Verlieb dich nie in einen Vargas
ein unfreiwilliger Schauer. »Alles okay mit deinem Paps?«
»Er … Es geht ihm gut.«
Emilio nickte. »Ich wusste es! Du brauchtest bloß eine Ausrede, um mit mir allein zu sein. Das nächste Mal sag das doch gleich, princesa . Ich werde dich an ein nettes, ruhiges Plätzchen entführen.«
Die Haut um seine Augen legte sich in kleine Fältchen, wenn er lachte, und mein Bauch versuchte mit einem wohligen Prickeln darauf zu reagieren, aber ich bereitete diesem Unsinn rasch ein Ende. Allein dadurch, dass ich mit diesem Jungen redete und dieselbe Luft wie er atmete, brach ich den ehernen Schwesternkodex, wofür ich ohne jeden Zweifel in der Hölle landen und/oder mir mindestens ein paar Knochenbrüche einhandeln würde.
Ich schloss die Augen und drängte das Universum, mir ein Zeichen zu geben.
Äh, Universum? Falls ich Verrat an meinen Schwestern begehen sollte, verursache bitte einen Stromausfall oder eine gewaltige Sintflut oder irgendeine andere Naturkatastrophe. Vorzugsweise eine, die megaoffensichtlich ist und keinen Raum für Interpretationen lässt. Etwas? Irgendetwas? Nein? Bist du sicher?
»Es war schlau von deinem Paps und dir, mich anzuheuern«, sagte Emilio. »Ich bin wirklich gut.« Er wölbte seine Augenbrauen zu einem hoffnungsvollen Bogen, was ihn ungefähr fünf Jahre jünger aussehen ließ, aber seinem Charme keinerlei Abbruch tat. Und das wusste er auch – er trug das flirtende kleine Grinsen wie ein Abzeichen zur Schau. »Ich kann es kaum erwarten, mit den Händen in diesem Baby zu stecken.«
»Da bin ich sicher.« Ich beugte mich über die Maschine und erwiderte seinen Blick ungerührt. Das Lächeln, das ich aufblitzen ließ, stand seinem in nichts nach, dann wurde meine Miene vollkommen ausdruckslos, und ich öffnete den Kalender meines Handys. Ich hatte eine neue Einladungs-SMS von Zoe bekommen – Kaffee morgen im Witch’s Brew mit Christina –, aber ich ignorierte sie. Ich hatte im Moment keinen Kopf für meine Freundinnen. Papis Minikrise war ein Alarmzeichen, eine Erinnerung daran, wie wenig Zeit uns blieb, wie wichtig es war, das Motorrad zu reparieren und Papis alte Erinnerungen aufs Neue in ihm zu verankern, ehe er noch mehr davon verlor. »Wenn du damit fertig bist, dir selbst auf die Schulter zu klopfen, muss ich wissen, über welchen Zeitraum wir hier reden. Wir haben schließlich nicht den ganzen Sommer.«
Er wich beinah unmerklich zurück, aber mir entging nicht, dass sich etwas verändert hatte. Gut. Jetzt, da er wusste, dass er keinem hilflosen kleinen Mäuschen gegenüberstand, konnten wir endlich zur Sache kommen.
»Zeit?«, wiederholte ich, während mein Finger über dem Touchscreen schwebte.
Emilio legte seine Hände behutsam auf das Motorrad. »Ich weiß nicht, wie viel Arbeit mich erwartet, bis ich nicht einen genaueren Blick ins Innere geworfen habe, und dann müssen wir die Teile bestellen. Ich kenne da diesen coolen Onlineshop für gebrauchte Ersatzteile und …«
»Hör zu, Emilio. So heißt du doch, oder?« Inzwischen hatte ich ganz auf Schauspielermodus umgeschaltet und vereinte sämtliche eiskalte Herzensbrecherinnen in mir, die ich je auf der Bühne verkörpert hatte.
»Schaffst du es, sie bis August zum Laufen zu kriegen, oder nicht?«
»Auf jeden Fall.«
»Gut. Dann schätze ich, wir sehen dich morgen um … wie viel Uhr hast du noch gleich gesagt?« Ich hielt mein Handy weiter in der Hand, auf dessen Display Zoes Einladung noch immer blinkte.
»Ich habe gar nichts gesagt.« Emilio lachte wieder, während er gleichzeitig den Kopf schüttelte. »Ich arbeite morgen im Duchess. Glaubst du, du hältst es einen ganzen Tag lang ohne mich aus?«
»Nein. Ich meine ja. Ich meine, zu deiner Information, ich habe morgen schon was vor.« Hastig nahm ich Zoes Einladung an und fuhr fort, durch meinen Kalender zu scrollen, als gelte es, weitere Einladungen in Erwägung zu ziehen. Busy, busy! »Ich versuche nur, mir einen Überblick über deine Terminplanung zu verschaffen, für meinen Vater. Ich bin bei der Reparatur der Hog seine Partnerin, und ich habe vor, deine Arbeit aus nächster Nähe zu managen. Kapiert?«
Emilio machte einen Schritt auf mich zu und lächelte breit. »Was immer du sagst, princesa . Aber falls du wirklich so eng mit mir zusammenarbeiten willst, ziehst du dir besser was anderes an.« Sein Blick wanderte mein mit Spitze besetztes rosafarbenes Oberteil und die weiße Caprihose hinunter, seine bescheuerten Grübchen waren ein warnendes
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