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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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wie mir und sie brauchte keine weitere Erklärung.
    »Okay, querida .« Mom ließ die Sandwiches in die Kühltasche fallen. »Ich wusste, wir hätten Emilio mehr davon mitgeben sollen.«
    Wir packten rasch zusammen, und ich hielt Papis Arm mit der Hand fest, während wir uns im Dunkeln den Weg an den Felsen entlang suchten. Jedes Mal, wenn der Himmel aufleuchtete, zuckten seine Knochen unter meiner Hand. Als wir endlich die Talsohle erreichten, entdeckte ich Emilio mit Rosette, der Klette, in der Schlange am Limonadenstand, und ich winkte. Extrem ausholend. So ausholend, dass ich damit ein Flugzeug zum Landen hätte bringen können. Es funktionierte wunderbar, denn er sagte etwas zu ihr und joggte dann zu uns rüber.
    Mom schenkte Emilio ein Lächeln, dann wandte sie sich mir zu. »Geht du mit deinen Freunden, Juju. Mach dir keine Sorgen um uns.«
    »Mom, schon gut. Ich bin sowieso müde.«
    »Sie ist müde«, sagte Mari.
    Mom fischte die Schlüssel aus ihrer Handtasche und gab sie mir. »Du fährst einfach mit meinem Auto nach Hause, ja?«
    »Ich glaube …«
    »Heute ist der vierte Juli. Geh aus, hab Spaß. Hier, nimm deinen Freunden die Sandwiches mit, okay?«
    Ich nahm das Essen und nickte, eindeutig nicht dafür gerüstet, es mit Moms Entschlossenheit aufzunehmen. Und, okay, vielleicht ein klein wenig angetan von der plötzlichen Planänderung. Nicht, dass das jemand aus meiner Familie zu wissen brauchte. »Ich seh euch dann später«, sagte ich.
    Mari warf mir einen warnenden Blick zu. »Nicht zu spät, Juju.«

18
    Am Morgen sah alles anders aus. Der staubige Schuppen, in dem überall Kartons und Motorradteile und Werkzeuge verstreut waren, hatte nichts mehr mit dem Zauber des Waldes gemein. Emilio und Papi werkelten emsig an der Auspuffanlage, während ich in einem Karton mit alten Tassen aus Celis Keramikselbstbemalphase kramte. Ein weiterer schillernder Tag in der Casa de Hernandez also.
    Papi ging ins Haus, um neuen Kaffee zu holen, und Emilio rief mich zu sich, um mir etwas zu zeigen. Als er ein verchromtes Rohr hochhielt und begann, irgendetwas von doppelten Auspuffrohren zu faseln, wurde mein Herz gleichermaßen vor Enttäuschung und Erleichterung schwer.
    Wen kümmern schon doppelte Auspuffrohre, wenn ich letzte Nacht nicht aufhören konnte, an dich zu denken?
    Sein Part: Du hast letzte Nacht an mich gedacht?
    Ich: So sehr, dass ich kaum geschlafen habe.
    Er: Ich habe auch an dich gedacht. Tatsache ist, ich denke ununterbrochen an dich. Hier hast du noch ein umwerfendes Lächeln mit Grübchenzugabe. Es gehört ganz dir …
    »Meinst du nicht auch?«, sagte Emilio gerade.
    »Ja! Moment, was meine ich denn?«
    Emilio legte das Rohr ab. »Ich könnte die Situation gerade total ausnutzen. Das ist dir klar, oder?«
    Ich lachte auf, obwohl mir der Atem stockte. Am Abend zuvor hatte Emilio mich mit Feuer in den Augen angesehen, und in mir tobte ein Wirbelsturm, und ich sah das ganze schreckliche Ende bereits vor mir. Es spielte keine Rolle, was ich wollte, was ich für möglich hielt, was meine Schwestern meiner Meinung nach falsch sahen. Wenn ich zuließ, dass das hier weiterging, wenn ich zuließ, dass es die Grenze überschritt, die wir vergangene Nacht beinahe überschritten hätten … Absicht oder nicht, sobald der nächste Monat käme, würde Emilio Vargas ein letztes Mal seine Grübchen aufblitzen lassen, auf seinem schwarzen Motorrad zur Stadt hinausbrettern und mir das Herz brechen.
    Jetzt streckte er die Hand nach meinen Haaren aus und ich zuckte zusammen.
    »Entschuldige«, flüsterte ich. »Ich wollte nicht … entschuldige. Papi wird jeden Moment wiederkommen. Und meine Schwestern sind endlich mit der ganzen Motorradsache einverstanden, verstehst du? Wenn Mari mitbekäme …«
    Mein Blick begegnete seinem, und das Bedauern, das darin stand, drehte mir den Magen um. Doch im nächsten Moment war es schon wieder verschwunden und von dem üblichen neckenden Funkeln verdrängt worden.
    Er streckte die Arme aus und trat einen Schritt zurück, ganz nach dem Motto: Sieh dir dieses Prachtexemplar hier gut an! »Okay, princesa . Wenn du meinst, dass du die Finger von mir lassen kannst, nur zu, sei mein Gast.«
    Er begann Sei hier Gast aus Die Schöne und das Biest zu singen, und als er mich ansah und erneut lächelte, brach die Bilderflut des vergangenen Abends mit voller Macht über mich herein. Er hob das Auspuffrohr auf und machte sich nach wie vor singend daran, es wieder anzubringen, und obgleich ich

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