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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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Angebote. Es gibt natürlich die Kameradenhotline, bei der man anrufen und mit anderen heimgekehrten Soldaten sprechen kann. Außerdem bietet die Svanemølle-Kaserne auch ein Krisentelefon an. Üblicherweise wendet man sich aber an einen der diensthabenden Psychologen der Streitkräfte.«
    Die Frau machte eine Pause, fuhr dann aber fort, da Thor weiterhin schwieg.
    »In den meisten Fällen raten wir dem Betreffenden, sich zunächst an den Hausarzt zu wenden, damit er eine antidepressive Therapie in die Wege leiten kann. Denn meistens ist genau das erforderlich. Handelt es um einen Fall, bei dem frühere Soldaten involviert sind, sollten Sie sich aber unter allen Umständen an das Militärgericht der Streitkräfte wenden.«
    »Das habe ich bereits getan. Aber ich rufe nicht zum Spaß an. Wir ermitteln gerade in zwei Mordfällen, die beide unaufgeklärt sind. Ein oder mehrere Mörder laufen also frei herum. Sie würden mir viel Mühe ersparen, wenn Sie mir erzählen könnten, ob Sie Unterlagen zu einem gewissen Jonas Holm Neergaard und einem Uffe Overbye Jakobsen vorliegen haben. Beide waren im Irak stationiert.«
    Die Psychologin wiederholte, sie könne sich nicht zu einzelnen Fällen äußern und auch nicht dazu, ob es zu den betreffenden Namen überhaupt einen Vorgang gebe. Doch während sie sprach, konnte er hören, wie sie mit der Tastatur klapperte, und bemerkte, dass sie bei dem letztgenannten Namen kurz zögerte, was ihn vermuten ließ, sie habe etwas gefunden. Aber sosehr er sie auch drängte, sie weigerte sich, ihm etwas zu sagen. Schließlich gab er auf.
    »Okay. Aber können Sie mir denn wenigstens sagen, ob ein solcher Mann zu einer Gefahr für seine Umwelt werden kann? Ich meine, ist Ihr System denn wirklich so feinmaschig, dass Sie alles im Griff haben, wenn wirklich mal Probleme auftauchen? Oder besteht das Risiko, dass sich unter den psychisch kranken Ex-Soldaten auch ein potentieller Mörder befindet?«
    »Nun sind sie ja nicht notwendigerweise psychisch krank. Sie waren einem extremen Druck ausgesetzt, wie ich bereits erwähnt habe, und allein das kann eine Behandlung erforderlich machen.«
    »Aber Sie haben mir nicht auf meine Frage geantwortet, ob Sie die Lage im Griff haben.«
    Sie schwieg einen Moment.
    »Zurzeit gibt es ungefähr zwanzigtausend dänische Soldaten, die aktiv an einem Auslandseinsatz beteiligt waren. Zwischen sechs und dreizehn Prozent haben im Anschluss daran psychische Probleme bekommen. Uns fehlen schlichtweg die Mittel, alle von ihnen im Auge zu behalten, falls Sie darauf hinauswollen. Außerdem sollten Sie wissen, dass das dänische Behandlungssystem die individuelle Selbstbestimmung in den Vordergrund stellt. Dieselbe Haltung vertritt auch das Verteidigungsministerium, dem wir unterstehen. Möchte der Soldat nicht an Gesprächen mit einem Psychologen teilnehmen, so ist das sein gutes Recht.«
    »Und diese Meinung teilen Sie nicht.«
    Auf seine letzte Bemerkung ging sie nicht ein, aber das war im Grunde genommen auch egal. Sie hatte seine Frage ausreichend beantwortet. Soweit er sie verstanden hatte, konnten sowohl Neergaard als auch Overbye ungehindert mit schweren psychischen Störungen, gleich welchen Namens, herumlaufen, ohne dass es jemandem auffiel. Und zumindest Overbye schien Teil des offiziellen Systems zu sein.
    Je tiefer sie gruben, desto interessanter wurde er für ihre Ermittlungen. Seine Behauptung, er habe nach dem Verfahren am Militärgericht keinen Kontakt mehr zu Neergaard gehabt, hatten sie bereits mit der Liste der eingegangenen Anrufe auf Neergaards Handy widerlegen können. Auch aus Kraus’ Untersuchungen zu Neergaards ökonomischen Verhältnissen hatte sich eine interessante Verbindung zu Overbye gezeigt.
    »Vermutlich werden Sie erneut von mir hören«, sagte er, legte jedoch nicht gleich auf, da er mitbekam, wie sie kurz den Atem anhielt und zögerte.
    »Gibt es etwas, was Sie gern ergänzen würden?«
    »Nur, dass Sie vorsichtig sein sollten. Die Personen, mit denen Sie da zu tun haben, können eben extrem sensibel sein.«
    Dann legte sie auf, und Thor bereute nun doch, dass er nicht zum Institut für Militärpsychologie gefahren war. Wenn die Menschen direkt belagert wurden, fiel es ihnen meistens schwerer, stur auf ihrer Schweigepflicht zu beharren.
    *
    Linnea war den Hinweisen nachgegangen, auf die sie beim Auktionshaus Ellemose gestoßen war. Auf der Seite des Handelsregisters hatte sie sowohl den Firmennamen als auch die Adresse zu der

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