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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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dieser Fall nicht eintritt, oder? Hör mal zu. Vor heute Abend kann ich nicht wieder zu Hause sein. Du drehst jetzt um und fährst nach Hause. Und du wirst nichts ohne mich unternehmen. Verstanden?«
    Er murmelte zustimmend und legte auf. Jetzt hatte er immerhin klare Anweisungen. Er blinkte, bog erneut auf die Autobahn und nahm die nächste Abfahrt, um wieder zurückzufahren. Lex hatte recht. Er sollte einfach nur nach Hause fahren. Vielleicht konnte er sogar eine Weile schlafen. Die letzten Nächte hatten schwer an ihm gezehrt, und als er in den Rückspiegel des Autos blickte, sah er in rotgeäderte Augen mit tiefen, dunklen Augenringen. Wenn er wenigstens ein bisschen schlafen könnte, würde er auch klarer denken und sich nicht mehr so irrational aufführen wie heute Vormittag. Lex’ Stärke hatte stets einen beruhigenden Einfluss auf ihn gehabt. Obwohl es ihn in gewisser Weise auch erschreckte, dass sie selbst in den heikelsten Situationen noch so überlegt handeln konnte. Gleichzeitig aber brachte genau diese Art der Problemlösung sie mitunter in noch unüberschaubarere Situationen.
    Schließlich war es Lex gewesen, die ihre gemeinsamen Ambitionen bis zu diesem Punkt getrieben und dafür gesorgt hatte, dass er jetzt um ihrer beider Leben fürchtete.
    16
     
    S elbst unter Wasser musste Kevin Love noch zufrieden in sich hineingrinsen. Man konnte nie ahnen, wie sich ein Geschäft entwickelte. Dieses hier hatte vor vier Jahren im Irak begonnen, und jetzt war er gekommen, um es abzuschließen. Oder besser gesagt, um sich zu vergewissern, dass die Sache ein für alle Mal sauber zu Ende gebracht wurde. Das Geschäft hatte ausgezeichnet floriert, war dann aber aus dem Ruder gelaufen, und für so etwas hatte er keine Kapazitäten übrig.
    Er holte zwischen zwei Schwimmzügen Luft, ehe er wendete und sich wieder abstieß. Die Bahn war nur fünfzehn Meter lang, was zum Kraulen eigentlich zu wenig war. Der Rhythmus wurde ständig unterbrochen, so dass man nie die nötige meditative Ruhe fand, um zu entspannen und die Herausforderungen angehen zu können, die einen sonst ablenkten. Er zog die professionellen 50-Meter-Bahnen vor, aber von einem Hotel in Kopenhagen durfte man natürlich nicht allzu viel erwarten. Wahrscheinlich musste er froh sein, dass das D’Angleterre überhaupt ein Schwimmbecken im Kellergeschoss beherbergte, in dem er seine täglichen Bahnen schwimmen konnte. Das alte Hotel mit Aussicht auf den Kongens Nytorv galt als das mondänste Haus am Platz, was seiner Meinung nach nicht viel aussagte. Er hatte schon einmal in diesem Hotel gewohnt, das in gewisser Weise so klein und provinziell war, dass es schon fast wieder charmant war.
    Das Schwimmbecken war nur für eine halbe Stunde reserviert. Mehr ließ sich ohne eine längere Vorlaufzeit nicht einrichten, und er hatte keine Lust gehabt, deswegen eine Szene zu machen. Als Entschädigung wollten sie ihm nach dem Schwimmen eine Flasche Dom Pérignon bereitstellen, ohne sie extra zu berechnen. Er registrierte zufrieden, dass der Champagner bereits auf einem Tischchen neben der Sauna in einem Kühler auf ihn wartete. Es war ein 2000er-Jahrgang. Na meinetwegen, dachte er, schenkte sich ein halbes Glas ein und kippte es in einem Zug herunter, noch bevor er sich den Bademantel überstreifte. Dann holte er seinen PalmPilot aus der Tasche.
    In etwas mehr als einem Tag wäre der Fall gelöst, und er konnte Kopenhagen wieder verlassen. Vollständig gelöst. Ihn hatte es fast in den Fingern gejuckt, den Auftrag selbst zu erledigen. Früher hätte er solche Probleme noch höchstpersönlich aus der Welt geschafft. Aber seit er zum letzten Mal jemanden getötet hatte, war viel Zeit vergangen. Sein letztes Opfer war ein philippinischer Großhändler gewesen, der sich etwas zu geizig gezeigt hatte. Die Sache war schnell überstanden gewesen. Nicht mit Waffen oder ausgeklügelten Plänen, die in letzter Sekunde schiefgehen konnten. Nur ein paar neue Kalbslederhandschuhe und dann ein ungläubiger Blick des Philippinen, als Kevin Love das Glas, mit dem sie gerade angestoßen hatten, fallen ließ und seine Hände noch in derselben Bewegung zu seinem Hals schnellten und zudrückten.
    Aber das war wie gesagt mehrere Jahre her. Skrupel gegenüber Liquidierungen hatte er keineswegs. Ein Geschäftspartner, der seinen Pflichten nicht nachkam oder versuchte, einen größeren Teil des Kuchens abzubekommen, wusste ziemlich genau, was für ein Risiko er einging, welches Schicksal ihm

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