du sagst, verstehen?«, teilte Donne von hinten mit.
    »Ja.«
    »Du warst also bei Moreau?«
    »Ja.«
    »Als l’essentiel , also als Geist?«
    »Na ja«, antwortete ich. »Deshalb war es ja so seltsam – ganz anders, als ich erwartet hatte.«
    »Inwiefern?«, erkundigte sich jetzt Lena.
    »Ich habe ihn nicht nur gesehen, ich war in ihm, versteht ihr? Ich musste gehen, wohin er ging, und tun, was er tat. Und ich habe durch seine Augen gesehen. Ich bin dieser armen Frau in die Küche gefolgt und habe sie dann in ihr

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