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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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seinen Methoden distanzierte, hatte Linnea schon damals gedacht, dass Lex seine Art, die Wirklichkeit ein wenig auszuschmücken, übernommen hatte. Und vermutlich auch seinen verzweifelten Glauben, dass sich eine Sache bewahrheitete, wenn man nur fest genug daran glaubte und sowohl sich selbst als auch andere davon überzeugen konnte.
    Das Taxi hupte schon wieder, und Linnea riss sich los. Sie sah sich ein letztes Mal in dem Raum um. Er war so leer, dass man fast meinen könnte, Lex sei geflüchtet. Aber das konnte nicht stimmen, denn im übrigen Haus deutete nichts auf einen solchen Aufbruch hin. Eher schien es so, als sei nur der Kellerraum geräumt worden, um die Dinge an einen anderen Ort zu bringen oder die Spuren zu beseitigen. Mittlerweile zweifelte sie nicht mehr daran, dass Lex und ihr Mann in den illegalen Handel mit Antiquitäten und Kulturerbe verstrickt gewesen waren.
    Nach allem, was Linnea im Laufe der letzten Tage herausgefunden hatte, überraschte sie das eigentlich nicht. Offenbar wurde in Dänemark praktisch nichts dafür getan, die UNESCO-Konvention gegen den Handel mit illegalem Kulturerbe zu erfüllen. Und damit war Dänemark ein Paradies für Menschen, die ein Vermögen damit verdienten, gestohlene Kunstschätze und illegal ausgegrabene antike Funde an Sammler und Museen weiterzuverkaufen. Darüber hinaus hatte das Land erst vor kurzem, mit fünfzehnjähriger Verspätung, das sogenannte UNIDROIT-Gesetz unterschrieben, das festlegte, dass gestohlene Kulturgüter noch fünfzig Jahre nach dem Diebstahl zurückgefordert werden konnten. Mit dieser Verzögerung hatte Dänemark jahrelang dafür gesorgt, den illegalen Handel zu einem der lukrativsten Märkte der organisierten Kriminalität zu machen.
    Vielleicht war der ermordete Iraker ein Gehilfe von Lex und Jonas gewesen. Oder er hatte die Kontakte gehabt und die Ware besorgt, mit der sie handelten. Das luxuriöse Heim verdeutlichte jedenfalls, dass es ein einträgliches Geschäft gewesen sein musste.
    Sie nahm ihren Blackberry und rief Thor an.
    »Ich habe jetzt keine Zeit, mit dir zu sprechen.«
    »Du musst! Lies mal deine Mails und ruf mich dann zurück.«
    Linnea ging zu dem ungeduldig wartenden Taxifahrer zurück. Kaum dass sie sich hineingesetzt hatte, rief Thor bereits zurück. Er hatte hektisch geklungen, als sie ihn angerufen hatte, aber der Polizist und die Neugier in ihm hatten gesiegt und er hatte sich das angesehen, was sie ihm geschickt hatte. Teils waren es Bilder von der Tontafel, teils Notizen von ihren Besuchen im Auktionshaus Ellemose und Christian Schimmelmann. Und zu guter Letzt hatte sie auch die Mail vom Handelsregister weitergeleitet, obwohl sie davon ausging, dass die Polizei diese Sache längst selbst herausgefunden hatte. Sie erklärte Thor, was sie in Virum gefunden hatte. Thor klang müde, als er noch einmal von der vermuteten Verschwörung im Irak erzählte, die seiner Meinung nach hinter dem Mord an Khalid und schließlich auch dem Mord an Jonas steckte.
    Linnea protestierte.
    »Aber damals kam es doch gar nicht zum Prozess. Das hat Lex mir selbst erzählt. Natürlich erzählt sie viel, wenn der Tag lang ist, aber diese Sache kann man doch wohl untersuchen. Und wenn Jonas damals freigesprochen worden ist, kann es doch auch keine Konspiration geben.«
    »Allerdings hat sie selbst mich genau darauf aufmerksam gemacht.«
    Linnea zögerte.
    »Was? Das kann nicht sein.«
    »Vielleicht kennst du deine Freundin weniger gut, als du glaubst.«
    52
     
    N ormalerweise kehrte Peggy-Lee Wu nie zu einem Tatort zurück. Aber in diesem Fall hatte es vielleicht sogar einen geradezu therapeutischen Effekt. Außerdem musste sie zwangsläufig ihrem Zielobjekt folgen. Als sie sah, wie das Auto in einigem Abstand vor ihr hielt, wendete Peggy-Lee ihren gemieteten Golf und parkte ein gutes Stück weiter entfernt. Sie zog es vor, das letzte Stück zum Lagergebäude zu Fuß zu gehen, damit sie unbemerkt blieb und den Kampfablauf selbst bestimmen konnte.
    In fünf Stunden würde sie in einem Flugzeug sitzen – diesmal mit dem Ziel Lissabon. Und sie musste sich eingestehen, dass sie sich freute, diese verzwickte Angelegenheit endlich hinter sich zu bringen. Nur selten hatte sie so ungeduldig darauf gewartet, einen Auftrag abzuschließen, und selten war sie persönlich so sehr involviert gewesen. Aber bald war es geschafft. Peggy-Lee lächelte vor sich hin, als sie die Autotür schloss. Bevor sie aus der Garage der Mietwagenfirma gefahren war,

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