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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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nicht. Natürlich sollte es dazu dienen, in diesem labyrinthischen Bau die Unterscheidung der einzelnen Abteilungen zu erleichtern. Aber eigentlich fand man sich schnell in den Rotunden und Sackgassen des Gebäudes zurecht.
    Thor öffnete die Tür zu Tage Ewalds Büro und fragte: »Wolltest du gerade gehen, oder hast du eine Minute?«
    »Tja, eigentlich sollte ich überhaupt nicht hier sein, aber du weißt ja, wie das ist.«
    Thor holte sich einen Stuhl und setzte sich.
    »Ich habe gerade den Bericht vom Militärgericht durchgelesen«, begann Thor. »Es geht um einen vermeintlichen Fall von Folter, in den das dänische Bataillon in Basra 2006 verwickelt war. Einer der involvierten Offiziere heißt Jonas Holm Neergaard. Und das ist der Mann, den wir heute Morgen auf der Refshaleinsel gefunden haben.«
    »Folter?«
    »So würden die Streitkräfte das allerdings nicht nennen. Du weißt, die Armeeleute sind mit diesen Dingen sehr vorsichtig. Jedenfalls haben sie damals aber versucht, zwei Soldaten zu überführen, darunter auch Neergaard, und zwar wegen ›Pflichtversäumnis von besonderer Schwere‹ nach Paragraph 15 des Militärgesetzes. Sie hatten den irakischen Gefangenen in mehreren Fällen Essen und Trinken verweigert und ihnen befohlen, ›gesetzlich nicht zugelassene, stressverursachende Körperhaltungen‹ einzunehmen. Beispielsweise stundenlang zu knien, während man sie anschrie, und solche Sachen. Es existieren aber auch Andeutungen von gröberen Vergehen, Schläge mit Gewehrkolben auf die Fußsohlen, Verbrennungen durch Zigaretten und Ähnliches, aber das hat man anscheinend wieder aus der Anklageschrift entfernt. Offenbar gab es darüber nur lose Gerüchte, während es für die anderen Vorfälle Zeugen gab.«
    Der Polizeibeamte zuckte mit den Schultern, als wolle er signalisieren, dass das zwar interessant klinge, er aber nicht begreife, was es mit ihm zu tun habe.
    »Bei allen Verhören war natürlich ein irakischer Dolmetscher anwesend. Seine Zeugenaussage hatte in dem Verfahren zentrale Bedeutung, da er überall dabei gewesen war. Und sie wurde nicht weniger wichtig dadurch, dass er sie ganz plötzlich zurückzog und damit großen Einfluss darauf hatte, dass es nie zu einer fertigen Anklageschrift kam. Sein Name ist Firaz Khalid. Schon mal gehört?«
    Ewald gab einen beeindruckten Pfiff von sich.
    »Die Leiche vom Lammefjord!«, sagte er dann. »Die beiden kannten sich? Gibt es etwa eine Verbindung zwischen den beiden Morden?«
    »Ich weigere mich, zu akzeptieren, dass es sich dabei um einen Zufall handelt, und werde die Sache ab sofort übernehmen. Diese Ermittlungen müssen als Gesamtkomplex behandelt werden. Ich hätte dich gerne als Verbindungsglied in der Gruppe. Du warst dabei, als das Skelett gefunden wurde, und kennst alle Details. Ich spreche sofort mit Lange.«
    Thor stand auf und war bereits auf dem Weg zur Tür, als Ewald sich räusperte.
    »Was wird denn dann aus Richard Bodilsen? Was, glaubst du, wird der Polizeidirektor mit ihm machen?«
    »Das ist mir völlig gleich. Meinetwegen kann Lange ihn beurlauben, am liebsten gleich bis zu seiner Pensionierung! Dieser Mann war schon immer eine wandelnde Katastrophe. Soweit ich weiß, hat er doch nichts anderes getan, als alle davon überzeugen zu wollen, dass Khalids Fall keine Mordsache ist. Einfach weil er keine Lust hatte, seinen Arsch zu bewegen. Wahrscheinlich hat er insgeheim darauf gehofft, dass es sich um einen Steinzeitmenschen handelt. Morgen fahren wir zusammen zum Lammefjord und sehen uns den Ort an. Ich will mir einen Eindruck verschaffen. Auf dem Weg dorthin kannst du mich dann über den Stand eurer Ermittlungen informieren. Die beiden Morde hängen ganz sicher zusammen.«
    In dem Moment klingelte Thors Handy. Das Display verriet ihm, dass es Kamma Greive war. Es hatte keinen Zweck, den Anruf zu ignorieren.
    »Wann kommst du und kümmerst dich um die Holzvertäfelung?«
    »Tut mir leid, aber es geht gerade nicht. Ich rufe dich später zurück.«
    »Es sieht einfach schrecklich aus, und ich erwarte in drei Tagen Gäste.«
    Thor legte trotzdem auf und steckte das Handy mit einem kaum hörbaren Seufzer in die Tasche. Ewald starrte ihn an.
    »Was war das denn?«
    Thor blickte ihn resigniert an.
    »Ach, das ist eine alte Geschichte«, sagte er dann. »Für die ich immer noch bezahle.«
    Dann eilte er aus dem Büro und hinterließ einen merklich verwirrten Tage Ewald.
    *
    Als sie auf dem großen Børge-Mogensen-Sofa im Wohnzimmer saßen,

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