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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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hatte.
    Doch diese beiden starken Kräfte strebten in entgegengesetzte Richtungen, und so konnte es nicht weitergehen. Firaz musste so schnell wie möglich aus dem Spiel verschwinden. Dieser Meinung wäre Lex sicher auch.
    Jonas erhob sich, klopfte Tannennadeln und Laub von seiner Kleidung und lief los, sein Auto zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht verstanden, dass es von nun an keinen Weg mehr zurück gab.
    13
     
    B itte verzeihen Sie die Verspätung, aber ich glaube, Sie werden mir gleich zustimmen, dass sich das Warten gelohnt hat.«
    Mit klopfendem Herzen war Linnea durch die Glastür des Konferenzraums in der Abteilung für Forensische Anthropologie gestürzt. Natürlich war sie zu Hause auf der Matratze doch noch eingeschlafen und musste anschließend zum Gammeltorv stürmen, um dort ein Taxi anzuhalten. Jetzt blieb ihr nur eins, nämlich so zu tun, als wäre nichts. Also beeilte sie sich, ihr MacBook aus der Tasche zu ziehen und es auf den Konferenztisch zu stellen, ohne die Wartenden auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Mit einem schnellen Handgriff schaltete sie das Smartboard an der Wand ein und vergewisserte sich, dass die drahtlose Verbindung funktionierte. Dann klappte sie ihren Laptop auf und klickte auf das Cranio-Construct-Icon. Sie registrierte die völlige Stille im Raum. Erst als sie alles eingerichtet hatte, sah sie wieder auf und blickte die vier Männer an, die am Tisch versammelt waren.
    »Warum können Sie uns nicht einfach einen normalen Bericht schicken?«
    Die Frage kam natürlich von Richard Bodilsen, der als Leiter der Voruntersuchung keinen Hehl daraus machte, dass er Linneas Vorführung für reine Zeitverschwendung hielt. Svend-Erik Nikolajsen dagegen blieb stumm. Er war der stellvertretende Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts, dem die Abteilung für Forensische Anthropologie formal unterstellt war. Sie hatte ihn ins CC gesetzt, als sie das Meeting einberief, um sicherzugehen, dass er bemerkte, wie weit sie auf ihrem Gebiet voraus war. Neben ihm saß Polizeihauptmeister Tage Ewald von der Mordkommission, von dem sie lediglich wusste, dass er ein alter Hase war und zu der Gruppe gehörte, die den Fall behandelte. Und dann gab es noch einen vierten Zuhörer, den Linnea mit Sicherheit nicht eingeladen hatte.
    »Erzähl erst mal, was du herausgefunden hast«, bat Vizekommissar Thor M. Dinesen, der blaue Augen hatte und erste graue Strähnen in seinem kurzen Haar. Linnea ertappte sich dabei, ihn zu lange anzustarren und anschließend hastig wegzusehen. Sie war viel zu verwirrt, um darüber nachzudenken, welche Signale sie damit aussandte.
    Dann zwang sie sich selbst dazu, endlich loszulegen.
    »Später wird uns noch genug Zeit für Fragen bleiben. Aber zunächst möchte ich Ihnen gern eine Person vorstellen, die Sie garantiert sehnlichst kennenlernen möchten. Die Rede ist natürlich vom Skelett aus dem Lammefjord. Mit einem Namen kann ich Ihnen nicht dienen, aber mit einem Gesicht!«
    Und dann projizierte sie das Bild an die Wand. Die Augen waren von jener Ausdruckslosigkeit, die allen computergenerierten Porträts eigen ist, doch das minderte keineswegs den enormen Eindruck, den das Bild machte. Erneut wurde es still im Raum, aber diesmal hatte das Schweigen eine andere Qualität. Es war eine bedeutungsschwangere Stille, während der die vier Männer im Raum überrascht versuchten, den Anblick zu verarbeiten, der sich ihnen bot: Das Bild zeigte einen Mann Ende dreißig mit markanten Wangenknochen und eingefallenen Wangen, auf denen ein Hauch von Bart lag. Er wirkte nicht abgemagert, eher auf eine maskuline Weise kantig. Sein Haar war schwarz und kurz geschnitten, und er hatte eindeutig arabische oder nahöstliche Züge. Die Reaktion der Männer übertraf Linneas Erwartungen, aber genau so hatte sie wahrscheinlich auch reagiert, als sie zum ersten Mal mit einer computergenerierten kraniofazialen Rekonstruktion konfrontiert wurde. Sie glich um ein Haar einem Foto von einer lebendigen Person, und genau das machte den Unterschied. Zeichnungen oder modellierte Gesichter hatten immer etwas Künstliches an sich, was dazu führte, dass man sich automatisch distanzierte. Dieses Bild dagegen erzeugte eine nahezu vollkommene Illusion von Lebendigkeit und Wirklichkeit.
    Man zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass dies tatsächlich ein echter Mensch war. Es war, als würde der Tote wieder lebendig.
    »Was sollen wir damit anfangen?«, fragte Bodilsen. »Ist das nicht ein reines

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