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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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und sah Linnea mit leerem Blick an. Sie starrte sie nur an, als sehe sie ihre Freundin zum ersten Mal. Linnea ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Es ist die Polizei. Ich verstehe das nicht. Bitte sprich du mit ihnen.«
    Anstatt Linnea das Handy zu reichen, stellte sie es aus und umklammerte es mit der Hand. Sie ließ sich wieder auf das Sofa fallen und starrte in die Luft.
    »Sie sagen, er wäre tot.«
    30
     
    D ie Tür zum Kühlraum fiel hinter Kevin Love ins Schloss, und er lief den gefliesten Korridor entlang zum Aufzug, der ihn nach oben bringen würde. Weg von dem beklemmenden, unterirdischen Raum, in dem eine Leiche neben der anderen untergebracht war. Sein Informant bei der Polizei hatte die Wahrheit gesagt, aber das war auch das Einzige, dessen Kevin Love sich sicher sein konnte. Der Tote, zu dem er problemlos gefunden hatte, warf eigentlich mehr Fragen auf, als er beantwortete. Und das war nicht gerade zufriedenstellend.
    Schon am Tag zuvor hatte Kevin Love seinen Kontakt in der dänischen Rockerszene angezapft. Der Typ hatte einen guten Draht zur Polizei und schuldete ihm einen Gefallen. Deshalb war Kevin Love von einer sicheren Nummer aus auf seinem Zimmer im D’Angleterre angerufen worden. Der Kontakt sprach ein ziemlich miserables Englisch und wollte seinen Namen nicht nennen. Wahrscheinlich glaubte er, das garantiere ihm Anonymität und Sicherheit. Er hatte Kevin Loves Fragen nicht beantworten können, aber an diesem Morgen hatte er ihn erneut angerufen, merklich erregt.
    »Woher wussten Sie das?«, hatte er wissen wollen. »Er wurde doch erst letzte Nacht gefunden.«
    »Ich muss lediglich wissen, ob er Jonas Holm Neergaard heißt«, hatte Kevin Love gesagt. »Das ist alles.«
    Der andere zögerte, ehe er fortfuhr: »Und was bekomme ich dafür, dass ich den Namen weitergebe? Die Öffentlichkeit hat bisher keine weiteren Informationen über den Toten erhalten. Die Pressekonferenz findet erst morgen statt.«
    »Du kannst froh sein, dass du nichts dafür bekommst«, erwiderte Kevin Love langsam. »Und jetzt beantworte gefälligst endlich meine Frage!«
    Nach einer ganzen Weile bestätigte der andere die Angabe und erklärte, die Leiche werde im Rechtsmedizinischen Institut aufbewahrt. Kevin Love dankte ihm kurz für die Hilfe und redete den Mann zum Abschied bewusst mit seinem vollen Namen an, damit er sich bloß nicht allzu sicher fühlte. Dann legte er auf.
    Eigentlich hätte er sich damit begnügen können, dass ein Informant aus Polizeikreisen bestätigte, dass es sich bei dem gefunden Mordopfer tatsächlich um Neergaard handelte. Aber diesmal verspürte Kevin Love einen besonderen Drang, auf der sicheren Seite sein zu wollen. Insbesondere jetzt, da seine Spezialistin entgegen der Vereinbarung nichts von sich hatte hören lassen, nachdem sie die Aufgabe erledigt hatte. In dieser Sache war schon genug verpfuscht worden, und wenn es eins gab, was Kevin Love verabscheute, dann war es Stümperei. Diese Aversion war auch ein wichtiger Grund dafür gewesen, seinerzeit sein eigenes Geschäft aufzuziehen. Der Falklandkrieg hatte den Ausschlag gegeben. Normalerweise interessierte ihn Politik nur in dem Umfang, in dem sie seine Arbeit beeinflusste. Aber der Falklandkrieg war ein reiner Alptraum gewesen, der ihn ernsthaft dazu bewegt hatte, seinen Kurs zu ändern.
    Das lag zum einen an der Erfahrung, dass es bei diesem Krieg um nichts anderes ging, als irgendwelche Prinzipien im Zusammenhang mit ein paar Inseln am Ende der Welt aufrechtzuerhalten. Bei der SAS hatten sie ihr Leben riskiert und dafür trainiert, der Weltelite der Fallschirmjäger anzugehören, aber mit welchem Gewinn? Seine Erlebnisse waren nicht mit seiner Auffassung vereinbar gewesen, dass alles, was man sich im Leben vornahm, ein Ziel haben sollte. Aber was warf so ein Krieg schon ab? Kein Geld, keine Ehre, nichts. Das größte Problem hatte allerdings darin bestanden, dass sie mit einer geradezu grotesk minderwertigen Ausrüstung losgeschickt worden waren. Die Stiefel der normalen Soldaten waren so desolat, dass sie beim Marschieren auseinanderfielen. Den Fallschirmspringern wurden vor ihrem Landgang Neun-Millimeter-Maschinenpistolen ausgehändigt; eine Waffe, die für Kämpfe in der Stadt hervorragend geeignet, in der offenen Landschaft jedoch nicht zu gebrauchen war. Als sie schließlich ankamen, konnten sie nichts anderes tun, als sich die argentinischen 7.62-Millimeter-Maschinengewehre und die dazugehörige Munition

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