Verleumdung
reden. Außerdem schien Lex zum ersten Mal an diesem Tag nicht weinen zu müssen. Was nicht bedeutete, dass sie nicht über Jonas sprach. Ganz im Gegenteil, sie schwelgte in Erinnerungen darüber, was für eine schöne Zeit sie gehabt hatten. Und sie kam immer wieder darauf zurück, wie sie sich in einem Wintersportdomizil begegnet waren, in dem sie mit ein paar Freunden Urlaub gemacht und er an der Bar gejobbt hatte.
»Das war wirklich richtig romantisch! Er war mir natürlich aufgefallen, weil er so gut aussah. Aber eines Abends rettete er mich vor einem total ekligen Typen, der die ganze Woche an mir geklebt hatte und der mich einfach nicht in Ruhe lassen wollte. Ich beschwerte mich an der Bar über diesen Typ, und am nächsten Tag war er aus dem Hotel geflogen und ohne jede Vorwarnung nach Hause geschickt worden. Jonas verlor natürlich kein Wort darüber, aber ich wusste, dass er dahintersteckte. Und ich dachte: so ein Mann, der würde alles für den Menschen tun, den er liebt.«
Lex lächelte Linnea schief an und fügte hinzu: »Und das kann ich von meiner eigenen Familie ja nicht gerade behaupten. Na ja, am nächsten Tag jedenfalls habe ich ihn den anderen als den Mann vorgestellt, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Und ich meinte es ernst.«
Man konnte nicht genau wissen, wie viel von ihrer Geschichte stimmte. Linnea erinnerte sich noch deutlich daran, wie Lex ihrer Mutter erzählt hatte, dass sie gleich am Einführungstag am Gymnasium gewusst habe, dass Linnea die Freundin fürs Leben sei. In Wirklichkeit hegte Linnea den Verdacht, dass Lex nur deshalb nicht von ihrer Seite gewichen war, weil sie zufällig erfahren hatte, dass Linneas Vater Diplomat und damit hin und wieder bei Empfängen eingeladen war, bei denen mitunter auch Angehörige des Königshauses auftauchten. Trotzdem hatte Lex sich in der folgenden Zeit als loyale und treue Freundin erwiesen. Linneas Gedanken wurden durch ein Handyklingeln unterbrochen.
»Entschuldige mich bitte, aber das wird wohl was Geschäftliches sein«, sagte Lex.
»Und ich dachte, nur ich würde die ganze Zeit arbeiten! Du solltest die Sache jetzt wirklich mal etwas ruhiger angehen, Lex.«
»So ist das eben als Selbständige.«
Lex lächelte abwehrend, stand auf und ging in das andere Zimmer, um den Anruf entgegenzunehmen. Linnea blieb sitzen und überlegte einen Moment, ob sie noch was essen sollte, ließ es dann aber sein. Sie suchte den Blickkontakt zu Lex, um sich von ihr zeigen zu lassen, wo die Toilette war, aber ohne Erfolg. Also stand sie auf, ging in den Flur und sah sich um. Sie öffnete vorsichtig alle drei Türen, die jedoch zu einem Büro, einem Gästezimmer und dem Schlafzimmer führten. Dann versuchte sie es bei einer vierten Tür, hinter der eine Treppe lag, die in einen Keller führte. Vorsichtig schaltete sie das Licht ein und ging die Treppe hinunter. Es schien zumindest keine normale, verstaubte Kellertreppe zu sein, also bestand vielleicht die Chance, dass es dort unten eine Toilette gab. Doch als sie unten ankam, bot sich ihr ein ganz anderer Anblick.
Selbst im Halbdunkeln konnte sie erkennen, dass der Raum riesig war. Er musste weit über die Grundfläche des Hauses hinausgehen und zum Teil unter dem Garten liegen. Sie drückte auf einen Lichtschalter, woraufhin der Raum von einer Reihe kleiner Strahler erleuchtet wurde. Sie trat ein paar Schritte vor und stellte fest, dass es typisch für Lex war, einen solchen Raum einzurichten, der wie ein Museumssaal oder Ausstellungsraum aussah.
»Was sagst du zu einem Latte? Oder möchtest du lieber einen Cappuccino?«, hörte Linnea Lex von oben rufen und knipste das Licht aus. Schnell lief sie die Treppe hinauf und ging zu Lex, die in der Küche damit beschäftigt war, eine Espressomaschine mit Bohnen zu füllen.
Linnea war eigentlich neugierig zu erfahren, was das für ein geheimnisvoller Raum im Keller war und wofür er benutzt wurde, aber im Moment war ein anderes Problem viel dringlicher.
»Wo versteckst du bloß dein Badezimmer?«
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N och immer sprachen alle von der Mordkommission, obwohl sie mittlerweile offiziell »Abteilung Mord der Einheit für personengefährdende Kriminalität« hieß. Diese Abteilung war für alle Fälle von Mord, Gewalt und Sexualverbrechen zuständig. Dazu gehörte außerdem eine spezielle Abteilung für Brandstiftung. Wer auf die geschmacklose Idee gekommen war, ausgerechnet ihren Flur auf dem Politigården blutrot zu streichen, wusste Thor
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