Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
Ihr Angebot mitzukommen nehme ich dankend an, Jill. Ambler wird alle Hände voll zu tun haben, und man kann nie wissen. Vielleicht können Sie wirklich helfen«, bemerkte er zum Schluß nicht übermäßig galant, schob sie ins Auto und raste davon.
Um neunzehn Uhr dreißig erreichten sie die Farm. Auf dem Weg zu den Pferdeställen sagte Matthew: »Owens legt großen Wert auf dieses Fohlen. Er hat nur so wenige Stuten, und selten sah ich ein prächtigeres Exemplar als dieses Fohlen. Hoffen wir, daß es nicht ernsthaft erkrankt ist.« Er stieß die Stalltür auf.
Der Stall war modern, gut beheizt und beleuchtet. Die Stute stand sehr ruhig, sie hatte den Kopf gesenkt und schnupperte an ihrem kranken Fohlen, das neben ihr lag. Ein Blick genügte, um die Schwellung des Bauches zu erkennen, von der Ambler gesprochen hatte.
Matthew sah besorgt aus, meinte aber trotzdem: »Wir werden den kleinen Kerl eine Weile beobachten und ihn auf eine Kolik behandeln.«
Die beiden Männer nahmen das Fohlen auf den Schoß und gaben ihm Öl und andere Mittel gegen Kolik. Dann setzte sich Matthew auf eine Kiste und ließ das Tier nicht aus den Augen. Jill hockte sich auf eine andere Kiste und kämpfte gegen die Versuchung, ihn durch Sprechen abzulenken. Die Zeit verging langsam, und sie dachte im stillen, wie versunken er doch ist! Und sie bezweifelte, ob ihm überhaupt bewußt war, daß sie neben ihm saß, ebenso allein und in Sorge um diese arme Kreatur.
Um einundzwanzig Uhr stellte Matthew endgültig fest, daß seine Mittel nicht geholfen hatten. »Es ist keine Kolik, Ambler«, sagte er ernst, und der Stallknecht, der das Tier ebenfalls beobachtet hatte, schien in panische Angst zu geraten.
»Ich hätte es eher erkennen sollen, aber ich war so mit den beiden Stuten beschäftigt... Das Fohlen sah doch schon wieder recht munter aus.« Ambler schien sich Vorwürfe zu machen.
»Ich weiß nicht, was ihm fehlt, aber ich fürchte, wir müssen unverzüglich operieren. Ich werde versuchen, noch einen Tierarzt aufzutreiben — Wilson aus Wardston vielleicht, wenn er nicht unterwegs ist.«
»Aber hier operieren?« Der Mann war beunruhigt.
»Nein, ich werde das Fohlen in meine Praxis mitnehmen. Dort habe ich alles Nötige für eine Operation, und wenn wir den Rücksitz herausnehmen, können wir unseren kleinen Patienten mit meinem Auto transportieren, das heißt, wenn Sie bei ihm sitzen und ihn festhalten«, wandte er sich nun an Jill, an die er sich plötzlich wieder zu erinnern schien.
»Selbstverständlich... Soll ich versuchen, Mr. Wilson zu erreichen?« versuchte sich Jill nützlich zu machen.
»Das wäre lieb von Ihnen, obwohl ich nicht viel Hoffnung habe, daß er zu Hause ist. Wenn wir ihn nicht erreichen, dann müssen Sie eben assistieren, Jill. Ambler kann die Stuten nicht allein lassen.«
Jill nickte wortlos und ging zum Telefon. Wie Matthew vermutet hatte, war Wilson weder zu Hause noch in seiner Praxis. Sie war bedrückt, als sie mit der Hiobsbotschaft zurückkam, vermied es aber, sich ihre Angst anmerken zu lassen — die Angst vor dem, was auf sie zukommen sollte.
»Am besten machen wir es so, daß Sie zuerst einsteigen, Jill. Dann reichen wir Ihnen das Fohlen hinein«, schlug Matthew vor. Plötzlich aber schienen ihm Bedenken zu kommen. »Sie sind doch hoffentlich nicht zimperlich und schreien hysterisch, wenn Sie Blut sehen«, erkundigte er sich vorsichtig.
»Natürlich nicht«, behauptete Jill selbstsicher, hoffte aber im stillen, daß dies auch der Wahrheit entsprach. Sie stieg ein, und Matthew gab ihr vorsichtig das kleine Fohlen, wobei er ihr zeigte, wie sie es am besten hielt, um ihm Schmerzen zu ersparen. Bevor er selbst einstieg, beruhigte er noch Ambler, der sehr in Sorge war. Dann fuhr er vorsichtig an und beschleunigte allmählich auf eine Geschwindigkeit, die er den ganzen Weg durchhalten konnte, ohne das Tier durch häufiges Bremsen großen Erschütterungen auszusetzen.
Er drehte sich auf der Fahrt kein einziges Mal zu Jill und dem Fohlen um, sprach nichts, und nach einer guten halben Stunde erreichten sie die Praxis.
Jill war sehr aufgeregt und überlegte sich die ganze Zeit, ob sie einer solchen Aufgabe überhaupt gewachsen sein würde, ob sie wirklich eine Hilfe sein konnte.
»Während ich alles für die Operation vorbereite, versuchen Sie bitte noch einmal, Wilson zu erreichen«, bat Webster, nachdem sie angekommen waren. »Falls er endlich zu Hause ist, bitten Sie ihn, so schnell wie möglich
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