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Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Titel: Verlieb Dich nie in einen Tierarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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an die Tür kam, sah ich sofort, daß sie geweint hatte. Sie fragte mich, ob ich Trevor gesehen hätte, und ich berichtete ihr von unserem kleinen Begräbnis. >Danke, vielen Dank<, stammelte sie unter Tränen. >Ich fürchtete mich, zu ihm zu gehen und ihm zu helfen, aber jetzt wird er zu mir kommen... Aber sprechen Sie um Himmels willen darüber nicht mit meinem Mann, das verschlimmert nur alles<, fügte sie hinzu. Dann riß sie sich mit Gewalt zusammen und lud mich zum Tee ein, was ich, wie Sie sich denken können, unter jenen Umständen ablehnte.«
    »Ich kann eine Mutter nicht ausstehen, die zu feige ist, ihr eigenes Kind zu verteidigen«, schimpfte Jill. »Und überhaupt ist das die übelste Geschichte, die ich jemals gehört habe. Dieser Mann muß ja ein Ekel sein. Den Hund eines Kindes zu erschießen! — Vielleicht seinen einzigen Freund.«
    »O ja, seinen einzigen Freund«, stimmte Henderson traurig zu. »Sie hingen sehr aneinander.« Und dann wurde er plötzlich wütend, und Jill sah im Gesicht ihres sonst so beherrschten Großvaters zum erstenmal den Ausdruck ehrlichen Zorns. »Den Hund vor den Augen des Jungen zu erschießen...«
     
     
     

7
     
    An einem schönen Novembernachmittag war Robert Henderson gerade mit Matthew von einer Fahrt aufs Land zurückgekehrt, als Jill die Bibliothek schloß. »Bleiben Sie zum Abendessen«, lud sie Matthew freundlich ein. »Es wird kurz nach sechs Uhr fertig sein, und Sie können doch beim Auftragsdienst unsere Nummer angeben.«
    Er lächelte einigermaßen belustigt. »Sollte man das nicht allmählich als Schmarotzerei bezeichnen? Es wird schon langsam eine Gewohnheit. Ich war doch erst vor vier Tagen bei Ihnen zum Essen eingeladen.«
    »Wirklich?« fragte sie scheinheilig, obwohl sie es nicht vergessen hatte. »Nun, warum auch nicht? Großvater wird erfreut sein, wenn Sie bleiben.«
    >Und ich auch<, verkniff sie sich hinzuzufügen. Schließlich war sie sich ihrer Sache überhaupt noch nicht sicher. Wenn sie erst einmal ein Auge auf ihn geworfen haben würde, wie Großvater diesen Vorgang so treffend zu beschreiben pflegte, würde sie keine Zeit verlieren und sich nicht überflüssigerweise zieren. Im Moment aber war sie sich über ihre Gefühle überhaupt noch nicht im klaren, und im übrigen hatte sie immer verkündet, sie wolle einen Farmer heiraten.
    Sie hatten kaum ihren Kaffee getrunken, als die Uhr siebenmal schlug und das Telefon läutete.
    »Das ist bestimmt für Sie«, sagte Jill und gab ihm den Hörer. »Gottlob haben Sie wenigstens in Ruhe essen können.«
    Er hatte es plötzlich sehr eilig, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. »Ich muß sofort aufbrechen. Es tut mir leid, aber es ist dringend — ein Notfall.«
    »Was ist passiert? Kann ich vielleicht helfen?«
    »Helfen? Ja, möglicherweise. Es geht um ein Fohlen, sogar um ein sehr wertvolles... Der Besitzer ist nicht zu Hause, und den Stall versorgt ein einziger Mann. Außerdem ist noch eine Stute trächtig und kann jeden Augenblick niederkommen, so daß Ambler voll ausgelastet ist. Er macht sich große Sorgen, und das ist kein Wunder, wo doch sein Boss in Australien ist. Das ist übrigens Owens, dessen Gestüt etwa zwanzig Meilen außerhalb der Siedlung liegt. Normalerweise hätte er ja nicht alles stehen und liegen gelassen und wäre abgereist, aber seine Mutter in Australien ist schwer erkrankt, deshalb habe ich ihm versprochen, nach dem Rechten zu sehen.«
    »Und was ist jetzt schiefgegangen?«
    »Es geht um Golden Aprils Fohlen, das vor zwei Tagen geboren wurde. Es ist ein Halbbruder von dem ausgezeichneten Hengst, der in der letzten Saison das große Landesrennen gewonnen hat — der Kerl ist eine Stange Geld wert. Das kleine Fohlen muß ziemlich krank sein. Ambler ist äußerst besorgt. Er sagt, daß der Bauch des Tieres aufgebläht sei. Wir müssen uns beeilen, wie immer, wenn Pferde krank sind. Sie sind nicht wie Menschen. Wenn sie Schmerzen haben, wälzen sie sich furchtbar herum und können viel Schaden anrichten.«
    »Ein geschwollener Bauch«, sagte Großvater nachdenklich. »Hoffentlich ist es nur eine Kolik. Das könnte doch sein, nicht wahr?«
    »Ja, das wäre möglich. Aber mein Gefühl sagt mir etwas anderes. Ich habe mich zu früh gefreut, als vorgestern bei der Geburt alles so glatt ging... Auf jeden Fall, ich bin schon unterwegs, und falls noch ein anderer Anruf kommt — was Gott verhüten möge! — sagen Sie bitte, Mr. Henderson, daß ich in Owens Gestüt zu erreichen bin.

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