Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
Vom Netzwerk:
verdammt. Modelle von Dinosauriern und Riesenkraken und solche Sachen, in Lebensgröße. Wirklich sehr merkwürdig. Aber lass uns reingehen und die Leiche ansehen. Der Rechtsmediziner müsste eigentlich fertig sein.«
    Daniel Kraus blieb einen Moment stehen und starrte in die Dunkelheit, aber allmählich wurde auch er wach. Unter seinen schweren Augenlidern blitzte jetzt die Neugier auf – der alles bestimmende Drang, immer genau herausfinden zu wollen, was geschehen war. Das war einer der Gründe, warum Thor die Zusammenarbeit mit dem gleichaltrigen Kollegen immer mehr schätzen gelernt hatte.
    »Und was ist mit dem Typen, der versucht hat, von hier abzuhauen?«
    »Ich zweifle daran, dass er der Täter ist. Er war völlig bekifft und kam gerade von einem Konzert. Das können wir leicht nachprüfen. Und wenn es stimmt, glaube ich nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hat. Wer nimmt schon eine Pistole mit zu einem Konzert und erschießt anschließend jemanden, der ihm zufällig über den Weg läuft. Ich glaube, dass er die Leiche gefunden hat, genau wie er behauptet, und dann plötzlich in Panik geriet. Wahrscheinlich war er einfach nur verkatert und paranoid von dem vielen Haschisch, und dann hat er auch noch einen Schock erlitten. Er ist nicht unser Mann.«
    27
     
    D as ausgediente Segelboot wirkte völlig verlassen, und Peggy-Lee war anscheinend nicht die Erste, die darauf Zuflucht suchte. Die Tür war schon vor langer Zeit aufgebrochen worden, und auf den Planken lagen leere Bierdosen herum. Im ganzen Boot roch es moderig, und alles war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Doch solange das bedeutete, dass niemand sie stören würde, passte ihr das ausgezeichnet.
    Vorsichtig zog sie die zerschlissenen geblümten Gardinen vor, damit sie sich frei bewegen konnte. Sie erkundete dann die Kombüse, die direkt an die große Kajüte anschloss, die einmal als Speisesaal gedient haben musste. Peggy-Lee öffnete nacheinander jeden der kleinen Oberschränke und fegte mit ihrem unverletzten Arm Stricke, vergilbte Kreuzworträtselhefte und einen Würfelbecher zu Boden. Sie jubelte innerlich, als sie ein Plastikkörbchen mit Konserven entdeckte. Es schien, als hätten ihre Vorgänger andere Bedürfnisse gehabt als Hunger. Oder sie waren einfach nur weniger verzweifelt gewesen als Peggy-Lee. Sie prüfte das Haltbarkeitsdatum auf einer Dose, die aussah, als enthielte sie Thunfisch, und beschloss dann, sich nicht weiter mit Details aufzuhalten. Eine rostige Schere musste als Dosenöffner herhalten, und ein Glas braunes Wasser aus dem Hahn rundete die Mahlzeit ab.
    Bereits nach der ersten Dose fühlte Peggy-Lee sich gestärkt und dankte den militärischen Feldrationen dafür, dass sie ihren Magen abgehärtet hatten. Nun brauchte sie all ihre Kräfte für den nächsten Punkt auf der Tagesordnung und wagte gar nicht daran zu denken, wie viel Blut sie wohl verloren hatte. Sie durchsuchte ein weiteres Mal die Schränke und fand einen kleinen Verbandskasten, der, wie sich bei näherer Untersuchung herausstellte, allerdings nur eine große Rolle Heftpflaster und eine stumpfe Schere enthielt. Keine große Hilfe. Peggy-Lee wühlte weiter, bis sie schließlich eine alte Nagelbürste sah, die sie für ihr Vorhaben verwenden konnte. Hinter einem Stapel stinkender Rettungswesten entdeckte sie eine Flasche mit einer braunen Flüssigkeit, die von den früheren Eindringlingen übersehen worden war. Sie enthielt unverkennbar starken Alkohol, der ihr ebenfalls nützlich sein konnte.
    Peggy-Lee setzte sich auf das Polster am Esstisch, um vorsichtig den Verband von ihrem Arm zu entfernen. Der Stoff wollte sich nicht lösen, er hatte sich bereits mit der Wunde zu einer Kruste aus Schorf und Eiter verbunden. Sie holte tief Luft und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Der Alkohol brannte in ihrem Magen und hinterließ einen bitteren Geschmack im Mund. Aber er betäubte. Die Sache würde schmerzhaft werden, doch wenn sie die Wunde nicht reinigte, hätte sie bald schon eine fiebrige Infektion und somit das nächste Problem.
    Also riss sie den Stoff mit einem Ruck ab und schrie vor Schmerz auf. Sie zog ihr Oberteil aus und wankte mit der Nagelbürste in der linken Hand und der Flasche unter dem Arm zum Waschbecken. In kurzen Abständen musste sie vor Schmerz aufheulen. Dann tränkte sie die Bürste mit Alkohol, glitt auf den Boden, stopfte sich ihr Oberteil in den Mund, biss fest darauf und bürstete mit energischen Bewegungen über die

Weitere Kostenlose Bücher