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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Boris.
    Ihr Gedächtnis beförderte eine Erinnerung zutage, die ihr das Blut in den Kopf trieb. »Er behauptet, dich zu kennen. Angeblich ist er ein Geschäftsfreund von dir.«
    Boris schüttelte langsam den Kopf. »Ich kenne keinen Mann, der so heißt.«
    In Maribels Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Wenn er kein Geschäftsfreund ist«, überlegte sie laut, »was ist er dann? Glaubst du, er ist von der Polizei?«
    Im Halbdunkel des Schrankes konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie nahm nur wahr, wie er mit den Achseln zuckte.
    »Und vermutlich hast du auch nicht vor, dich der Polizei zu stellen?«
    »Darüber muss ich erst noch nachdenken. Allerdings verspüre ich keine große Lust, mich sofort wieder von dir zu verabschieden.« Seine Stimme klang merkwürdig dumpf. Falls Pindall wirklich bei der Polizei arbeitete, dann lag sein Schicksal nun in Maribels Hand.
    In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sich alles in ihr danach sehnte, ihn bis an ihr Lebensende festzuhalten.
    »Ich schicke ihn weg.« Fieberhaft überlegte Maribel, wie sie es anstellen sollte. »Und du wartest so lange hier im Schrank.« Energisch wollte sie die Türe schließen.
    »Einen Moment noch.« Boris beugte sich zu ihr hinunter und begann sanft, an ihrer Unterlippe zu saugen. Maribel fühlte, wie ein winziger Sensor direkt unterhalb ihres Bauchnabels auf Empfang schaltete und zu vibrieren begann. Als sie spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten, machte sie sich von ihm los.
    »Warte hier.«
    Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar, bevor sie zu Pindall hinüber ins Wohnzimmer ging. Mit einem Lächeln erhob er sich, als sie eintrat.
    »Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, entschuldigte sie sich bei ihm, bemüht, ihre Nervosität zu kaschieren.
    »Auf eine Frau wie Sie lohnt es sich immer zu warten.«
    Maribel versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Wie immer wirkte er freundlich und zuvorkommend. Nichts deutete darauf hin, dass er wirklich für die Polizei arbeitete und nach Boris fahndete. Aber offenbar hatte er gelogen, als er vorgab, ein Geschäftspartner von Boris zu sein. Deshalb war es besser, ihn nun sanft, aber bestimmt hinauszubitten.
    Demonstrativ sah sie auf ihre Armbanduhr. »Es ist mir entsetzlich peinlich, Herr Pindall – aber ich habe gerade einen Anruf erhalten. Eine Tante von mir ist erkrankt und hat mich gebeten, für sie ein Rezept aus der Apotheke abzuholen. Ich fürchte, wir müssen unser Essen auf einen anderen Tag verschieben.«
    »Wie schade. Darf ich Sie wenigstens in die Apotheke begleiten?«
    »O nein!« Maribel schüttelte den Kopf, dass die Locken flogen. »Ich meine, ich muss mich erst noch umziehen … und ein paar Sachen einpacken … für meine Tante …«
    »Ich verstehe.« Er ging an ihr vorbei zur Wohnungstür, wo er stehen blieb und eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche hervorzog. »Bitte. Rufen Sie mich an, wenn Sie Zeit für mich haben.«
    Sie nahm die Karte, ohne den Text zu lesen. »Ganz bestimmt.« Ihrer Stimme fehlte die Überzeugungskraft.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als er sie aus zusammengekniffenen Augen ansah. »Zum Glück weiß ich ja jetzt, wo ich Sie finden kann.«
    In Maribels Ohren klangen seine Worte wie eine Drohung. Warum war sie bloß so leichtsinnig gewesen, Pindall mit in ihre Wohnung zu nehmen?
    »Ich werde Sie bestimmt nicht vergessen«, beeilte sie sich, seine Bedenken zu zerstreuen. Erleichtert drückte sie hinter ihm die Tür ins Schloss, kaum dass er die Wohnung verlassen hatte.
    *
    Mit seinen Blicken verfolgte Boris vom Fenster aus Pindall, als dieser unten die Straße überquerte und gleich darauf hinter einer Biegung verschwand. Als Maribel sich räusperte, drehte er sich langsam zu ihr um. In der Hand hielt er die Zeichnung mit Andrejs Porträt. Maribel hatte die Rolle vorhin beim Betreten des Zimmers auf dem Bett abgelegt. Nun hielt er das Bild in die Höhe, direkt neben sein eigenes Gesicht.
    »Weißt du noch, wer das ist?«
    Ihr Herz klopfte schneller. »Ein Mann, von dem ich geträumt habe. Ich …«
    Seine Augen spiegelten seine Enttäuschung wider. »Du glaubst, es war bloß ein Traum?«
    Unbewusst begann Maribel ihre Finger zu kneten, die vor Aufregung kalt wurden. »Was sollte es sonst sein?«, verteidigte sie sich. »Zeitreisen sind unmöglich. Jeder weiß das.«
    Sie sprach wider besseres Wissen. Dank ihrer Nachforschungen wusste sie längst, dass die Wissenschaft die theoretische Möglichkeit von

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