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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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auf Spanisch.«
    Papi zuckte mit den Schultern, aber in seinem Blick lag eine gewisse Traurigkeit, eine gewisse Kapitulation.
    Sie hätte ihm perro lassen sollen.
    »Wir gehen uns ein Eis holen«, sagte Mari. »Sollen wir euch eins mitbringen?«
    »Himbeer in der Waffel«, sagte Emilio.
    »Warte.« Ich stolperte tollpatschig auf Mari zu. »Ich komme mit euch in die Stadt.«

24
    Es hatte endlich aufgehört zu regnen, aber die Straßen von Old Town waren nass und grau und verlassen, und ein Großteil der Touristen hatte sich in die Läden und Restaurants geflüchtet, um auf die Sonne zu warten. Die Schlange bei Onkel Fuzzy wand sich dreimal durch den ganzen Laden, und bei jedem Schritt vorwärts wollte ich Mari packen und ihr alles beichten, ihr jedes Detail vom Million-Dollar-Highway erzählen, jede Kleinigkeit, die Emilio im Schuppen zu mir gesagt hatte. Er wollte, dass ich mit ihm fuhr. Dass ich den Südwesten sah und das Meer. Dass ich an seiner Seite war.
    Fünf Mal machte ich den Mund auf, um etwas zu sagen. Fünf Mal klappte ich ihn wieder zu. Und dann waren wir dran und bestellten das Übliche – Minzeis mit Schokostückchen und warmer Schokoladensoße für Papi, einen Milchshake mit Erdbeergeschmack für Mari und Schokoladeneis mit Karamellerdnussbuttersoße für mich –, und Papi sah dem Mädchen hinter dem Tresen dabei zu, wie es frische Beeren und Eiscreme für Maris Getränk verquirlte. Über den Lärm des Mixers hinweg erzählte Mari mir von einer Buchserie mit Hexen und Zauberern, die sie vor Kurzem verkauft hatte, und dass sie in ein paar Tagen nach New York müsse, um sich mit dem Autor und dem Verleger zu treffen. Ihr Gesicht leuchtete, während sie davon sprach. Mari brachte so viel Leidenschaft für ihre Arbeit auf – für eigentlich alles im Leben –, und obwohl wir nicht immer einer Meinung waren, bewunderte ich sie dafür.
    »Deine Autoren haben Glück, dass sie dich haben.« Es fiel mir schwer, ihr in die Augen zu sehen, daher konzentrierte ich mich stattdessen auf das Poster eines gigantischen Brownies mit Eiscreme und Schokosoße an der Wand hinter ihr. »Und ich auch.«
    Natürlich war das genau der Moment, in dem der Mixer ausging, sodass ich es total laut herausposaunte, und Maris Lächeln wurde zu einem Kichern, und ich lachte auch, und Papi beobachtete weiter das Mädchen hinter dem Tresen, als wäre die Bearbeitung unserer Eiscremebestellung die erstaunlichste Tat, die je ein Mensch vollbracht hatte.
    Mari lenkte die Unterhaltung auf das College und wärmte die Pläne wieder auf, über die wir vor Monaten gesprochen hatten. Wie sie mir helfen würde, mein Wohnheimzimmer einzurichten, und mir die Stadt zeigen würde. Um ehrlich zu sein, war ich so beschäftigt mit dem Motorrad und Papi gewesen, und dann mit der ganzen Sache mit Emilio … Die Universität von Denver war wie eine Stimme aus weiter Ferne, die vom Ende eines langen Tunnels zu mir schallte. Wenn ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich über den Campus lief, meine Zimmergenossin kennenlernte, etwas vom Thailänder ins Wohnheim bestellte, schien es das Leben einer anderen Person zu sein.
    Mari fragte nach meinem Hauptfach, fragte, ob ich schon darüber nachgedacht hätte, im Verlagswesen zu arbeiten, ein Praktikum in ihrer Agentur zu machen. Natürlich hatte ich das, aber worüber ich wirklich gern mit ihr gesprochen hätte, war das mit Emilio und dass er überhaupt nicht wie seine Brüder war. Ich wollte ihr von unserem Million-Dollar-Tag erzählen. Wie es sich anfühlte, wenn er mich küsste. Von seiner Einladung, die immer noch zwischen uns im Raum stand.
    Ich wollte ihr erzählen, dass ich sämtliche Vargas-Warnungen ignoriert hatte, sämtliche Gefahrenanzeichen. Ich war um das Sicherheitsband herumgetreten und über die Kante gestürzt.
    Sich nie auf einen Vargas einlassen? Bitte. Ich war schon vor Wochen am Einlassen vorbeigesegelt. Auf den Leim gegangen, tief verstrickt, bis über beide Ohren drinsteckend.
    Das waren inzwischen bessere Beschreibungen dafür, und das auf den Leim gegangene, tief verstrickte, bis über beide Ohren drinsteckende Herz pochte dumpf in meiner Brust.
    Mari hatte sich während der Zeit, die sie bei uns verbracht hatte, verändert, war in mancher Hinsicht nachgiebiger geworden. Sie würde sich vielleicht sogar für mich freuen. Und überhaupt, sie war meine Schwester, meine Lieblingsschwester, und ich wollte, dass sie alles erfuhr, komme, was wolle.
    Jetzt oder nie.
    »Mari, ich glaube, es

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