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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Die Menge ist zu klein. Und eine zu niedrige Dosis ist in der Tat schädlich.«
    »Sie will sagen, dass es zu langsam zu uns durchdringt«, ergänzte Donne. »Zwar ist sehr wohl ein Anteil von dem heilenden Wirkstoff im normalen Sonnenlicht enthalten, aber … er reicht nicht aus. Er gelangt nicht schnell genug in ausreichender Menge zu uns. Deshalb sind wir bei normalem Sonnenlicht dem Schädlichen schutzlos ausgeliefert. Der schädliche Anteil in den Strahlen frisst uns viel schneller auf, als der gute uns erreicht.«
    »Bei l’éruption du soleil hingegen geschieht alles gleichzeitig«, erklärte jetzt Anton weiter. »Die Reinigung. Dann ist die Sonne mehr als nur normales Licht.«
    »Diese wertvolle Substanz«, jetzt sprach wieder Lena, »tritt nur während l’éruption du soleil schnell genug und in ausreichender Menge aus, um heilende Wirkung zu haben und den Körper von der … infection  … zu reinigen.«
    »Infektion?«, fragte ich. »Soll das heißen … Vampirismus kann geheilt werden?«
    »Ja, l’éruption du soleil ist eine Reinigung, die die Infektion aus dem Körper vertreibt.«
    Ich spürte einen Stich in der Brust. Heilung ist möglich . Sagan. »Wir können also wieder zu … Menschen werden?«
    »Das glauben wir zumindest«, bestätigte Lena. »Die perdus hingegen …«
    »Aber … l’éruption du soleil  … werden sie von ihr denn nicht auch geheilt?«, wunderte ich mich. »Würden nicht alle Vampire geheilt werden?«
    »Schon«, antwortete Anton. »Überleg doch mal. Die Erde wäre schon längst mit Vampiren, wie du uns nennst, übervölkert, wenn es nicht gelegentlich l’éruption du soleil gäbe.«
    »Wie oft kommt so eine Eruption denn vor?«, fragte ich.
    »Das ist schwer zu sagen«, antwortete Lena. »Jedenfalls nicht regelmäßig. Die letzte fand statt, als ich ungefähr in deinem Alter war, also, wie gesagt, 1859. Damals war ich noch ein Mensch. Dort, wo ich lebte, war es gerade Nacht. Alle wurden geheilt, außer denen, die sich währenddessen unter der Erde befanden. Die perdus . Drei Jahre nach l’éruption du soleil wurde ich von einem von ihnen verwandelt.«
    Ich stand auf, entfernte mich einige Schritte von der Mauer und sah die drei dann an. »Ihr behauptet also, die Bösen … Die perdus  … haben das Boot verpasst und sind deshalb verbittert? Und jetzt lassen sie es an uns aus?«
    »Wer weiß, was sie denken«, rief Donne verärgert. »Sie denken an sich selbst und an sonst niemanden.«
    »Der einzige Grund, warum sie sich kurzfristig zusammengeschlossen haben, war ihre gemeinsame Wut«, sagte Lena.
    »War das der Krieg?«, mutmaßte ich.
    Lena sah Anton an, der aussah, als wollte er etwas sagen. »Ja, der Krieg«, antwortete sie dann und lächelte traurig. »Wenn man es überhaupt so nennen konnte.«
    Eine Weile schwiegen alle drei, dann ergriff Donne das Wort: »Warum machen wir kein Feuer und grillen Marshmallows?«, schlug sie vor. »Hier einfach nur rumzusitzen und zu reden ist … Zeitverschwendung.«
    »Läuft dir die Zeit weg?«, fragte Lena verschmitzt.
    »Mir nicht, aber der innocente «, erwiderte Donne und zeigte auf mich. »Sie braucht Nahrung.«
    »Ach so«, sagte darauf die ältere Vampirin. »Und ich habe gedacht, du wärst ungeduldig, stattdessen warst du umsichtig. Verzeih mir. Und vielen Dank.« Sie wandte sich mir zu. »Donne hat Recht. Wie nachlässig von mir … du brauchst sofort Nahrung. Du bist noch nicht erfahren genug, um zu fasten.«
    »Wartet mal«, stammelte ich, als ich langsam begriff, was sie meinten. »Ihr meint …«
    Anton stand auf und klatschte erfreut in die Hände. »Prima! Wir dürfen mit dir auf deine erste chasse de sang gehen.«
    »Was ist das?«, erkundigte ich mich nervös.
    »Eine Blutjagd.«
    Anton griff abermals nach meinem Arm. Wieder empfand ich seine Haut als seltsam glatt.
    »Es hilft so sehr, wenn beim ersten Mal jemand Erfahrenes dabei ist«, sagte er und wirkte ehrlich begeistert.
    Donne erhob sich ebenfalls. »Ich habe keine Lust, jemand Neues mitzunehmen.« Sie starrte mich an. »Das hat nichts mit dir persönlich zu tun, Emma, aber das Risiko steigt einfach enorm, wenn man jemanden dabeihat, der nicht weiß, was er tut. Aber der Gedanke, dass du allein gehst, gefällt mir auch nicht. Außerdem könnte ich selbst etwas gebrauchen.«
    »Ihr wollt doch nicht etwa sagen … was ich glaube, dass ihr sagt, oder?«, fragte ich stotternd.
    »Natürlich!«, antwortete Anton. »Je mehr, desto besser. Was ist

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