Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Titel: Verlieb Dich nie in einen Tierarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
getan?«
    Matthew lachte. »Das ist eine alte Geschichte. Spielte sich vor acht Jahren ab, als ich hierherkam. Ich war ein frischgebackener Doktor ohne große Berufserfahrung. Sie wissen, wie einige Farmer über Tierärzte denken: reine Theoretiker, die im praktischen Leben versagen. Jetzt stirbt dieses Vorurteil langsam aus, aber wir spüren es dennoch gelegentlich. Damals zumindest spukte es in den Gemütern der Farmer herum.«
    »Erzählen Sie uns darüber«, drängte ihn Jill und vergaß dabei ihren gerade gefaßten guten Vorsatz, nur ein stummer Beobachter des Lebens zu sein.
    Zu ihrer großen Erleichterung hatte Großvater seinen üblichen Gleichmut wiedergefunden und unterstützte jetzt ihre Bitte.
    Matthew zögerte, bevor er fast unwillig zu erzählen begann. »Ich bin nicht besonders stolz auf die Geschichte, aber ich muß hinzufügen, daß ich damals ein wenig gereizt war, nachdem mich die Farmer so kühl empfangen hatten. Dieser Bezirk ist altes Siedlungsgebiet, und vor acht Jahren waren die meisten Farmen noch nicht an die Söhne der alten Siedler übergeben. Heute ist das anders, aber natürlich kann man auch jetzt nicht erwarten, mit jedermann gut auszukommen, und Wood mag mich einfach nicht. Es muß seinen Stolz und seinen Geldbeutel kränken, wenn er nach mir schickt.«
    »So erzählen Sie doch, Matthew. Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, sondern kommen Sie zur Sache«, drängelte Jill.
    »Nun, wie ich schon sagte, ich hatte hier gerade meine Praxis eröffnet, als Wood mich kommen ließ, um nach einer seiner Kühe zu sehen. Im Stall waren noch drei oder vier andere Männer, als ich ankam, und später erfuhr ich, daß Wood seine Freunde eingeladen hatte, damit sie ihren Spaß hätten, wenn er den jungen Tierarzt auf den Arm nähme. Die Kuh war nur noch Haut und Knochen, also fragte ich Wood, seit wann sie so abgemagert wäre. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als er sagte: >Seit drei Tagen<.«
    »Drei Tage? Aber das ist unmöglich«, warf Robert ein.
    »Natürlich war es unmöglich. Deshalb dämmerte es mir auch bald, daß er und seine eigens dafür bestellten Freunde sich über mich lustig machen wollten. Als ich dann auch noch sah, wie er seinen Freunden heimlich zublinzelte, war ich ehrlich erbost.«
    »Sind Sie sehr wütend geworden?« fragte Jill voller Mitgefühl.
    »Ich habe es mir nicht anmerken lassen, aber innerlich kochte ich. Also nahm ich mir eine Kiste und setzte mich hin. Dann brachte ich es fertig, mir eine Zigarette zu drehen und anzuzünden, ohne daß meine Hände zitterten, und begann zu rauchen. Wood trat zurück und sah die anderen an. Die waren aber offensichtlich genauso verdutzt wie er selbst. Schließlich sagte er ärgerlich: >Ich habe Sie nicht geholt, daß Sie sich hersetzen und rauchen. Wollen Sie nichts unternehmen?< Ich antwortete so liebenswürdig ich eben konnte: >Nein, ich werde nichts unternehmen, sondern lediglich hier sitzen und die Kuh beobachten.< >Beobachten? Wie meinen Sie das?< Ich antwortete eiskalt: >Ich denke, wenn sie in drei Tagen bis aufs Gerippe abgemagert ist, dann kann es sich ja nur um Minuten handeln, daß sie sich in Luft auflöst, und das möchte ich mitansehen.<«
    Jill und ihr Großvater lachten herzlich, doch Matthew setzte seine Selbstanklage fort. »Das war ein böser Scherz, aber ich war sehr wütend und damals noch nicht selbstsicher genug, um das Ganze mit Humor zu tragen.«
    »Da bin ich aber gar nicht Ihrer Meinung«, entgegnete Robert entschieden. »Der Mann hat schließlich alles getan, um Sie vor seinen Freunden zu blamieren. Also konnte er sich kaum beklagen, als Sie den Spieß umdrehten.«
    »Trotzdem wird er sich maßlos geärgert haben«, gab Jill zu bedenken. »Er muß sich vor seinen Freunden ganz schön dumm vorgekommen sein... Ich kann mir denken, daß er keine große Lust hat, Sie zu rufen, wenn eines seiner Tiere krank wird. Übrigens, stimmt es, daß er ein guter Farmer ist und sehr wohlhabend?«
    »Ja, das ist wahr. Er ist ein ausgezeichneter Farmer. Er versteht etwas vom Land, und sein Viehbestand ist erstklassig«, gab Matthew großzügigerweise zu. »Deshalb werde ich auch selten hingerufen. Neulich war ich seit langer Zeit wieder einmal draußen. Es war ziemlich unangenehm.«
    »Warum?« fragte Jill neugierig. Den Tadel ihres Großvaters hatte sie nun vollends vergessen.
    Matthew zögerte. »Wenn ich über meinen Beruf spreche, ist es ein schlimmerer Vertrauensbruch, als wenn Sie über die Vorkommnisse in

Weitere Kostenlose Bücher