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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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mir eisern befohlen hatte, es nicht zu tun, spielte ich den Film zum hundertsten Mal ab …
    Nachdem meine Familie gefahren war, gingen Emilio und ich zum Limonadenstand, um Rosette abzuholen, die den gesamten Fußmarsch zurück zur Decke damit verbrachte, wie eine Viper zu zischen. Als wir uns den anderen anschlossen, genügte Samuel ein Blick, und er machte einen auf: Seht nur, wie spät es ist! Und er und Marcus und das andere Mädchen packten ihre Sachen zusammen, Moms Sandwiches und eine extrem wütende Rosette inklusive, die endlich bereit war zu gehen. Aber nicht, ohne vorher einen auf Anakonda zu machen und Emilio zum Abschied zu umschlingen.
    Die meisten hatten das Gelände nach dem großen Finale verlassen, nur eine Handvoll Sternengucker war übrig geblieben. Emilio winkte mich zu sich, damit ich ihm auf einen schmalen Trampelpfad folgte, der auf der gegenüberliegenden Seite der Bowl dicht am Waldrand verlief.
    »Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte er.
    »Das klingt wie ein Satz aus einem dieser ›Geh nicht mit Fremden mit‹-Aufklärungsfilme.«
    »Ich gebe dir auch was Süßes, wenn ich dich so dazu kriege, mitzukommen.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Was denn?«
    »Das wirst du schon noch sehen.« Er streckte die Hand aus, und ich ergriff sie, und zusammen schlenderten wir den Pfad entlang, während der Geräuschmix aus zufallenden Autotüren, Gelächter und Handyklingeltönen hinter uns allmählich versiegte. Der Wald wurde dichter, als wir so dahinliefen, und bald gab es nur noch uns und die Bäume und ein Metallschild, das an einen verkohlten Stumpf genagelt war. Privatbesitz. Zugang zum Wanderweg. Betreten auf eigene Gefahr. Schneemobile, Zelten, Jagen verboten.
    »Sollen wir wirklich weitergehen?«, flüsterte ich. Ich wollte auf keinen Fall denjenigen alarmieren, der das Schild angebracht hatte.
    »Da steht: Betreten auf eigene Gefahr«, sagte Emilio. »Und genau das tun wir.«
    Er hielt einen Kiefernast fest, damit er mir nicht ins Gesicht schlug, und als ich an ihm vorbeitrat, fing ich einen Hauch seines Leder-und-Weichspüler-Duftes auf.
    »Ist es riskant für mich, hier bei dir zu sein?« Ich scherzte nur zum Teil; mein Herz schlug rascher, und mein Körper war bis zum Bersten mit nervöser Energie gefüllt. Emilio war derselbe flirtende Spaßvogel wie immer, aber es kam mir so vor, als besäßen seine Worte mehr Gewicht. Die Schatten, die unsere Unterhaltung über Papi noch immer warf, verliehen allem eine größere Bedeutung.
    Er legte mir den Arm um die Schultern und beugte sich näher zu mir. »Angst?«
    Meine Haut prickelte von der Spannung, die zwischen uns hin und her strömte. Es gelang mir so gerade, auf dem mondbeschienenen Pfad einen Fuß vor den anderen zu setzen. Irgendwoher aus einer fernen Vergangenheit rief eine leise Stimme mir zu: niemals, nie, unter gar keinen Umständen …
    Ich schüttelte seinen Arm ab und ging voraus, als wüsste ich den Weg, aber er griff nach meiner Hand und ich ließ ihn gewähren, ließ ihn unsere Finger miteinander verflechten. Er blieb stehen, und mir blieb keine andere Wahl, als es ihm gleichzutun.
    Ich wandte mich zu ihm um, Körper und Lippen und Haut und Geruch waren einander näher als je zuvor. Ich zwang mich, seinem Blick standzuhalten, und starrte eine winzige Sommersprosse unter seinem Auge an, die hinter einem Fächer aus seidigen schwarzen Wimpern verborgen lag.
    »Schließ die Augen.« Sein Atem strich über meine Lippen, brachte jedes Haar auf meiner Kopfhaut dazu, sich wie elektrisiert aufzurichten.
    Ich tat wie mir befohlen, die plötzliche Abwesenheit der visuellen Eindrücke schärfte meine übrigen Sinne. Selbst die Bäume schienen ihren kollektiven Atem anzuhalten.
    Emilio gab meine Hand frei und fasste mich an den Schultern, um mir einen sanften Stups zu geben.
    Der Waldboden, den alte Blätter und Moos und Dinge, die die Zeit vergessen hatte, in ein Kissen verwandelt hatten, gab leicht nach. Wir hatten den festgetretenen Trampelpfad verlassen und gingen nun tiefer in den Wald hinein. Freudige Erregung durchzuckte mich, jagte meine Wirbelsäule hinauf.
    »Halte sie geschlossen«, sagte er leise. »Egal, was passiert.«
    Es war so still und ruhig. Ich hörte die Frösche und Grillen nicht länger, deren Gesänge normalerweise die Sommernächte erfüllten. Die Luft wurde süßer und schwerer, und es fühlte sich an, als verginge eine Ewigkeit, in der bis auf unseren Atem – gegenläufig und asynchron, meiner abgehackter

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