Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
zurechtkommen. Menschen können sich allein versorgen.«
Jill zitierte diesen Satz mit Vergnügen, als sie ihrem Großvater von den Abenteuern des Tages erzählte. Er nahm es gelassen auf und sagte: »Natürlich hat sie recht. Aber ich bin schon froh, daß du nicht mit weiteren Katzen und verletzten Vögeln heimgekommen bist. Alles in allem war es ein erfolgreicher Tag.«
Dann ging er sofort an die Arbeit, stempelte die neuen Bücher, versah sie mit einer Nummer und nahm sie in den Katalog auf. Alles für seine geliebte Bibliothek.
5
Eines Nachmittags, etwa eine Woche später, erhielt Jill einen Anruf aus Wardston.
»Hier ist Evelyn. Jill, ich steck’ ganz scheußlich in der Klemme. Ich habe eine Autopanne. Der Wagen ist in einer Werkstatt und wird erst am späten Abend fertig sein. Glaubst du, daß du meine Viecher unterdessen versorgen kannst? Es genügt nach Bibliotheksschluß um fünf.«
»Ja, natürlich. Mach dir keine Sorgen. Die Sache mit dem Auto tut mir leid. Aber werde ich denn mit deinen Tieren zu Rande kommen? Ich weiß weder, was sie bekommen, noch wo das Futter ist.«
»Arme Jill. Es ist ein teuflischer Job für jemanden, der sich mit meinen Bestien noch nicht auskennt. Aber auf dem Radio liegt ein Zettel mit genauer Regieanweisung. Ich habe ihn letzten Monat für Miriam Waka geschrieben, als ich für eine Nacht wegfahren mußte. Es hat prima geklappt. Miriam ist leider im Krankenhaus, sonst würde ich sie bitten, es noch einmal zu tun.«
»Aber ich mache es doch gerne«, heuchelte Jill Begeisterung. »Aber wie und was gebe ich wem?«
»Steht alles auf dem Zettel. Das ändert sich nie. Das Fleisch ist draußen im Speiseschrank. Für jeden Hund drei Stücke und einen Knochen. Der kleine Knochen ist für Slippy, den Foxterrier. Und dann zwei Hundekuchen für jeden. Die Hunde sind leicht zu versorgen, und das Fleisch für die Katzen habe ich zum Glück schon geschnitten. Sechzehn Stücke.«
»Aber wie füttere ich sechzehn Katzen, ohne daß eine der anderen das Fleisch wegnimmt? Die großen Katzen werden alles bekommen.«
»Nein, das werden sie nicht. Du mußt dich auf die oberen Stufen stellen und rufen. Sie werden alle kommen.« Jill wußte das. Sie hatte schon öfter zugesehen, und die Katzen hatten keine Angst vor ihr. »Dann wirfst du jeder Katze ein Stück hin, sie werden sofort zupacken. Nur Big Jimmy kann lästig werden — das ist der langhaarige graue Kater, der nie hört. Er bringt es fertig, daß er sein Stück hastig hinunterschlingt, um noch ein zweites zu ergattern. Verjage ihn einfach mit einem Besen. Ansonsten mußt du darauf achten, daß du gut zielst. Aber das kennst du ja vom Cricketspielen. Die Katzen sind übrigens famose Fänger. Du müßtest auch noch Milchpulver auflösen. Einen halben Eimer für alle, auch für die Hunde. Das Milchpulver ist in der Garage, die Beschreibung steht auf der Packung. Der elektrische Mixer ist im Schrank unter dem Spülbecken, und dann...«
Als sie schließlich ihre Ausführungen beendet hatte, dachte Jill, sie bekäme einen hysterischen Anfall. Dieser Aufgabe schien kaum Herkules gewachsen zu sein. Aber Evelyn beruhigte sie. »Mach dir keine Sorgen. Es steht ja alles schwarz auf weiß auf dem Zettel. Und wenn du etwas falsch machst, so spielt das bei einer Nacht auch keine Rolle. Wenn die liebe alte Miriam es geschafft hat, so gelingt es dir erst recht.«
Was zu beweisen wäre, dachte Jill, die sich schon mit ausgehungerten Katzen kämpfen sah.
»Was ist mit den Vögeln?« stammelte sie. Ihr wurde schwindelig, wenn sie an das umfangreiche Programm dachte.
»Das ist auch alles aufgeschrieben. Den Vogelsamen findest du in dem großen Schrank. Alles, was du wissen mußt, steht auf dem Zettel. Mach dir keine Sorgen. Die Vögel sind ganz einfach zu versorgen. Schau aber nach, ob sie Wasser haben... Die Milch für die Katzen gieß bitte in die beiden Schüsseln, die unter der Küchenbank stehen. Sie bedienen sich selbst, wen du die Schüsseln auf den Rasen stellst. Die Schüsseln für die Hunde sind draußen im Speiseschrank.«
Mehr konnte sich Jill beim besten Willen nicht merken. »Schon gut, Evelyn. Ich werde schon zu Rande kommen. Mach dir keine Sorgen. Ich werde Großvater bitten, daß er sich um die Bibliothek kümmert, und um halb fünf aufbrechen. Dann habe ich genügend Zeit zur Vorbereitung, bevor die Katzen ihr Geschrei anfangen.«
»Noch etwas, Jill. Es macht dir doch nichts aus, die Hunde ein wenig laufen zu
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