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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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in ihrer Dienstakte. Als sie am Ende des Jahres wieder abgezogen wird, beschließt man sofort, dass sie für den Einmarsch in den Irak bestens geeignet sei. Hier diente sie ein halbes Jahr. Ich kann nicht näher darauf eingehen, bei welchen Einsätzen. Das ist auch nicht
so wichtig wie die Tatsache, dass sie im April 2004 starb. Vermutlich am 17., aber das genaue Datum ist nicht bekannt.«
    Thor schwieg einen Moment.
    »Das verstehe ich nicht ganz. Das Profil entspricht genau dem unseres Mörders, aber sie ist tot? Da muss ein Fehler passiert sein. In den Armeearchiven kann etwas nicht stimmen.«
    »Ihr Tod steht außer Zweifel. Ihre Leiche wurde zusammen mit der Leiche eines Söldners von Blackwater gefunden. Die Nachforschungen haben ergeben, dass eine Auseinandersetzung wegen der Erschießung eines Aufständischen hinter ihrem Tod steckte.«
    Er ließ Thor einen kurzen Blick auf die Datei werfen, aus der er gerade vorlas, und dieser machte eine verzweifelte Geste mit dem Armen.
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn.«
    Lenny Strange lächelte.
    »Sie wissen doch, was Sherlock Holmes sagt: ›Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrigbleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.‹ Aber natürlich haben Sie recht, es ergibt keinen Sinn. Sie wissen genauso gut wie ich, dass man bei einer DNA-Übereinstimmung von der niedrigsten Akzeptanzgrenze dafür spricht, wie sehr zwei Fragmentlängen voneinander abweichen dürfen. Und das kann natürlich zu Irrtümern führen. Man kann von verschiedenen Standards ausgehen, was ebenfalls zu falschen Schlüssen führt. Nicht zuletzt könnte auch Ihre Probe verunreinigt sein. Ich würde vorschlagen, Sie bitten Ihr Labor, eine neue Probe zu erstellen, ehe wir alle Hebel in Bewegung setzen, um nach einer toten Heckenschützin zu suchen!«
    »Oder aber sie ist gar nicht tot.«
    »Diese Möglichkeit halte ich für noch unwahrscheinlicher.«
    Er stand auf und ging erneut zum Barschrank und holte zwei Gläser heraus.
    »Sind Sie immer noch sicher, dass Sie keinen Drink möchten?«
    *
    Sie lächelte ihn verführerisch an. Sie war auf jeden Fall gut im Improvisieren, und Kevin Love überlegte kurz, wie alles ausgegangen wäre, wenn sie beide von Anfang an zusammengearbeitet hätten. Dem Haus der Neergaards nach zu urteilen, hatten sie mit ihren Geschäften mehr als genug verdient. Vermutlich würde sich bei einer genaueren Prüfung herausstellen, dass sie nicht nur versucht hatten, ihn zu betrügen, sondern auch noch ziemlich erfolgreich dabei gewesen waren. Ihn überraschte es sehr, dass es überhaupt so weit hatte kommen können.
    Kevin Love hatte sich im Irak auf seine bisher lukrativsten Geschäfte gestürzt. Sie versprachen enormen Profit, sogar noch viel mehr als im ehemaligen Jugoslawien. Hier wimmelte es wie in keinem anderen Krieg nur so vor Söldnern und Menschen, die Waren in großem Stil liefern konnten. Und das in einem wahnsinnig reichen Land, das man nicht nur ausgiebig plündern konnte, sondern das durch das Öl-für-Geld-Programm bereits im Vorfeld von Korruption durchsetzt und in die Methoden westlicher Pfuscherei eingeweiht war. Ganz zu schweigen von den Bestechungsgeldern, Verschwendungen und Schwindeleien im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau, bei dem ortsansässige Gangster und amerikanische Entsandte mit Koffern voller Geld eine unheilige Allianz eingingen. Die Plünderung archäologischer Ausgrabungsstätten und Museen war daher nur ein Geschäftszweig unter vielen, die Kevin Love entdeckte, als er den Kontakt zu einem Iraker vor Ort vermittelt bekam, dem er nur ein wenig auf die Sprünge helfen musste, ehe sie das große Geld scheffeln konnten. Nachdem er den Iraker in seiner eigenen Arbeitsweise geschult hatte, war dieser zu einem Bestandteil von Loves Imperium aus wechselseitigen, aber voneinander unabhängigen Geschäften geworden. Der Iraker handelte auf eigene Faust und musste sich von Kevin Love nichts genehmigen lassen – er hätte auch gar keine Zeit, bei Hunderten von Operationen, in die er rund um die Welt verwickelt war –, hatte jedoch einen Teil seines Gewinns abzugeben. Im Gegenzug konnte er, wenn notwendig, von Kevin Loves Netzwerk profitieren. Wenn der Iraker seinen Handel trieb, konnte er damit drohen, dass er unter dem Schutz von Kevin Love stand. Und wenn er jemanden für eine Spezialaufgabe brauchte, konnte er auf einen der vielen anderen Männer zurückgreifen, die auf dieselbe Weise für Love

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