Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
nächsten Gang serviert hatte, sprach Daisy weiter. „Arbeitest du zurzeit an einem neuen Projekt?“, erkundigte sie sich höflich.
Nun, wenn sie unbedingt Konversation machen wollte, an ihm sollte es nicht liegen. Die Gegenwart war ihm sowieso lieber als die Vergangenheit.
„Mein derzeitiges Projekt ist ein Bürohochhaus in Paris“, erwiderte er kurz, doch dann überwand er sich und sprach von der Stadt. Vielleicht gelang es ihm, sie aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken.
Er hatte sich nicht getäuscht. Als er die Sehenswürdigkeiten beschrieb, leuchteten die blauen Augen erneut auf. Begierig stellte sie Fragen, und ihr Interesse, ihre Begeisterung waren so ansteckend, dass er sich immer mehr für das Thema erwärmte. Er erzählte von Stadtteilen die ihm besonders gefielen, von Museen und Restaurants und der einzigartigen Atmosphäre, die ihn stets gefangen nahm.
„Hast du nicht in Paris gewohnt?“, fragte sie. Es war das erste Mal, dass sie die Vergangenheit erwähnte.
„Mit Unterbrechungen. Eine Weile war ich hier in New York, dann bin ich vor fünf Jahren wieder nach Paris gegangen.“ Warum er bedeutend länger als vorgesehen blieb, verschwieg er. Nach ihrer Trennung war New York mit all den Erinnerungen an Daisy ein viel zu gefährliches Pflaster gewesen. Wer weiß, welche Dummheit er, mit ihr in der gleichen Stadt, noch begangen hätte. Paris war sicherer.
Erst als er beschloss, seine Firma in die Staaten zu verlegen und mit dem Gedanken an eine Heirat spielte, hatte er sich dauerhaft in New York niedergelassen. Aber sein kleines Pariser Apartment besaß er noch immer.
Doch von all dem brauchte Daisy nichts zu wissen.
Nach Paris erzählte er von der französischen Riviera, der Provence und anderen Teilen Europas, die er kannte. Sie war die ideale Zuhörerin, wissbegierig, intelligent und enthusiastisch. Jede Frage, die sie stellte, bewies, dass ihre Begeisterung nicht geheuchelt war. Unwillkürlich dachte er an Amélies ‚Optionen‘ – keine hatte sich auch nur annähernd für solche Dinge interessiert.
Wie gern würde er ihr Paris zeigen! Im Geist sah er sie beide Hand in Hand über die Champs-Élysées schlendern oder entlang der Seine-Ufer, wo er sie in die Arme nehmen und küssen würde. In einem Straßencafé würden sie Espresso trinken oder vielleicht einen Aperitif, bevor sie die Stufen zu seiner kleinen Wohnung im fünften Stock hinaufstiegen, um sich leidenschaftlich zu lieben. Er stellte sich vor, wie er sie, langsam und von zahllosen Küssen unterbrochen, ausziehen und auf das niedrige Bett legen würde, bevor er …
„Warum erzählst du nicht weiter?“
Er schrak auf, und ihm wurde bewusst, wo er war: nicht in Paris, sondern im Plaza Hotel in New York, inmitten von Gästen, von denen nicht wenige in seine Richtung schauten, während ihn das Objekt seiner erotischen Fantasien ungeduldig ansah. Der handfeste Beweis lustvoller Begierde war zum Glück unter dem Tischtuch verborgen.
„Ist dir nicht gut?“ Mit einem Anflug von Besorgnis musterte sie sein gerötetes Gesicht.
Alex strich sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn. „Doch, ich war nur … mit den Gedanken woanders.“ Er lächelte. „Entschuldige.“
Der Rest des Dinners verlief ohne Zwischenfall. Dennoch war er froh, als es zu Ende ging.
Wovor ihm allerdings graute, war die Preisvergabe. Reden zu halten, war nicht seine Stärke – was er zu sagen hatte, drückte er lieber in seinen Entwürfen und Bauwerken aus.
Leider hatte er keine Wahl. Nach einer für ihn mehr als schmeichelhaften Ansprache bat Douglas Standish Alex aufs Podium, um ihm unter dem stürmischen Applaus der Gäste die Auszeichnung zu überreichen. Als wieder Ruhe herrschte, trat Alex ans Mikrofon.
Er dankte dem Krankenhausvorstand, der ihm ermöglicht hatte, den neuen Flügel zu errichten, und betonte, wie viel ihm diese Aufgabe bedeutet habe. Anschließend versicherte er dem Komitee, wie stolz er auf die Auszeichnung sei. Danach verbeugte er sich vor den Anwesenden und wollte das Podium verlassen, als sein Blick auf Daisy fiel. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht raubte ihm einen Moment lang den Atem, und sein Mund wurde trocken. Die kurze Rede, die er eben gehalten hatte, war vorbereitet gewesen und besagte, was es zu sagen gab. Doch etwas zwang ihn jetzt, weiterzusprechen.
Er räusperte sich kurz, und ohne den Blick von ihr abzuwenden, fuhr er fort: „Ich hoffe sehr, dass dieser Flügel mit seinen Einrichtungen den Patienten ihre
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