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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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könnte sein, dass ich …«
    »Was ist das?« Papis Stimme dröhnte wie ein Presslufthammer und wir waren schlagartig alarmiert. Er hatte seinen Becher vom Tresen genommen – Minzeis mit Schokostückchen, den er vor gerade mal zehn Minuten bestellt hatte – und stocherte nun mit dem Finger darin herum, wobei er so finster guckte, als hätte er eine Grille in der Schokoladensoße entdeckt.
    »Das ist dein Eisbecher.« Mari breitete die Arme aus, als wolle sie sagen: Was sonst?
    »Die Sorte habe ich nicht bestellt, querida .«
    »Doch, hast du, Papi.« Mari redete mit leiser, beruhigender Stimme, als spräche sie mit einem trotzigen Kind. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und zog ihn zu einem Tisch, der gerade frei geworden war. »Es ist deine Lieblingssorte, weißt du nicht mehr?«
    Wut breitete sich blitzartig auf seinem Gesicht aus, sämtliche Muskeln verkrampften, und seine Miene verzerrte sich.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte das Mädchen nervös. »Wollten Sie etwas anderes?«
    »Ich will, dass Sie meine Bestellung auf die Reihe kriegen, das ist es, was ich will.«
    »Es ist doch nur Eiscreme«, flüsterte Mari. Ihre Finger hoben sich weiß gegen Papis Arm ab.
    »Das ist mir klar, Mariposa, aber es ist nicht das, was ich bestellt habe. Wenn sie noch nicht einmal eine simple Bestellung richtig hinbekommen, woher sollen wir dann wissen, dass sie uns nicht übers Ohr hauen? Woher wissen wir dann, dass sie uns nicht zu viel berechnet haben? Sie sind Diebe.« Papi knallte den Eisbecher auf den Tresen. Der rote Plastiklöffel flog durch die Luft und verteilte auf seinem Weg Richtung Fußboden großzügig Schokoladensoße. »Diese Leute sind Kriminelle. Ich will mein Geld zurück.«
    »Kein Problem, Sir. Das kann ich machen.« Das Mädchen pflasterte sich ein nervöses Lächeln aufs Gesicht. »Wenn Sie sich bitte beruhigen würden, ich hole …«
    »Sie wollen, dass ich mich beruhige? Damit Sie mich noch mal hereinlegen können?«
    »Möchtest du vielleicht etwas anderes?« Maris Stimme zitterte und ihr Blick huschte die Touristenschlange entlang. Sie hatten begonnen, uns anzustarren und sich auf die Tür zuzubewegen.
    Ich legte Papi die Hand auf den Arm, als wäre ich gerade erst dazugekommen. Ich hielt ihm meinen Schokoladenbecher mit Karamellerdnussbuttersoße hin, meine eigene Lieblingssorte, die ich mir bisher noch jedes Mal bestellt hatte, und zwar schon seit der Zeit, ehe ich über den Tresen gucken konnte. »Ich glaube, du hast aus Versehen meinen bekommen, Papi.«
    Papi bohrte den Finger mitten in mein Eis und zog ihn mit etwas Sahne beladen wieder heraus. Ich hielt den Atem an, als er ihn sich in den Mund steckte und die Augen schloss.
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Also bist du der Dieb.«
    Vor Erleichterung brachen Mari und ich in albernes Gekicher aus. Papi musterte uns verwundert, den Kopf zur Seite geneigt wie Pancake, wenn er auf Kaninchen horchte.
    Ich entschuldigte mich bei dem Mädchen hinter dem Tresen mit den üblichen Ausflüchten – er ist müde, er ist verwirrt – und stopfte einen Zwanziger in ihr Trinkgeldglas. Ich hatte jedoch nicht für alle in der Eisdiele einen dabei, und die Touristen beobachteten uns weiter mit einer Mischung aus Neugierde und Unbehagen, als wir uns an unseren Tisch setzten.
    Ich hatte meinen Frieden mit Papis Eisbecher geschlossen, während er sich glücklich über meine himmlische Schokoerdnussbuttergeschmacksexplosion hermachte. Mari stocherte mit einem Strohhalm in ihrem Milchshake herum, aber sie hatte noch keinen Schluck davon getrunken. Als Papi quer durch den Raum schlurfte, um seinen Müll zu entsorgen, sah sie mich an. Ihr Gesicht war furchtbar blass.
    »Woher wusstest du … Wie hast du ihn dazu gebracht, sich so schnell zu beruhigen?«, fragte sie. »Er mag Erdnussbutter nicht mal.«
    »Man muss sich genau überlegen, welche Kämpfe man austrägt.« Ich kratzte das letzte bisschen Eis aus meinem Becher. »Manchmal ist es leichter, mitzuspielen oder zu versuchen, ihn abzulenken.« Ich dachte an den Wutanfall in der Drogerie, wie ich mit Emilio im Gang mit den Tampons gestanden und das Lied aus Oklahoma! gesungen hatte. Es kam mir vor, als sei das Jahre her.
    »Minz-Schoko ist sein Lieblingseis«, sagte Mari.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Heute nicht.«
    »Juju. Ich habe ihn mein ganzes Leben noch keine andere Eissorte essen sehen.«
    »Die Dinge ändern sich.«
    »Aber ich sage dir …«
    »Mari.« Ich ließ meinen Eisbecher auf

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