Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
Lunch und öffnete leise die Tür zum Garten. Der Kleine sah auf, grinste und lief ihr entgegen. Sie legte einen Finger auf die Lippen, dann zeigte sie auf das Telefon. Er verstand sofort – wenn Mommy telefonierte, durfte man nicht reden. So hatte er es von klein auf gelernt. Er nahm ihr den Teller ab und kehrte brav zu seinen Spielsachen zurück.
Daisy sah ihm nach – was für ein lieber Junge er war! Vorsichtig schob sie die Tür wieder zu, bevor sie Bleistift und Notizblock zückte und nach dem Telefon griff. „Wo in Brooklyn? Gib mir die Adresse.“
Er nannte Straße und Hausnummer. „Es ist ein altes Haus, noch aus der Vorkriegszeit, das ich restauriert habe.“
„Ich dachte, als Architekt entwirfst du Gebäude.“
„Im Allgemeinen schon, aber bei diesem habe ich eine Ausnahme gemacht. Es gefiel mir, und die Fassade war zum größten Teil intakt. Bis auf die Fenster, die mussten erneuert werden. Der Eigentümer wollte es abreißen und ein Hochhaus auf dem Grundstück bauen lassen, aber das konnte ich ihm ausreden. Bautechnisch war es noch solide, und architektonisch ist es ein Juwel, ein echtes Stück Zeitgeschichte. Deshalb schlug ich dem Besitzer einen Handel vor. Ich kaufte es ihm ab, und er erwarb ein anderes Grundstück im gleichen Viertel. Dort steht jetzt sein Hochhaus, und ich habe das Juwel für mich behalten.“
Sein Enthusiasmus erinnerte Daisy an das Wochenende, als er von seinen Plänen erzählte. Damals musste er die Anweisungen von anderen ausführen, jetzt verwirklichte er seine eigenen Ideen. So, wie er es sich vorgenommen hatte.
„Du bist also inzwischen dein eigener Boss.“
„Seit über vier Jahren.“
„Bist du zufrieden?“
„Mehr als zufrieden.“ Er schwieg. „Wie sieht es bei dir aus? Bist du immer noch bei diesem Modefotografen?“
„Finn? Nein, ich arbeite inzwischen in eigener Regie.“
„Ausgezeichnet. Die Details kannst du mir ja nächste Woche erzählen, wenn es bei dem Termin bleibt.“
Blieb es dabei? Daisy biss sich auf die Lippen. Vielleicht handelte es sich tatsächlich um einen ganz normalen Auftrag, ohne irgendwelche Hintergedanken. Aber warum hatte er sie dann neulich geküsst?
Sie schob die Erinnerung beiseite. „Um auf den Artikel zurückzukommen – um was geht es da? Ich meine, was ist das Hauptthema?“
„Das bin ich.“ Es klang eher unbehaglich. „Junger Architekt mit großer Zukunft, das übliche Blabla. Mein letztes Projekt, ein neuer Flügel für ein Krankenhaus, soll angeblich prämiert werden.“
„Gratuliere.“ Nicht, dass es sie überraschte – in seinem Metier war Alex sicherlich hervorragend. „Ist dieses Krankenhaus hier in New York?“
„Nein, im nördlichen Hinterland. Aber damit brauchst du dich nicht zu befassen, davon gibt es genügend Material. Was sie wollen, sind Aufnahmen des Gebäudes in Brooklyn – es ist meine erste Restaurierung und somit für mich eine neue Richtung. Und natürlich wollen sie Bilder von mir am Reißbrett, mit Bleistift und Blaupause, du weißt, was ich meine.“
Doch, das wusste sie – was sie immer noch nicht wusste, war, ob sie den Auftrag überhaupt wollte. Andererseits wäre das vielleicht ein Mittel, um Alex Antonides endlich zu entglorifizieren. Damit würde sie sich selbst einen riesigen Gefallen tun.
„Wie wäre es mit Donnerstagnachmittag, morgen in einer Woche? Da hätte ich ein oder zwei Stunden.“
„Ausgezeichnet. Ich hole dich ab.“
„Nicht nötig. Wir treffen uns vor Ort, die Adresse habe ich.“ Hastig legte sie auf.
Die Zweifel kamen – sollte sie oder sollte sie nicht? Ein Tag verging, dann noch einer. Es wurde Samstag, und Daisy war sich immer noch unschlüssig.
„Sag ihm doch einfach, dass du nicht kannst“, schlug Cal vor, als er am Vormittag Charlie abholen kam. Der Kleine saß bereits bei Grandpa im Auto und erzählte ihm von dem geplanten Feuerwehrauto, während Daisy im Flur ihrem Ex von dem Fotoshooting und ihren nachträglichen Bedenken berichtete. „Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll …“ Nervös strich sie sich eine Strähne hinters Ohr.
„Ruf an und sag ihm, dass etwas dazwischengekommen ist“, wiederholte Cal.
„Und wenn er wissen will was?“
„Du bist ihm keine Erklärung schuldig, Daisy.“
„Dann denkt er sich seinen Teil.“
„Denkt sich was? Dass du seinen Sohn vor ihm versteckst?“
„Natürlich nicht, von Charlie weiß er doch nichts. Er wird annehmen, dass ich …“, sie zögerte, „… dass ich noch in ihn
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