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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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er alleine war oder einen Mitspieler hatte. Dass er überhaupt noch am Leben war, hatte Kevin Love nur seinem ewigen Motto zu verdanken: Ein Mal ist ein Zufall, zwei Male sind ein Zusammenhang und drei eine Verschwörung. Wie auch immer, das Mädchen hier würde ihm garantiert alles ausspucken, was er wissen musste.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie könnten damit anfangen, mir eine Adresse herauszusuchen.«
    Kevin Love lächelte die junge Frau an.
    »Und danach habe ich sicher noch ein paar weitere Fragen, bei deren Beantwortung Sie mir bestimmt ebenfalls gerne behilflich sein werden.«
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    M ein erster Gedanke war natürlich, dass ihn der Täter erst ermordet hat und anschließend zurückgekehrt ist, um die Leiche weiterzuverstümmeln.«
    »So ähnlich deutet es auch Nikolajsen in seinem Bericht an. Aber warum? Ich könnte verstehen, wenn es sich um einen symbolischen Akt handelt, um irgendetwas auszudrücken. Aber dies ist ja etwas, was wir erst bei einer näheren Untersuchung herausgefunden haben.«
    Linnea nickte eifrig. Thor hatte sie gebeten, die Leiche von Jonas Holm Neergaard noch einmal zu untersuchen. Denn es gab noch immer offene Fragen, darunter die merkwürdigen Frakturen, für die nicht einmal Svend-Erik Nikolajsens ausführliche Obduktion eine zufriedenstellende Erklärung gefunden hatte. Er war ein hervorragender Rechtsmediziner, aber eben kein forensischer Anthropologe. Deshalb hatte Thor über die offiziellen Kanäle Linnea angefragt, damit sie den Leichnam noch einmal untersuchte.
    »Genau das ist es«, antwortete sie. »Irgendwas passt nicht. Deshalb habe ich mir die CT-Scans noch einmal gründlich angesehen. Und ich habe eine Theorie, was passiert sein könnte. Der wichtigste Ausgangspunkt ist natürlich, dass die Frakturen post mortem zugefügt wurden.«
    Thor stellte seinen halbleeren Becher beiseite, und sie gingen noch einmal in den Obduktionssaal. Obwohl es eine forensisch-anthropologische Untersuchung war, fand sie am Rechtsmedizinischen Institut statt. Drüben am Panum gab es nämlich kein Lüftungssystem, was eine Voraussetzung für den Umgang mit noch nicht skelettierten Leichen war. Sie warf Thor einen Kittel und eine Mundbinde zu, und er fügte sich in die neue Rolle als Pathologe ein. Auf dem Computer zeigte Linnea ihm die Scans. Sie scrollte nach unten, bis sie die richtigen Bildausschnitte und Vergrößerungen fand, die sie zuvor erstellt hatte.
    »Wie du hier erkennen kannst, hat er Frakturen auf beiden Seiten. Jemand muss ganz einfach die Handgelenke gepackt und so kraftvoll nach hinten gebogen haben, dass sie gebrochen sind. Eine ähnliche Fraktur findet sich am rechten Fuß, und außerdem wurden auch zwei Rippen gebrochen. Das entspricht ziemlich genau den Symptomen, die man nach einer typischen Schlägerei oder brutalen Bestrafung vorfindet.«
    »Sieht man mal davon ab, dass dieses Opfer bereits tot war, als es geschah.«
    »Ganz genau. Und das war es auch, was mich dazu veranlasst hat, es noch einmal genau zu untersuchen.«
    Sie dirigierte Thor zurück an den Tisch. Nach den vielen Stunden Arbeit an der Leiche war sie wieder in der Lage, eine professionelle Distanz einzunehmen und zu ignorieren, dass hier der Mann ihrer Freundin auf dem Stahltisch vor ihr lag. Sie nahm die rechte Hand der Leiche hoch und zeigte sie Thor.
    »Wonach schaut man als Erstes, wenn man das Opfer eines Gewaltverbrechens untersucht?«
    »Was sich unter den Nägeln versteckt.«
    »Genau. Hier können sich Hautreste und anderes verbergen, wenn das Opfer versucht hat, den Angriff abzuwehren. Und wie du siehst, sind die Nägel fast sauber. Und das brachte mich auch auf die Idee, dass diese Verletzungen zwar wie die Folgen einer brutalen Schlägerei aussehen, er sich aber nicht groß gewehrt hat. Der Kampf hat mit anderen Worten nicht nur vor, sondern vor allem nach dem Tod stattgefunden.«
    Sie zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich stelle mir das mögliche Szenario so vor: Wir haben zwei Personen und zwei Tatorte. Er wurde ein Stück von seinem Fundort entfernt erschossen, und zwar aus großer Distanz, mit einem Gewehr. Anschließend ist er an den Ort geflüchtet, wo er gefunden wurde. Der Mörder ist ihm gefolgt. Und dann muss der tödliche Schuss gefallen sein, aus nächster Nähe, mit einer Pistole. All das kannst du im Obduktionsbericht nachlesen. Die Analyse der Schussverletzungen und die Schmauchspuren sprechen für sich. Falls ihr die Tatwaffe findet, wird der Lauf

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