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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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»Aber vielleicht könnte er ums Haus fahren oder so. Du könntest sie für ihn herrichten, sicherstellen, dass der Sitz die richtige Höhe hat und alles. Stimmt’s?«
    Er zog eine Schraube fest, löste sie wieder, nahm sie ab, schrubbte sie mit einer Drahtbürste, brachte sie erneut an, zog sie mit einer Zange fest, deren Namen ich vergessen hatte. Nicht die Lakritzdingsbums.
    »Ich meine, falls du bis dahin noch nicht unterwegs bist«, sagte ich.
    Der Regen wurde stärker, und das plötzliche metallische Trommeln auf dem Schuppendach verschluckte alle Geräusche, ließ die Außenwelt zu einem trüben Mischmasch zerfließen und schärfte alles andere bei uns drinnen. Ich brauchte nur die Augen zu schließen, so war ich überzeugt, und würde den Dreck auf dem Boden schmecken, den Takt meines eigenen Herzens riechen, das mir bis zum Halse schlug.
    Ich wich gegen die Werkbank zurück, weg vom Motorrad, weg von Emilio. Eine Weile sagte keiner von uns etwas, wir lauschten einfach dem Regen auf dem Dach, dem Klirren und Klappern der Werkzeuge. Er bat nicht um Hilfe. Er erklärte nicht, was er gerade reparierte. Er fragte nicht nach Papi.
    Es war amtlich: Er benahm sich seltsam.
    »Was ist heute mit dir los?«, fragte ich schließlich und zwang mich zu einer Unbeschwertheit, die ich nicht fühlte. »Du benimmst dich total, na grüblerisch und emo.«
    »Die Maschine verliert Öl. Eine der neuen Dichtungen muss hin sein.« Er stand wieder auf und kroch hinter Valentina hervor. Mit langsamen, bedächtigen Schritten kam er auf mich zu. Sein Blick ruhte die ganze Zeit über auf mir, seine schwarzen Haare lockten sich unter dem Kopftuch.
    »Was du nicht sagst, Emo-Boy. Du bist nicht irgendeine Art von Vampir, oder?« Ich probierte es mit einem flirtenden Lächeln, aber ihm konnte das Zittern in meiner Stimme nicht entgangen sein, die tausend Volt, die immer noch zwischen uns summten.
    Er beugte sich zu mir vor, als er die Werkbank erreichte, streichelte mit den Fingern die Stelle unter meinem Ohrläppchen, direkt über dem Puls. Er drückte seine Lippen auf meine Haut, vom Ohr bis zum Schlüsselbein und wieder hinauf, und kurz bevor ich in Flammen aufzugehen drohte, löste er sich von mir, um mir in die Augen zu schauen. Eine gewisse Verletzlichkeit stahl sich in seinen Blick, wie in dem Moment, als ich tags zuvor seine Narbe berührt hatte. Ich blinzelte, und dann war sie verschwunden, und Emilio ließ die Hand fallen und trat einen Schritt zurück.
    »Meinst du, du kannst aufhören, von Vampiren zu träumen und die Ölwanne für mich finden?«, fragte er. »Eine, die nicht aus echtem Silber ist?«
    »Silber ist für Werwölfe. Vollkommen andere Baustelle.« Ich hüpfte von der Bank und kramte die Sachen durch, die darunter standen, bis ich die Wanne gefunden hatte. »Und ich träume nicht von Vampiren. Die ganze Blutsaugerei … igitt. Meine Schwestern haben mich gezwungen, diesen Vampirfilm aus den Achtzigern zu gucken, als ich noch klein war. The Lost Boys ? Hat mich fürs Leben gezeichnet.«
    Emilio stellte die Wanne unter das Motorrad. »Mich auch. Ich hasse diesen Film.«
    »Angst vor Fledermäusen?«
    Emilio fuhr sich mit dem Unterarm übers Kinn, was einen schwarzen Schmutzfleck in seinen Stoppeln hinterließ. »Mädchen.«
    »Du. Und Angst vor Mädchen.« Ich dachte an unsere gemeinsamen Jahre an der Blackfeather High, die Wolke aus glitzerndem Make-up und kurzen Röcken, die ihn stets umgeben hatte. Rosette, die an ihm hing wie eine Klette. Mich, auf dem Million-Dollar-Highway. »Schon klar.«
    »Im Ernst. Erinnerst du dich an dieses Mädchen namens Star aus dem Film? Ich war schrecklich in sie verliebt. Ich habe ihr einen Brief geschrieben und sie gebeten, mich zu heiraten. Nachdem sie mir einen Monat nicht geantwortet hatte, habe ich zwei Tage lang nichts gegessen. Zurückweisung schmerzt, princesa . Ich war völlig fertig.« Emilio fuhr sich mit der Hand über sein Kopftuch und schüttelte den Kopf. »Scheiße. Ich kann nicht glauben, dass ich dir das erzählt habe.«
    Okay, ich wollte nicht lachen. Bestimmt nicht. Ich versuchte es wegzuhusten, hatte damit aber keinen Erfolg.
    »Warum machst du dich über mein gebrochenes Herz lustig?« Emilio fasste sich ans Herz und runzelte die Stirn, aber die Grübchen verrieten ihn. »Niemand sonst weiß davon. Samuel nicht, noch nicht mal meine Ma.«
    »Jetzt muss ich also gegen Rosette und Star antreten? Harte Konkurrenz.«
    Es war als Witz gedacht – größtenteils –,

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