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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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ansehen können, wie zum Beispiel …«
    »Jude?« Christinas Miene war verzerrt und aschfahl. »Dein Dad … wühlt im Müll.«
    Ich folgte ihrem Blick quer durch das Café. Und klar steckte Papi mit beiden Armen bis zu den Ellbogen im Mülleimer.
    »Ich brauche etwas.« Er richtete sich auf und sah mich an, als sollte das eigentlich offensichtlich sein. »Es ist nicht hier. Ich denke … ich muss jetzt gehen.«
    Die Sonne war trügerisch heiter und warm, und sobald wir nach draußen kamen, blieb er stehen und badete in ihrem Licht. Hinter uns fegte eine der anderen Kaffeehexen eine Familie Steppenläufer vom Bürgersteig, und Papi beobachtete, wie sie sich von der Luftströmung mitreißen ließen und sich die Straße hinunterwirbelnd davonmachten.
    »Da lang.« Er ging über die Straße zu Grants Drogerie und scheuchte mich in den Laden hinein. Er schnappte sich einen Einkaufswagen, und die Alarmglocke in meinem Kopf schrillte schwach, aber bevor ich weitere Fragen stellen konnte, rief Mari an.
    Mari ist nicht die Sorte Schwester, die man so einfach auf die Mailbox weiterleitet.
    »Bereit für Maris Online-Dating-Fiasko die Siebzehnte?«, fragte sie fröhlich, kaum dass ich abgehoben hatte.
    Sie begann zu erzählen, ohne meine Antwort abzuwarten, und redete wie ein Wasserfall auf mich ein, während ich hinter Papi her durch den Laden trottete – er kurvte ohne anzuhalten an den Kühltruhen vorbei, durch den Gang mit den Fußpflegemitteln, vorbei an den Vitamintabletten und Fischölpillen, bis zur Regalwand Alles für Ihr Baby .
    »Ihm fehlte also nicht bloß ein Zahn«, sagte Mari gerade, als wir bei den Windeln ankamen, »sondern er war auch noch verheiratet!«
    » Iiih .« Es war das einzige Wort, das einzuwerfen ich bis jetzt geschafft hatte, und Mari kicherte.
    »Genau, oder? Er hätte sich doch längst ’ne Krone besorgen können!«
    »Ich meinte den Teil mit dem Verheiratet-Sein. Bleib dran.« Ich hielt die Sprechmuschel zu und drehte mich zu Papi um. »Können wir wieder?«
    »Ah!« Er lächelte und tippte sich an die Stirn. »Falscher Gang. Hier lang.«
    »… der letzte Typ hatte zumindest sämtliche Zähne.« Mari plapperte ahnungslos weiter. »Aber er wohnte bei seiner Mutter im Keller in Capitol Hill, also konnte das mit uns offensichtlich nirgendwohin führen.«
    »Papi, wonach suchst du?«
    »Papi ist da?«, sagte Mari. »Gib ihn mir mal.«
    »Wir … sind gerade einkaufen.« Ich ließ den Teil aus, der davon handelte, dass wir gerade im Gang mit den Hygieneartikeln standen und akribisch rosafarbene und blaue Schachteln unter die Lupe nahmen, als enthielten sie irgendeinen geheimen Code, während der arme Junge, der die Schwangerschaftstests auffüllte, sich krampfhaft bemühte, uns nicht anzustarren.
    »Was macht ihr zwei heute sonst noch so?«, fragte Mari.
    »Kaffeetrinken mit den Mädels. Vielleicht … angeln gehen? Ich weiß nicht. Was hast du gerade über den Kellertypen gesagt?«
    Papi schnappte sich eine Packung Tampons aus dem Regal. »Vier Mädchen«, erzählte er dem Auffülljungen. Er schwenkte die rosa-weiße Schachtel herum, als wäre es eine Fahne.
    »Mit wem redet er da?«, fragte Mari.
    Ich hielt das Telefon ans andere Ohr und griff in den Einkaufswagen, um die Packung wieder herauszunehmen. »Nur mit dem Jungen, der die Waren auffüllt.«
    »Wir brauchen die, Juju.« Papi nahm mir die Packung aus der Hand und ließ sie zurück in den Wagen fallen, dann fügte er noch ein paar mehr hinzu. Der Junge lächelte unbehaglich. Gott sei Dank kannte ich ihn nicht aus der Schule.
    »Jedenfalls«, sagte Mari, als näherten wir uns nicht gerade Alarmstufe Rot im Tampongang, »werde ich mein Match -Profil löschen.«
    Ich versuchte, den Einkaufswagen davonzusteuern, aber Papi rührte sich nicht vom Fleck.
    »Tu dir selbst einen Gefallen, Sohn.« Seine Stimme wurde lauter, während er die Hygieneartikel für Frauen schneller in den Einkaufswagen schaufelte, als ich sie ins Regal zurückstellen konnte.
    »Juju?«, sagte Mari. »Was ist da los?«
    Mir schnürte sich die Kehle zu, als ich ein Schluchzen unterdrückte. Ich schaffte das nicht ohne sie, ohne Celi oder Lourdes. Mom arbeitete so viel, und Papi ging es immer schlechter, und alles drohte auseinanderzubrechen …
    »Papi ist durcheinander«, sagte ich. »Er flippt gerade aus und …«
    »Wo bist du?« Ihr Ton wurde alarmiert. »Kannst du Mom anrufen?«
    »Sie ist auf der Arbeit. Was mache ich jetzt?«
    »Was ist mit Zoe? Juju? Jude!«

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