Verlieb dich nie in einen Vargas
hat im Moment wichtigere Sorgen«, sagte Mari. »Ich würde Papi wirklich gerne dazu bringen, mehr für seine Fitness zu tun, aber … ich weiß auch nicht. Er liebt die Harley. Er ist …« Sie sah mich an und lächelte. Es war ein kleines Lächeln, aber es kam von Herzen. »Er ist glücklich, wenn er an ihr arbeitet.«
»Bist du dir sicher, dass dieser Mechaniker vertrauenswürdig ist?«, fragte Celi.
Lourdes und Alejandro beugten sich vor und füllten ihre Hälfte des Bildschirms mit ihren freundlichen, aufrichtig besorgten Gesichtern aus. Ich sah Mari mit angehaltenem Atem an. Hier in Colorado hatte sie das Sagen. Der Schatten eines Zweifels von ihrer Seite konnte die ganze Sache beenden.
Nach einer Million Jahren nickte Mari. »Er weiß, was er tut, und er lässt sich nicht von Papis Stimmungsschwankungen abschrecken. Er ist ein guter Junge.«
»Mehr als gut«, sagte ich. Mein Herz jubelte über das unerwartete Lob.
»Behaltet die Dinge im Auge«, sagte Lourdes. »Aber solange ihr diesem Jungen vertraut, sehe ich nicht, wieso es ein Problem sein sollte, Papi an dem Motorrad arbeiten zu lassen.«
»Ich auch nicht«, sagte Celi. »Klingt, als wäre es wirklich gut für ihn. Was ist los, Juju? Warum guckst du, als wärst du den Tränen nahe?«
»Ich weiß auch nicht.« Ich presste die Worte durch die plötzliche Enge in meinem Hals. »Ich hab nur … ich habe befürchtet, ihr würdet mal wieder alle Front gegen mich machen. Ich dachte, wir müssten die Arbeit an dem Motorrad aufgeben.«
Celi fuhr sich mit den Händen durch ihre schokoladenbraunen Haare. »Wir machen uns nur Sorgen. Es ist schwer, so weit weg zu sein. Wir wären viel lieber bei euch.«
»Wir kommen schon klar«, sagte ich. »Mari ist hier und …«
»Ich weiß«, sagte Celi. »Wir vermissen euch einfach.«
»Ich versuche, einen günstigen Flug zu bekommen«, sagte Lourdes. Sie hatte total feuchte Augen bekommen. Wie wir alle. Familientragödien neigten irgendwie dazu, alles in winzige Stücke zu sprengen und gleichzeitig den Klebstoff zu liefern, der die Dinge wieder kittete.
Das Problem war nur, dass niemand wusste, wie lange der Klebstoff halten würde.
Celis Wohnung erzitterte unter den Kanonenböllern des Feuerwerks in New York City, die uns zwei Stunden voraus waren.
»Alles Gute zum Unabhängigkeitstag, Americanos!«, rief Lourdes.
»Ich gehe aufs Dach rauf, um es mir anzusehen«, sagte Celi. »Ich liebe Feuerwerk.«
»Habt ihr da drüben alles, was ihr braucht, Leute?«, fragte Lourdes. »Soll ich euch irgendwas schicken?«
» Dulce de leche «, sagte ich. »Das echte Zeug.«
Wir tauschten eine Runde besos und versprachen uns, bald wieder zu skypen. Der Bildschirm wurde schwarz und Mari klappte ihren Laptop zu und sah mich durchdringend an.
»Entschuldige, dass ich heute spät dran war«, sagte ich in der Hoffnung, einer Standpauke zuvorzukommen. »Ich habe die Zeit vergessen und …«
»Ich habe die Autorin.«
»Wie meinst du das?«
»Der Anruf heute. Ich habe letzte Woche einer Autorin angeboten, sie zu vertreten, zusammen mit vier anderen Agenten, und heute war der Tag der Entscheidung. Sie hat mich genommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich über dieses Buch aus dem Häuschen bin.«
»Mari, das ist ja irre!«
»Ich weiß! Ich kann kaum abwarten, dass du es liest!« Sie strahlte. »Mom hat gesagt, sie würde uns direkt nach der Arbeit vor der Bowl treffen. Lass uns Papi ausgehfertig machen und was zu futtern einpacken.«
Ich hätte ihr am liebsten die Arme um den Hals geworfen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Mari war dermaßen un kampflustig. Ihre plötzliche Begeisterung für das Valentina-Projekt ergab keinen Sinn – es kam mir vor wie eine Falle.
»Warum siehst du mich so an?«, fragte Mari. Sie war bereits auf der Jagd nach Resten, die wir zum Feuerwerk mitnehmen konnten.
»Emilio.« Ich zuckte mit den Schultern. »Du hast ihn irgendwie … Ich weiß auch nicht. Verteidigt.«
Mari stellte einen Stapel Tupperdosen auf die Anrichte und seufzte. »Papi hat beim Mittagessen über nichts anderes geredet. Ich schätze, ich musste es einfach mal von ihm hören. Er erinnert sich an so viel von damals, Juju – du hattest vollkommen recht.«
Hey, Jude? Ich bin’s, dein alter Kumpel, Teufelchen-Jude. Der Boss hat sich gerade gemeldet. Will wissen, warum es hier unten so kalt ist. Wir frieren uns den Arsch ab!
»Aus irgendeinem bizarren Grund liebt er den Vargas-Jungen. Er hat immer weiter von ihm
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