Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
Kräfte.
Sie sicherte die Datei und fuhr den Rechner herunter, dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, um Charlie eine Geschichte vorzulesen. Am nächsten Abend ging sie ins Kino, am Tag darauf arbeitete sie an einer Fotoserie von Schulkindern. Alex’ Bilder würde sie sich später vorknöpfen, wenn die Erinnerung an ihn, an seine Wohnung – sein Schlafzimmer – nicht mehr ganz so frisch war.
Sie brauchte mehr Abstand, mehr Zeit.
Nicht heute, auch nicht morgen.
Vielleicht in meinem nächsten Leben.
Das Problem mit Amélies ‚Optionen‘ war, dass sie nichts taugten. Nach zehn Tagen und sechs Dates kam Alex zu dem Schluss, dass er seine Zeit vergeudete. Von Äußerlichkeiten und Vornamen abgesehen, glichen sie sich wie ein Ei dem anderen, keine hatte mit Daisy auch nur das Geringste gemeinsam. Nach spätestens zehn Minuten langweilten sie ihn oder gingen ihm auf die Nerven – wie diese Tracy, mit der er heute Abend im Restaurant saß.
Auf den ersten Blick erinnerte sie an Daisy, doch bei näherem Hinsehen erkannte man, dass die blonden Haare gefärbt waren. Auch die Augenfarbe war nicht die gleiche – Daisys Augen strahlten wie zwei Saphire, Tracys waren mehr grau als blau. Und Architekturstudentin, wie Amélie ihm versichert hatte, war sie auch nicht, da ging er jede Wette ein. Ihr Monolog über die Akropolis in Athen und das Kolosseum in Rom hörte sich an, als hätte sie ihn auswendig gelernt. Obendrein sprach sie zu laut. Daisy hatte eine Stimme wie Samt, der man endlos lauschen konnte …
Nach der Vorspeise schaltete Alex ab. Der Kellner brachte das Hauptgericht; während Tracy weiter dozierte, widmete er sich dem Essen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Unweigerlich kehrten sie zu Daisy Connolly zurück.
Eineinhalb Wochen waren seit dem Fotoshooting vergangen, und er hatte immer noch nichts von ihr gehört. Warum meldete sie sich nicht, wie sie es ihm versprochen hatte? Was war mit den Bildern? Erst gestern hatte jemand vom Magazin nachgefragt, wann sie denn fertig wären. Vielleicht sollte er …
Er winkte den Kellner an den Tisch. „Zwei Espressi und die Rechnung bitte.“
„Langweile ich Sie?“, fragte Tracy argwöhnisch.
„Nein, natürlich nicht“, log er. „Mir ist nur eingefallen, dass ich noch etwas erledigen muss.“
„Jetzt?“
„Ja, leider. Es macht Ihnen doch nichts aus, mit einem Taxi nach Hause zu fahren, oder?“
Schweigend tranken sie den Espresso, dann beglich Alex die Rechnung, und sie verließen das Restaurant. Draußen half er ihr ins Taxi, und als es abfuhr, atmete er auf – das wäre geschafft!
Er sah auf die Armbanduhr: kurz nach neun. Ob Daisy um diese Zeit noch im Büro sein würde? Aber den Versuch war es wert; immer noch besser, als jeden Abend im Bett zu liegen und an sie zu denken. An den vollen Mund, die kleinen Brüste. An die Leidenschaft, mit der sie sich geliebt hatten, wieder und immer wieder …
Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte. Er musste sie sehen, ob sie wollte oder nicht. Ihre Schuld war es, dass er jede Nacht wach lag. Hoffentlich war sie noch da!
Im Fenster brannte Licht, ein gutes Zeichen. Er stieg die Stufen hinauf, betrat das Foyer und drückte auf die Klingel.
Nach einer Weile ging die Flurbeleuchtung an, die Tür wurde geöffnet, und Daisy stand vor ihm.
„Alex?“
„Ich komme wegen der Fotos.“
Entgeistert starrte sie ihn an. „Weißt du, wie spät es ist?“
„Die Redakteurin hat angerufen, sie braucht die Bilder. Du hast gesagt, dass sie in einer Woche fertig sind.“
„Ich habe gesagt, dass ich Bescheid gebe, wenn sie fertig sind.“ Aufgebracht funkelte sie ihn an. Bevor sie die Tür zuschlagen konnte, schob er sich an ihr vorbei in den Flur und durch die offene Wohnungstür in ihr Büro. Dort drehte er sich um und musterte sie. In der verwaschenen Jeans und dem zu großen Sweatshirt, die Wangen leicht gerötet, sah sie zum Anbeißen aus. Das blonde Haar machte den Eindruck, als hätte jemand damit gespielt. Sie oder jemand anders? „Störe ich etwa?“, fragte er schroff.
Daisy blinzelte – warum dieser Ton? „Ja, beim Bearbeiten deiner Fotos. Es tut mir leid, dass …“
„Kann ich sie sehen?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil sie nicht fertig sind.“
„Hast du Angst vor Kritik?“
„Nein, aber ich mag es nicht, wenn mir jemand bei der Arbeit zuschaut. Du vielleicht?“, fügte sie honigsüß hinzu. „Warum gehst du nicht, damit ich weitermachen kann?“
Aber Alex wollte
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