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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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Mandarina-Duck-Trolley und eine edle Schultertasche aus dunkelbraunem Leder. Als sie die Rolltreppe nach unten fuhr und sich an der Passkontrolle in der Ankunftshalle anstellte, ließ sie ihren Blick prüfend durch den großen Raum schweifen. Es waren drei Polizisten in Sichtweite, und in den Schalterhäuschen an der Passkontrolle saßen vermutlich nur wenige weitere Beamte. Keiner von ihnen schien sie groß zu beachten. Sie lächelte vor sich hin und rückte in der Schlange vor. Wenn man sich tatsächlich um die Sicherheit sorgte, war das Niveau der Zoll- und Sicherheitskontrollen an den internationalen Flughäfen erschreckend niedrig. Die Terrorgesetze der letzten Jahre hatten es zwar erschwert, Waffen im Gepäck zu transportieren. Aber sie zog es sowieso vor, nicht mit ihrer vollen Ausrüstung zu reisen.
    Peggy-Lee Wu betrachtete ihr Spiegelbild in der dunklen Glaswand, die die Wartenden vom Rest des Flughafens abschirmte, und richtete ihren akkurat geschnittenen Pony. Die Schlange war zum Stehen gekommen, weil der Polizist am Schalter weiter vorn einen arabisch aussehenden Mann zu den Details seines Aufenthaltes in Dänemark befragte. Es war nicht das erste Mal, dass Peggy-Lee ihre Abstammung zum Vorteil gereichte, wenn sie an einem ausländischen Flughafen ankam. Niemand hatte genug Phantasie, um einem kleinen schlitzäugigen Mädchen etwas Böses zu unterstellen. Noch dazu, wenn es einen Rollkragenpullover und einen Faltenrock trug. Und sollte dennoch jemand auf die Idee kommen, einen genaueren Blick auf ihr Gepäck zu werfen, und dabei ihr Beautycase untersuchen, würden nur die wenigsten Zöllner die Einzelteile eines für ein Heckler & Koch PSG1A1 spezialgefertigten Hensoldt-Zielfernrohrs erkennen.
    Durch ihre militärische Ausbildung war Peggy-Lee eigentlich besser mit einer M40 vertraut. Doch ihre Bedürfnisse hatten sich geändert, als sie sich selbst vor sechs Jahren aus dem US Marine Corps entließ. Für den Wechsel der Waffe gab es mehrere gute Gründe. Zum einen die alberne, kindliche Freude darüber, das Original unter den modernen Sniper-Gewehren zu verwenden. Das PSG1 war der Legende nach als Reaktion auf das Massaker bei den Olympischen Spielen in München 1972 entwickelt worden. Das Blutbad hätte verhindert werden können, so glaubte man, wenn die deutsche Polizei schnellere Waffen besessen hätte, um die Terroristen unschädlich zu machen, bevor sie ihre Geiseln ermorden konnten. Nach der Katastrophe hatte Heckler & Koch das halbautomatische PSG1 konstruiert, das sich durch eine hohe Zielgenauigkeit und Platz für mehrere Kugeln im Magazin auszeichnete. Aber Peggy-Lee war natürlich viel zu professionell, um ihre Waffe allein aus romantischen Motiven auszuwählen. Vor einigen Jahren hatte Heckler & Koch ein verbessertes Modell auf den Markt gebracht, und die Armeegewehre, die sie von früher gewohnt war, waren für lange und häufig strapaziöse Transporte und Treffsicherheit aus großer Distanz entwickelt worden. Bei ihren jetzigen Jobs waren jedoch meistens andere Anforderungen wichtig.
    Peggy-Lee schwang ihre Tasche über die Schulter und lächelte den übergewichtigen Polizisten an, der sie müde zu seinem Schalter winkte. Sie reichte ihm ihren geöffneten Pass und ging davon aus, gleich in den belebten Ankunftsbereich weitergehen zu können.
    »Einen Moment, Miss Koga.«
    Wie die meisten Skandinavier sprach der Mann mit einem etwas holprigem Akzent, und die Hand, mit der er ihr bedeutete, zu warten, war größer als ihr Kopf. Sie spürte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg, als er den Hörer hob, wusste aber nach jahrelangem Training, dass selbst der aufmerksamste Beobachter in ihrem Gesicht keine Veränderung feststellen würde. Der Mann redete in seiner merkwürdigen, schleppenden Sprache, von der sie nur einzelne Brocken aufschnappen konnte. Er lächelte nicht. Sein feistes, rotgeädertes Gesicht war ohne Mimik.
    »In Ordnung, Miss, aber geben Sie in Zukunft bitte besser auf Ihren Pass acht. Er ist ein wichtiges Dokument, verstehen Sie?«
    Seine Stimme war genauso ausdruckslos wie sein Gesicht, und seine Zurechtweisung wirkte nicht sehr engagiert. Sie lächelte ihn reuevoll und dankbar an. Dann nahm sie ihren Pass und eilte innerlich fluchend weiter. An einer Seite des Passes hatte sich der Leim aufgelöst. Das war das letzte Mal, dass sie bei diesen Amateuren eingekauft hatte! Peggy-Lee Wu holte ihr iPhone hervor und prüfte den Stand ihres Kontos auf den Caymaninseln. Zufrieden

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