Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
Kleid aus saphirblauer Seide mit dem anliegenden Oberteil war sensationell – bei der kleinsten Bewegung schimmerte der glockig fallende, mit smaragdgrünen Motiven bestickte Rock wie Nordlichter am Nachthimmel. Ein Bolero verbarg die schön geformten Schultern, die er vor langer Zeit so leidenschaftlich liebkost hatte.
Doch es lag nicht am Kleid, dass sie so einzigartig war. Sie strahlte eine Wärme und Natürlichkeit aus, neben der die übrigen Damen entweder farblos oder gekünstelt wirkten.
Gerade unterhielt sie sich mit Douglas Standish, dem Vorstandsvorsitzenden des Krankenhauses, und dessen Gemahlin, und alle drei schienen sich bestens zu verstehen. Was Alex kein bisschen erstaunte – Daisy besaß ein angeborenes Talent, Menschen um sie in ihren Bann zu ziehen. So, wie sie auch ihn in ihren Bann gezogen hatte.
Er selbst war nicht der gesellige Typ. Auch auf jener Hochzeitsfeier hatte er nur auf eine Gelegenheit gewartet, um sich diskret davonzumachen – bis er Daisy erblickte und nur noch Augen für sie hatte.
Offenbar hat sich das nicht geändert …
Er schob sich durch die Menge und reichte ihr ein Glas. „Bitte sehr.“ Dann wandte er sich an Mrs Standish. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken holen, gnädige Frau?“
„Danke, mein Lieber, das kann Doug erledigen. Ich erzähle gerade Ihrer reizenden jungen Freundin, was für ein reizender junger Mann Sie sind.“ Sie zwinkerte verschmitzt. „Und welch ein Geschenk Sie uns mit dem Entwurf für den neuen Flügel gemacht haben.“
„Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig.“ Alex verneigte sich leicht.
„Durchaus nicht.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Genießen Sie den Abend, Sie haben es sich redlich verdient.“ Und an Daisy gewandt: „Wie schön, dass ich Sie kennengelernt habe, meine Liebe.“ Mit einem freundlichen Lächeln nickte sie ihr zu, bevor sie sich am Arm ihres Gatten entfernte.
Als sie außer Hörweite waren, drehte Daisy sich zu Alex um. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du der Ehrengast bist?“, fragte sie vorwurfsvoll.
Er hob die Schultern: „Was gibt es da groß zu sagen?“
„Eine ganze Menge“, widersprach sie. „Nach dem, was Mr und Mrs Standish erzählen, ist dein Design bahnbrechend auf dem Gebiet der Krankenpflege. Die ganze Welt spricht davon. Dafür erhältst du die Auszeichnung.“
„Das wusstest du doch.“
„Aber ohne die Einzelheiten. Ich hatte keine Ahnung, worum es geht.“ Sie strahlte ihn an. „Das ist großartig, meinen herzlichsten Glückwunsch! Hast du Caroline davon erzählt?“
Überrascht sah er sie an. „Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich glaube nicht, dass es sie interessiert.“
„Selbstverständlich interessiert es sie.“
„Warum sollte es?“ Befremdet schüttelte Alex den Kopf. Caroline hatte nichts damit zu tun. Als er den Flügel entwarf, kannte er sie noch nicht einmal.
„Weil ihr ein Paar seid. Sie gehört zu dir und du zu ihr.“
Nein, dachte er, so ist es nicht. Ich bin ich, und sie ist sie. Aber er hatte keine Lust, darüber mit Daisy zu diskutieren, sie würde ihn doch nicht verstehen.
Im gleichen Moment wurde das Abendessen angekündigt, und die Gäste nahmen ihre Plätze ein. „Dinner wird serviert“, sagte er. „Wir sollten zu Tisch gehen.“ Er nahm ihren Arm, und selbst diese leichte Berührung weckte Empfindungen, die Caroline nie in ihm wecken würde. Er zog Daisy den Stuhl zurecht, dann nahm er neben ihr Platz.
Aber für sie war das Thema noch nicht abgeschlossen. „Ich bin sicher, sie wird stolz auf dich sein, wenn sie davon erfährt. Ich bin ja auch stolz auf dich, und dabei habe ich nichts damit zu tun.“
Ihr spontanes Lob wärmte ihn innerlich, doch das verschwieg er. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sehr viel damit zu tun hatte.
Er hasste alle Krankenhäuser und hatte den Auftrag zunächst abgelehnt. Aber dann hatte er ihn doch akzeptiert, weil ihm, was Daisy an jenem Wochenende zu ihm gesagt hatte, im Gedächtnis geblieben war.
Als sein Bruder an Leukämie erkrankt war, hatte er Stunden und Stunden an seinem Krankenbett verbracht, wo er mit hatte ansehen müssen, wie Vass von Tag zu Tag schwächer und in sich gekehrter wurde. Das hatte er nie verwunden und verband Krankenhäuser noch heute mit der schlimmsten Zeit seines Lebens.
Nach Vassilios’ Tod hatte Alex nie wieder ein Krankenhaus betreten. Weshalb er Krankenhäuser so verabscheute, darüber sprach er ebenso wenig wie über seinen Bruder. Nur ein Mal hatte er
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