Verlieb dich nie in einen Vargas

erzählt – ich war kurz davor, eifersüchtig zu werden. Von wegen, hallo , du brauchst keinen Sohn! Wir vier unglaublich tollen Töchter sind direkt vor deiner Nase!«
    Ich lachte, als Mari beleidigt schnaubte, und war erleichtert, dass sie endlich milder gestimmt war, was Emilio anging, aber meine Brust schmerzte, so schwer fiel es mir, Stillschweigen zu bewahren. In mir war so vieles, das hinausdrängte, Dinge, die ich ihr über Emilio erzählen wollte. Darüber, dass ich nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Und ja, ich wollte, typisch Mädchen, von seinen Grübchen schwärmen, davon, wie der Duft seiner Lederjacke meinen Magen Purzelbäume schlagen ließ, und wie lieb er heute gewesen war. Aber ich konnte es nicht; ihr Verständnis hatte Grenzen. Ein Verfallsdatum. Sobald die Uhr unseres Projekts zwölf schlug, würde Emilio verschwunden sein, und genau so wollte Mari es.
    Aber es war nicht das, was ich wollte. Nicht jetzt. Nicht mehr. Nie mehr.

17
    Bei der Canyon Rock Bowl handelte es sich um ein natürliches Amphitheater, das sich in das rote Sandsteingebirge gegraben hatte, das zum Flusstal hin abfiel. Vom höchsten Punkt des steilen Hanges aus gesehen, erinnerte es an eine glatt polierte Terrakottaschüssel, getupft mit Bänken aus Felsplatten und Flicken aus struppigem gelbgrünem Gras.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Papi«, sagte Mari, während wir uns einen Weg über das Gelände bahnten. »Juju, hilf ihm.«
    Ich griff nach Papis Ellbogen, aber er schüttelte mich ab, das neue silberne Armband der Alzheimer-Gesellschaft glitzerte in der Sonne. »Ich komme wunderbar zurecht, queridita . Ihr zwei hängt an mir wie zwei kleine Äffchen, das ist das Problem.«
    »Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen«, sagte Mom. »Ich habe die falschen Schuhe für dieses Abenteuer an.« Sie schlüpfte schließlich aus ihren Keilabsatzschuhen und lief barfuß und suchte sich vorsichtig ihren Weg zwischen den Felsen hindurch.
    Die Freaks waren an diesem Abend definitiv rausgekommen, und mit Freaks meine ich jeden Einwohner der Stadt plus eine beträchtliche Anzahl Touristen, nicht zu vergessen sämtliche Hunde aus einem Umkreis von fünfzig Meilen, aber wir entdeckten ein Plätzchen in der Nähe der Ausgänge. Wir hatten genug ensalada rusa , sandwiches de miga mit rotem Paprika und medialunas dabei, um alle vor Ort zu füttern.
    Ich machte Pancakes Leine an einer fetten Metallschraube fest, die im Felsen verankert war, und begab mich auf den Weg zu den Verkaufsbuden, um Getränke zu besorgen, die einzupacken wir völlig vergessen hatten.
    »Jude!«
    Ich hätte ihre Stimme fast nicht erkannt, aber die wilde rote Lockenpracht brachte mich schnell auf die richtige Spur. Zoe stand am Getränkestand, in jeder Hand einen Becher, der mit einer pinkfarbenen Flüssigkeit gefüllt war und dessen Rand eine Zitronenscheibe schmückte. Sie war braun gebrannt und verströmte überschäumendes Glück aus jeder Pore, und die Eifersucht durchfuhr mich siedend heiß, als ich mir vorstellte, wie sie und Christina im Animas planschten, die Strandtücher Seite an Seite am Ufer ausgebreitet.
    »Du hast neue Sommersprossen«, sagte ich, als ich nah genug war, um sie zu umarmen. »Mindestens tausend mehr.«
    Zoe kicherte. »Ich wusste gar nicht, dass du kommst. Du hättest mir simsen sollen!«
    Genau wie du …
    »Mari ist da. Familienausflug.« Ich verdrehte die Augen, als wäre ich lieber woanders gewesen.
    »Deine Schwester ist hier?«
    »Sie ist gekommen, um mit meinem Dad zu helfen.«
    Zoe nahm einen Schluck ihrer pinkfarbenen Limonade, ihre Wangen schimmerten wie frische Pfirsiche. »Wie … läuft alles?«
    Ich bin froh, dass du fragst, denn es läuft einfach bombastisch. Bombastisch mit großem B!
    »Okay«, erwiderte ich. »Den Umständen entsprechend.« Ich war an den Anfang der Schlange vorgerückt, und Zoe wartete an der Seite, während mir meine Limonaden und das Wechselgeld ausgehändigt wurden.
    »Wie geht es mit dem Stück voran?«, fragte ich.
    »Es rockt. Ich bin die geborene Herzkönigin.« Zoes Lippen verzogen sich zu seinem boshaften königlichen Grinsen, aber es verschwand rasch wieder. »Alice ist allerdings nicht gerade der Brüller. Sie ist nicht von der Blackfeather. Von der Animas High, glaube ich. Alle vermissen dich.«
    Ich lächelte. Es war ein schöner Gedanke, aber obwohl mich alle so sehr vermissten, hatte ich seit dem BH S-Picknick von niemandem außer Zoe und Christina einen Pieps gehört, und sogar ihre Piepse