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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Rest gelangt hierher.
    »Strahlung, Protonen und so weiter?«
    »Klar.«
    »Und wie lange dauert es, bis das Zeug hier ist?«
    »Bei den KMAs bis zu fünf Tagen. Die Auswirkungen normaler Sonneneruptionen sind oft viel schneller zu spüren. 2005 erreichte eine die Erde innerhalb von fünfzehn Minuten. Das ist die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts. Für eine Weile waren Satellitenverbindungen gestört, das war alles.«
    »Ach.«
    Er sah mich an. »Du wirkst enttäuscht.«
    »Na ja, ich habe nur gedacht, dass diese KMAs viel kraftvoller wären. Dass so etwas tatsächlich Auswirkungen auf die Erde hat.«
    »Das kann vorkommen, aber eine echte Gefahr besteht vor allem für Astronauten, die sich zum Zeitpunkt der Eruption im All befinden. Sie …«
    »Aber ich denke an ein wirklich kraftvolles Ereignis, das von der Sonne ausgeht. Nicht etwas, was uns die nachmittägliche Sportsendung auf Premiere versaut, sondern etwas, was uns in Stücke reißt oder so.«
    »Am stärksten sind sie, wenn beides gleichzeitig geschieht. Ein massiver KMA kombiniert mit einem gigantischen Flare.«
    »Geschieht so etwas häufig?«
    »Alle paar Jahrhunderte. Genau wissen wir es nicht. Zwar beschäftigen sich die Leute schon lange mit der Sonne, aber zuverlässige wissenschaftliche Daten reichen nicht so weit zurück. Es gibt also keine Langzeitbeispiele. Das Beste, was man tun kann, um sich vorzustellen, was damals geschah, ist, Partikel zu untersuchen, die in Proben des Eiskerns an Orten wie Grönland gefunden werden.«
    »Was war das größte Ereignis in dieser Hinsicht?«
    »Das größte Ereignis in der Zeit, aus der wir Daten haben?«
    »So in etwa, ja.«
    Sagan lächelte. »Das ist eindeutig Carrington. Man hat das Ereignis nach dem britischen Astronomen Richard Carrington benannt, der der Erste gewesen ist, der den Sonnensturm gesehen hat. Es war eine phänomenale Eruption aus einem Sonnenfleck, die ein Monster-KMA direkt auf die Erde gestoßen hat. Der KMA war innerhalb von achtzehn Stunden hier, anstatt nach drei oder vier Tagen, wie es normal gewesen wäre. Bei Ereignissen wie diesem spricht man von einem Sonnensturm. Telegrafenkabel in Nordamerika und Europa wurden kurzgeschlossen. Bis in die Karibik sah man Polarlichter. In den Rocky Mountains war der Himmel so hell, dass Minenarbeiter aufwachten und dachten, es sei Zeit zum Aufstehen. Sie bereiteten sich ihr Frühstück …«
    »Und wann ist das gewesen?«
    »Im September 1859.«

17
    Der Texaner
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. 1859 . Genau dieses Jahr hatte Lena erwähnt. Das Datum der letzten éruption du soleil. Also stimmte es. Zu der Zeit waren Vampire auf der ganzen Welt zum letzten Mal geheilt worden. Und seitdem baute sich die Vampirpopulation erneut auf – bis eine neue Sonneneruption daherkam.
    Ich stand von dem Tisch auf und ging nachdenklich im Kreis.
    »Warum interessierst du dich auf einmal so dafür?«, wollte Sagan wissen.
    »Was?« Ich schreckte aus meinen Gedanken auf.
    »Für die KMAs. Warum willst du plötzlich so viel darüber wissen?«
    »Das ist ein Geheimnis«, antwortete ich.
    »Ach, noch eins.«
    Ich mochte es nicht, wenn man mich von oben herab behandelte. »Was hast du gegen Geheimnisse?«
    »Ach, Emma, wann beginnst du endlich mir zu vertrauen? Ich dachte, nach gestern …«
    Sagan versuchte mein Gesicht in seine Hände zu nehmen.
    »Hör auf damit.« Ich schob ihn von mir fort.
    »Was ist los? Fast habe ich das Gefühl, du bist … irgendwo oder bei irgendjemandem gewesen.«
    »Nein. Nichts ist los. Ich mag es bloß nicht, dass du so etwas tust, wenn ich gerade nachdenke.«
    »Worüber denkst du denn nach? Sieh mich an und komm mal runter. Was machen wir hier eigentlich?«
    »Was meinst du? Du und ich?«
    Er nickte.
    »Mit mir und dir ist alles in Ordnung«, sagte ich und sah ihm in die Augen, bevor ich mit etwas sanfterer Stimme fortfuhr. »Ich weiß, dass ich mich seltsam verhalte. Vielleicht solltest du wissen, dass … der Umgang mit anderen Leuten war noch nie mein Ding. Meine Mutter sagt immer, ich bin dafür nicht geduldig genug. Entweder du vertraust mir oder eben nicht.«
    »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen. Abgesehen davon, dass ich keine Geheimnisse habe.«
    Jetzt war es an mir, sein Gesicht zu berühren. Er ließ mich gewähren.
    »Ich will nicht mir dir streiten«, sagte ich. »Ich vertraue dir. Das musst du doch inzwischen gemerkt haben. Ich habe die Geheimnisse nur aus …

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