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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ist ein Klassiker! Der Lieblingsfilm meines Vaters. Durch ihn bin ich erst Josey-Wales-Fan geworden. So heißt die Hauptfigur. Aus dem Film stammen einige der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte.«
    »Aha. Kein Wunder, dass du das Poster hinter der Tür versteckst. Dann kannst du den ganzen Tag im Bett liegen und ihn dir anschauen.«
    »Ach, hör doch auf.«
    »Jetzt hast du dein Geheimnis verraten!« Ich kitzelte ihn am Bauch, doch er schob meine Hand weg.
    »Das Poster hängt dort, seit ich in der Siebten war.«
    »Warum nimmst du es dann nicht ab? Du magst es immer noch, stimmt’s? Der große Astronom, der gern das Lasso schwingt.«
    »Ich will gar kein Cowboy sein, hast du das verstanden?«
    »Und warum magst du dann Western?«, fragte ich und zwickte ihn.
    »Ich mag nicht irgendwelche Western. Ich mag seine Western. Oder vielmehr diesen Western.«
    »Gut, dann nenn mir eins.« Ich verschränkte die Arme. »Ich warte.«
    »Ein was?«
    »Eines dieser berühmten Zitate. Du hast gesagt, aus diesem Film stammen viele der berühmtesten Sätze … überhaupt. Dann weißt du sie doch bestimmt auswendig.«
    »Du würdest sowieso nur lachen.«
    »Nein, ich verspreche, ich werde nicht lachen. Wenn es dir wichtig ist, dann ist es mir auch wichtig, okay?« Während ich das sagte, musste ich ein Kichern unterdrücken. »Such dir ein Zitat aus. Das berühmteste. Das, was ich am wahrscheinlichsten kenne.«
    Sagan sah mich schweigend an. Wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob er aus der Sache noch einmal herauskam.
    »Gut«, sagte er schließlich seufzend. »Der Satz, den wahrscheinlich jeder kennt, ist folgender …« Er hob die Arme, als halte er Revolver vor sich, und verfinsterte das Gesicht, sodass er aussah wie eine Art skandinavischer Clint Eastwood. Dann zischte er mit rauer, fast flüsternder Stimme. »›Entweder ihr zieht jetzt die Pistolen oder ihr pfeift den Dixie.‹«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an. »Ist das alles?«, fragte ich.
    Erstaunt sah er mich an. »Natürlich ist das alles!«
    »Nie gehört.«
    »Das gibt es nicht.«
    »Nein, wirklich. Ich habe den Satz noch nie gehört. Weißt du, ich gucke nicht oft alte Filme.«
    »So alt ist er nun auch wieder nicht.«
    Ich legte meine Hand auf seine Wange und rückte ein wenig näher an ihn heran. »Es sind die Pistolen, oder? Du hast ein Faible für Pistolen. Hast du je mit einer geschossen?«
    »Nein.« Er grinste verlegen. »Außer bei Halo 3 .«
    »Okay. Sag mir noch eins. Noch ein Zitat.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Hab keine Lust. Du willst dich nur auf meine Kosten amüsieren.«
    »Ach, jetzt komm schon, sei doch nicht so. Du bist echt schnell beleidigt.«
    »Bin ich nicht«, sagte Sagan und streckte sich ein wenig.
    »Wirklich, sofort schmollst du«, schimpfte ich. »Meine Mutter würde sagen: Austeilen kann er, aber einstecken nicht.«
    »Ich kann sehr wohl einstecken.«
    »Okay, dann verrate mir noch ein Zitat. Nicht irgendeins, sondern deinen Lieblingssatz. Sag mir deinen Lieblingssatz aus dem Film. Und ich schwöre, ich werde mich nicht darüber lustig machen.«
    Sagan sah mich argwöhnisch an. Ich hob die Hand und kreuzte die Finger. Er verdrehte die Augen. »Ich weiß jetzt schon, dass ich es bereuen werde«, sagte er. »Aber gut. Fast am Ende gibt es eine Stelle … eigentlich sollte ich sie nicht verraten …«
    »Ach, ich schau mir den Film sowieso nicht an.«
    »Also gut … Josey, du weißt schon, Clint Eastwood, Josey Wales ist ein Eigenbrötler, weil seine ganze Familie von Deserteuren umgebracht wurde. Im ganzen Film tut er so, als seien ihm alle und alles egal, und doch freundet er sich immer wieder mit Leuten an. Außenseiter, Eigenbrötler, wie er selbst, oder einfach Menschen, die Hilfe brauchen. Am Ende werden er und seine Freunde – Frauen, Kinder, alte Leute – von denselben Verbrechern, die Joseys Familie auf dem Gewissen haben, in einer Hütte festgehalten. Und dann sagt er … Er sagt … Warte … Nein, ich kann nicht …«
    »Doch, du kannst. Los, sag schon.«
    »Okay. Na gut, in Gottes Namen. Sie sind deutlich in der Unterzahl. Müssen also davon ausgehen, in der Hütte zu sterben. Und Josey …« Er fluchte. Ich ließ Sagan nicht aus den Augen … seine Augen glänzten. Kurz senkte er den Kopf, dann hob er ihn wieder und rief: »Es ist so blöd.«
    »Es ist nicht blöd. Ich möchte wissen, was Josey gesagt hat.«
    Er schluckte. »Okay, er hat so etwas gesagt wie: ›Wenn es übel aussieht und du

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