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Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McAllister
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das Schweigen gebrochen – an jenem Wochenende mit Daisy.
    Einen Monat zuvor hatte sie ihren Vater verloren, der mit einem Herzfehler zur Welt gekommen und mit fünfzig viel zu früh gestorben war. Traurig hatte sie von seinen zahllosen Krankenhausaufenthalten berichtet, und es war der Kummer in ihrer Stimme und ihrem Blick gewesen, der Alex dazu bewogen hatte, von seinen eigenen schlimmen Erfahrungen mit Krankenhäusern zu erzählen.
    „Sie nehmen das Leben“, sagte er harsch. „Sie retten es nicht.“ Nie würde er vergessen, wie steril und unpersönlich es dort zuging. Wie sehr sich sein Bruder danach gesehnt hatte, nach Hause zu kommen.
    Er hatte erwartet, dass Daisy ihm beipflichten würde, stattdessen schüttelte sie nur den Kopf.
    „Ohne die Behandlungen und die Pflege im Krankenhaus wäre Dad noch früher gestorben. Was ihn so deprimierte, war die Isolation; dass er an nichts von dem, was in der Außenwelt geschah, Anteil hatte. Er sagte, dass es ihm vorkam, als gehöre er bereits nicht mehr dazu.“
    Vass hatte das Gleiche gesagt.
    „In seinem Zimmer gab es nur ein Fenster“, fuhr Daisy fort, „und von seinem Bett aus konnte er nicht mal hinausschauen. Wenn wir ihn besuchten, taten wir immer, als wären wir anderswo. Wir machten die Augen zu und redeten uns ein, wir wären daheim im Wohnzimmer oder in unserem Boot beim Angeln. Oder im Garten, um Holz für den Kamin zu hacken. Dad liebte den Kamin …“ Sie schluckte hart und blinzelte ein paarmal, um die Tränen zu verdrängen. „Das Krankenhaus als Einrichtung war nicht schuld. Aber freundlicher hätte es sein können, ein wenig humaner“, schloss sie.
    Alex hatte oft über ihre Worte nachgedacht.
    Wäre es für Vass leichter gewesen, wenn er sich weniger isoliert gefühlt hätte? Wenn er wenigstens virtuell hätte tun können, wonach er sich sehnte: am Strand entlanglaufen, einen Rennwagen steuern, in einem Heißluftballon über das Meer oder die Alpen fliegen …
    Für ihn war es der Wendepunkt. Er ließ seiner Vorstellungskraft freien Lauf, und bald konnte er sich vor Ideen kaum noch retten. Was vor zwanzig Jahren undenkbar erschien, war plötzlich in Reichweite.
    Der Flügel, den er entwarf, hatte vor allem Fenster, viele große Fenster – in den Zimmern, den Aufenthalts- und Behandlungsräumen, überall. Durch die günstige Lage des Krankenhauses – es stand in einer nach allen Himmelsrichtungen weit offenen Gegend – ermöglichten sie es den Patienten, die Welt außerhalb der beengenden Mauern zu genießen: Wiesen und Felder, den Hudson River oder New Yorks Skyline. Und nicht nur ans Visuelle hatte man gedacht – dank modernster Technik kamen Gehör und Geruchssinn ebenfalls auf ihre Kosten.
    Auch virtuelle Welten gab es in Alex’ neuem Flügel. Hier konnten Patienten mithilfe der Elektronik visuell, akustisch und geruchlich all das reproduzieren, was Krankheit und Gebrechen ihnen vorenthielten: Meeresstrände und Wälder, das Innere eines Rennwagens, die prunkvollen Säle eines Schlosses.
    All das erzählte er ihr, während sie bei Tisch saßen, während Daisy gebannt zuhörte und ihn dabei ansah, als wäre er ein Zauberer. Weder sie noch er beachteten die leckere Vorspeise auf den Tellern vor ihnen.
    „Wow!“ Ihre Augen leuchteten. „Das klingt fantastisch.“ Sie lächelte, und ihr Lächeln rührte an die verborgensten Winkel seiner Seele. Niemand konnte das, nur sie.
    Er räusperte sich. „Wenn man an dem, was gesunde Menschen als selbstverständlich hinnehmen, nicht mehr teilhaben kann, sollte es zumindest einen Ersatz geben.“
    Ihre Blicke trafen sich, und Alex wusste mit absoluter Gewissheit, dass sie an das Gleiche dachten: ihren Vater, seinen Bruder.
    Aber dann huschte ein Schatten über ihr Gesicht. Das Leuchten in ihren Augen erlosch, und sie wandte sich ab. „Ich bin sicher, dass es den Patienten den Aufenthalt leichter macht, vor allem den Kindern“, sagte sie, nahm die Gabel zur Hand und stocherte auf ihrem Teller herum.
    Alex versteifte sich. Was hatte sie? Eben noch voll Begeisterung zog sie sich von einer Sekunde auf die andere in ihr Schneckenhaus zurück. Hatte er etwas Falsches gesagt?
    Verstimmter als ihm lieb war, widmete er sich ebenfalls der Vorspeise. Letztendlich konnte es ihm egal sein. Sie war die Inspiration, aber gebaut hatte er den Flügel nicht für sie, sondern für Kranke und zum Gedenken an seinen Bruder.
    Stumm aßen sie weiter. Erst, als der Kellner die leeren Teller abgeräumt und den

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