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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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noch andere mit?«
    »Die anderen sind alle schon zu Hause.«
    Sandland lächelt und nickt. »In Ordnung.«
    Und Bjarne, der sich so lange nach genau dieser Antwort gesehnt hat, erwidert ihr Lächeln und kann seine Begeisterung kaum verbergen.
    »Schön! Sagen wir in fünf Minuten?«
    Henning bleibt in dem Hauseingang stehen. Er ringt noch immer nach Atem. Ein Mann geht vorbei und sieht kurz zu ihm herüber, aber es dauert nur eine Sekunde, dann ist er aus seinem Blickfeld wieder verschwunden.
    Als er auf die Straße tritt, geht ein leichter Wind, aber er ist zu überwältigt von den Geschehnissen, um den Herbst in der Luft zu spüren. Autos schleichen auf der Suche nach Parkplätzen für die Nacht vorbei, aber Henning sieht auch sie nicht. Er setzt nachdenklich Schritt vor Schritt, während seine Schuhe Kies, Kippen und Dreck auf den Asphalt drücken.
    Die Leute, die Andreas Kjær bedrohen, stammen also aus Osteuropa. Das kann alles bedeuten. Tore Pulli wollte ihm etwas über den Brandstifter erzählen, aber noch bevor es dazu kam, wurde er umgebracht – ein inszenierter Mord von jemandem, der schon lange mit den Osteuropäern Geschäfte macht.
    Ørjan Mjønes.
    Steckt er auch hinter den Drohungen gegen Kjær?
    91
    Der Wagen bremst ganz behutsam, als wolle der Fahrer den Augenblick ganz bewusst in die Länge ziehen.
    Trine hat sich vorher nie Gedanken darüber gemacht, dass all ihre Privilegien Vergangenheit sein werden, sobald sie nicht mehr Justizministerin ist. Diesen Wagen wird sie ebenso vermissen wie seinen Fahrer.
    Trine sieht in den Rückspiegel und begegnet seinem Blick.
    »Ich danke Ihnen, Bjørn. Es war mir eine Ehre, mit Ihnen fahren zu dürfen.«
    »Ganz meinerseits«, sagt er.
    Er wirft ihr ein warmes Lächeln zu, und sie steigt aus. Über ihr hauchen die am Himmel treibenden Wolken dem schwarzen Dunkel Leben ein, und sie spürt, dass sie sich bereits nach dem morgigen Tag sehnt.
    Wie erwartet wimmelt es vor ihrem Haus von Presseleuten, aber dieses Mal kümmert sie sich nicht darum. Stattdessen hebt sie den Kopf und nickt einigen der Anwesenden zu, ohne sich von dem Lärm um sie herum ablenken zu lassen. Sie geht geradewegs auf die Tür zu, hinter der Pål Fredrik bereits auf sie wartet.
    Vielleicht wäre nichts von alldem geschehen, denkt sie, wenn sie damals die Wahrheit gesagt hätte. Vielleicht hätte sie ihn sogar überreden können?
    Keiner von ihnen ist davon ausgegangen, dass sie doch noch schwanger werden könnte. Sie hatten es so viele Jahre erfolglos versucht. Aber dann war sie plötzlich doch schwanger. Sie kann nicht recht sagen, wie es dazu kam, aber in diesem Moment hatte sie plötzlich das Gefühl, keine Kinder mehr zu wollen . Alles war auf einmal so unglaublich konkret. Ein neues Leben? Sie war sich nicht sicher, ob sie das schaffen und überhaupt eine gute Mutter sein würde. Hätte Pål Fredrik damals gewusst, was er jetzt über Trines Familie wusste, hätte er sie vielleicht sogar verstanden.
    Aber sie weiß auch, dass Pål Fredrik gern Vater geworden wäre, und diese Möglichkeit hat sie ihm genommen. Ohne mit ihm darüber zu sprechen.
    Jetzt nimmt er ihre Jacke, wie er es schon so oft getan hat. Eigentlich mag sie das nicht. Es gibt ihr das Gefühl, nur zu Besuch zu sein. Aber sie sind mehr als nur gute Freunde. Auf jeden Fall will sie mehr sein.
    Er führt sie ins Wohnzimmer, das von Musik aus unsichtbaren Lautsprechern erfüllt ist. Es ist Musik für andere Anlässe, für nettere Anlässe. Deshalb schaltet sie sie aus und holt tief Luft, ehe sie sich umdreht und einen Schritt auf ihn zugeht.
    Bjarne und Ella haben einen Tisch im Asyl bekommen. Donnerstagabends ist es dort immer ziemlich belebt, aber trotzdem gelingt es Bjarne, ihnen einen Zweiertisch neben dem Kamin zu sichern. Er bestellt zwei Bier und legt die gefalteten Hände vor sich auf den Tisch, während er versucht, Blickkontakt aufzunehmen. Aber sie sieht sich nur im Lokal um.
    »He«, sagt Bjarne lächelnd. »Das ist eigentlich mein Part.«
    »Was?«
    »Auch in der Freizeit nach Drecksäcken Ausschau zu halten.«
    »Oh.« Sandland lacht verlegen. »Immer im Dienst.«
    Ein Kellner kommt mit den Bieren.
    »Hast du auch Hunger?«, fragt Bjarne.
    Er spürt, dass er Lust hat, sie so lange wie möglich für sich zu haben, aber Sandland hebt abwehrend die Hand. Mit einem Kopfschütteln sieht Bjarne zurück zum Kellner, der sogleich wieder verschwindet.
    Es wird still am Tisch. Sandland nimmt einen Schluck und lässt ihren

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