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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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aus dir?«
    »Ich seh mir mal an, wer da so viel Interesse an uns hat.«
    »Sei vorsichtig, Andrej.«
    »Wir Kosaken haben die Vorsicht im Blut.« Obwohl sie sein Gesicht in der Dunkelheit nicht mehr erkennen konnte, wusste sie, dass er grinste.
    »Ich liebe dich, Andrej.« Nie hätte sie gedacht, dass ihr diese Worte einmal so leicht über die Lippen kommen würden. Etwas Pelziges mit dünnen Beinen kletterte über ihren Handrücken, sie schüttelte es ab.
    »Von jetzt an bis in alle Ewigkeit.« Andrejs Stimme streichelte Maribel wie ein warmer Windhauch. Seine Worte waren ein Versprechen. Ein leises Rascheln der Zweige, die hinter ihm zusammenschlugen. Dann blieb Maribel allein in der Dunkelheit zurück. Wider aller Vernunft fühlte sich ihr Herz duftig und leicht an.
    *
    »Sie will nach Hause«, hatte dieser nichtsnutzige Bengel zu ihm gesagt. Er wusste sofort, wo er sie finden würde. Seither beseelte ihn nur noch die Hoffnung auf Rache.
    Rache für seinen Seelenfrieden.
    Rache für den Tod seines Kindes.
    Ja, sogar Rache für den Tod seiner Frau.
    *
    Während Maribel angestrengt lauschte, tastete sie sich vorsichtig durch die Dunkelheit. Mit den Händen suchte sie nach einem Hebel, einem Knopf, nach irgendetwas, das ihr den Weg zurück ins einundzwanzigste Jahrhundert öffnete. Sie fand nur einen dornigen Strauch, dessen Stacheln sich tief in ihr Fleisch bohrten. Ihr eigenes warmes Blut lief ihr über die Finger.
    Andrej irrte sich. Sie schaffte es nicht allein.
    Männerstimmen. Keuchen. Ein erstickter Aufschrei.
    Maribels Sinne waren zum Zerreißen angespannt.
    »Andrej?«
    Ein gefrorener Zweig knackte nicht weit von ihr.
    »Andrej, bist du das?«
    Erleichtert atmete Maribel auf, als vor ihr eine schemenhafte Gestalt aus dem Dunkel auftauchte.
    »Da bist du ja. Ich hab schon befürchtet, dass …«
    »… ich dich allein lassen würde? Aber Maribel, meine Liebe, ich habe doch versprochen, dir zu helfen.«
    »Friedrich!«
    »Wen hast du erwartet?«
    In Maribels Kopf überschlugen sich die Gedanken. Während Friedrich mit ausgestreckten Armen auf sie zukam, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um hinter seinem Rücken, der ihr in der Gefahr breiter als sonst erschien, nach Andrej zu suchen. Die Dunkelheit schien ihn verschluckt zu haben.
    »Waren das vorhin nicht die Geräusche eines Kampfes?«
    »So? Zwei Rehböcke vielleicht, die sich ins Gehege kamen.«
    »Ja, vielleicht.« Hinter Maribels Schläfen pochte ein schnell stärker werdender Schmerz.
    »Woher weißt du, dass ich hier bin?«
    »Dein kleiner Freund hat es mir verraten. Er machte sich Sorgen um dich.«
    »Das wundert mich. Er weiß, dass Andrej bei mir ist.«
    Erstaunt sah Friedrich sich um, ließ seinen Blick durch die Nacht schweifen.
    »Sollte er jemals hier gewesen sein, so ist er es jetzt nicht mehr.« Maribel gefror das Blut in den Adern.
    Sein Lachen klang rau und seltsam tonlos.
    »Friedrich, du verstehst doch, dass ich zurück nach Hause muss?« Sie formulierte ihre Frage so harmlos wie möglich. Inständig hoffte sie, dass er ihrer Stimme die Angst nicht anhörte.
    »Aber ja. Es war falsch von mir, dich herzubringen. Deine Anwesenheit hat mir kein Glück gebracht.«
    Maribel schwieg abwartend.
    »Du hast niemandem Glück gebracht.«
    Entrüstet straffte sie sich. »Ich habe geholfen, deinen Sohn auf die Welt zu bringen.«
    »Du hast ihm das Leben entzogen.«
    »So ein Unsinn! Hunderte von Kindern sterben den plötzlichen Kindstod, das kommt vor. Selbst in meiner Zeit noch.« Sie schluckte nervös, als sie in seiner Hand ein Messer entdeckte. Verängstigt machte sie einen Schritt rückwärts. Langsam. Um Friedrich nicht noch mehr zu erzürnen. »Agnes wird dir neue Kinder schenken. Ihr seid noch jung.«
    »Agnes ist tot.«
    »Du hast sie umgebracht?«
    Friedrichs Lachen dröhnte durch die Stille. Es klang so hohl, wie sich sein Herz anfühlte. Instinktiv riss Maribel die Arme vor das Gesicht, als er das Messer auf sie niederstieß.
    »Andrej!«
    Hinter ihnen krachte es im Unterholz. Friedrich wirbelte herum. Er hatte Andrej für tot gehalten.
    »Lauf, Maribel. Du schaffst es.« Andrejs Schrei war nicht mehr als ein Röcheln. Doch ohne zu zögern, stürzte er sich auf Friedrich, um sie vor ihm zu beschützen.
    Sie stand wie erstarrt. Andrej war verletzt. Er brauchte ihre Hilfe. Sie durfte ihn nicht im Stich lassen.
    »Die Tür. Hinter dir.«
    In panischer Angst um Andrej zerrte Maribel an dem Dornenstrauch neben ihr, versuchte, einen Ast

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