Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
Aber ohne mich!< Dann ging ein Höllenspektakel los. Ich machte mich aus dem Staub und stieg in meinen Kleinwagen; zum Glück gehört er mir. Jim hat ihn mir in einem Anfall von Großzügigkeit geschenkt, als ich herausfand, daß er ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte. Ich fuhr zu Evelyn und erzählte ihr alles. Dann holten wir Trevor von der Schule ab und überließen ihn der Obhut Mr. Hendersons. Anschließend fuhren wir zurück und holten mit Evelyns Auto meine eigenen Sachen. Jim konnte Evelyn nicht viel anhaben. Sie wollte sich ja so gerne mit Jim anlegen. Sie ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Sie sieht so liebenswürdig und süß aus, aber ich glaube nicht, daß sie sich vor irgend etwas oder vor irgend jemand fürchtet. Als Jim einen üblen Fluch ausstieß, schüchterte sie ihn gehörig ein. So wie sie jeden fertigmacht, der ein Tier mißhandelt.«
»Aber was soll mit deinen Möbeln und den anderen Sachen geschehen?«
»Darum wird sich mein Anwalt kümmern. Ich habe genug Möbel, um mein neues Häuschen einzurichten. Ich will nichts von Jims Eigentum haben. Ich werde wie im siebten Himmel leben, wenn er erst einmal fort sein wird.«
»Und wirst du Alan diskret von dir abhalten, bis ihr geschieden seid?«
»Natürlich nicht. Ich werde zwar nicht mit ihm schlafen, aber ich werde ihn so oft sehen wie ich will — und das wird recht häufig sein. Ich werde aus einem Füllhorn von Glück schöpfen. Alan und Evelyn, du und der liebenswürdige Mr. Henderson. Endlich werde ich doch mein Glück finden.«
Jill sah ihren entschlossenen Mund und ihre klarblickenden Augen. Ja, Rachel wird ihr Glück finden — aber auf ihre Weise und nach ihrem Zeitplan.
»Was für eine Arbeit willst du annehmen?« fragte Jill.
»Irgend etwas. Ich denke, Verkäuferin in einem Geschäft. Ich habe zwar nichts gelernt, aber Verkäuferin kann ich wohl doch werden. Es macht im Grunde nichts aus, Alan würde mir ausreichend Geld geben.«
Rachel ist wirklich eine außergewöhnliche Persönlichkeit, dachte Jill. Sie ist so entwaffnend offen. Wie viele Frauen würden ihr Schicksal ertragen? Sie erinnerte sich an die schüchterne einsame Frau, die eines Tages in ihre Leihbücherei gekommen war. Es hat lange gedauert, bis sie die wahre Rachel entdeckt hatte. Es war demütigend für Jill, daß Evelyn und ihr Großvater Rachel von Anfang an weit besser verstanden hatten. Jill dachte bei sich, daß sie sich für Rachel um eine Arbeit umsehen würde, die für sie besser geeignet wäre als die Stellung einer Verkäuferin. Aber sie sagte ihrer neuen Freundin noch nichts. Das war alles noch Zukunftsmusik.
12
Nach den dramatischen Ereignissen der letzten ein, zwei Wochen regelte sich alles, wenn schon nicht von selbst, so doch mit Hilfe zweier vernünftiger Anwälte, die auf eine Trennung in beiderseitigem Einverständnis hinarbeiteten. Rachels Anwalt hatte versucht, eine angemessene Unterhaltszahlung für sie und den Jungen zu erwirken. Da Jim Wood aber im guten nicht bereit war, mehr als die gesetzlich vorgeschriebene Mindestzahlung zu leisten, verzichtete Rachel. Schließlich konnte sie etwas dazuverdienen, um ihren und Trevors Lebensunterhalt zu bestreiten. Für Trevors Schulgeld, falls der Junge kein Stipendium bekommen sollte, wollte Alan Reid aufkommen.
»Warum auch nicht? In zwei Jahren wird er mein Sohn sein. Wood hat ihm lediglich den Namen gegeben, ein Vater war er nie.«
Rachel stimmte ohne Widerrede zu und wiederholte nur neckisch »Warum auch nicht?« Die Lösung war zumindest praktisch.
Jim Wood war mit der friedlichen Trennung einverstanden. Offensichtlich hatte er vor, seine Geliebte zu heiraten. Gewiß hatte er auch genug von seiner Frau, die ihn verachtete. Seine Liebe für das einst hübsche Mädchen, das er vor langer Zeit geheiratet, aber nie wirklich besessen hatte, war schon lange abgekühlt. Und auch der Junge kümmerte ihn wenig. Er war für ihn nur immer ein Rivale gewesen, der ihm seine Frau noch mehr entfremdete.
Er verließ den Ort ebenso diskret, wie er hier gelebt hatte. Ohne die üblichen Abschiedspartys.
Sobald er fort war, zog Rachel in ihr kleines Häuschen, und der Junge war noch häufiger als früher bei Robert Henderson. Er arbeitete fleißig für das Stipendium, das ihm die Türen zu einer guten Höheren Schule öffnen sollte, und er war sehr begabt. Mehr noch als seine Begabung schätzte Robert Henderson seinen unermüdlichen Arbeitseifer. Nun, da sein Vater ihn nicht
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