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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Majestät des Kaisers ist mit dem Tod zu bestrafen.« Die Worte des Lieutenants schienen keinen Widerspruch zu dulden. Nach einem schnellen Blick auf die verängstigte Maribel wagte Friedrich es trotzdem.
    »Ihr wollt das arme Ding zum Tode verurteilen? Habt Ihr vergessen, was ich Euch gesagt habe? Sie ist schwachsinnig. Sie weiß nicht, was sie tut.«
    Maribel wackelte unkontrolliert mit dem Kopf. In ihrem Zeitalter bedeutete Schwachsinn den Freibrief für so ziemlich jede Straftat, auch für Mord.
    »Es wird genügen, wenn ich sie in den Keller sperre. Dort wird ihr aufgehen, was sie verbrochen hat.«
    Maribel hielt den Kopf gesenkt, damit niemand, vor allem der französische Lieutnant nicht, ihre aufkeimende Freude erkannte. Vor der angedrohten Kellerstrafe hatte sie keine Angst. Friedrich würde sie nicht vollziehen. Niemals.
    Der Lieutenant zögerte. Trotz gründlicher Suche hatten sie keine Hinweise auf englische Schmuggelware finden können. Es wäre demütigend, ohne sichtbares Ergebnis in ihr Quartier zurückkehren zu müssen. Mit der Fußspitze gab er der vor ihm knienden Maribel einen Stoß, damit sie zu ihm aufsah.
    Sie tat ihm den Gefallen. Ein schönes Mädchen mit seinen eisgrauen Augen und den wunderbar anzusehenden braunen Locken. Begehrlich versuchte er, sich Maribels wohlgeformten Körper ohne das unförmige Arbeitskleid vorzustellen. Der Schwachsinn des Mädchens war bedauerlich, machte einiges andere aber vermutlich leichter.
    »Ich denke, bei uns in der Mairie wird die Kleine besser aufgehoben sein.«
    Maribels Kopf fuhr erschrocken hoch. Auch Friedrich war der begehrliche Ton in der Stimme des Mannes nicht entgangen. Er lächelte wissend und blickte dem Mann fest in die Augen.
    »A une minute, s’il vout plaît?« Friedrich ignorierte die auf ihn gerichtete Gewehrlänge. Vertraulich legte er seine Hand auf den Arm des Mannes und führte ihn einige Schritte von den anderen fort.
    »Sie ist ein hübsches Ding, die Kleine, n’est-ce pas? In ihrer Unschuld hat sie schon vielen meiner Männer Freude bereitet.« Um die Lippen des Lieutenants spielte ein feines Lächeln der Vorfreude.
    »Aber leider auch einigen den Tod gebracht.« Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte Friedrich den erschrockenen Blick des Franzosen, der sehr wohl verstand, was Friedrich ihm sagen wollte.
    »Merde.«
    Nicht alle Kameraden starben auf dem Schlachtfeld den Heldentod. So mancher von ihnen infizierte sich in seiner Unvernunft auch bei einer dreckigen Hure.
    Der Lieutenant straffte sich. »Dreißig Tage strengste Haft für das Weib. Da das Gefängnis in der Mairie überfüllt ist, ordne ich an, dass sie hier auf dem Hof in Haft zu halten ist. Ich stelle einen Mann zu ihrer Bewachung ab.«
    Ein geschickter Schachzug von ihm, wie Friedrich sofort erkannte. Unter dem Vorwand, auf Maribel aufzupassen, kontrollierte der Soldat gleichzeitig auch das Geschehen auf dem Hof. Unter seinen Augen würde es schwerfallen, weiterhin Schmuggelware zu verstecken.
    Es war weit nach Mitternacht, als der Lieutenant den Soldaten, der den Aufruhr ausgelöst hatte, zu Maribels Bewacher bestimmte. Dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. In donnerndem Galopp ritten die Soldaten in die Nacht zurück.
    Erleichtert atmete Maribel auf. Doch ihre Freude, noch einmal mit heiler Haut davongekommen zu sein, verflüchtigte sich, als Friedrich sie hart am Oberarm packte und über den Hof schleifte.
    »Ich werd dich lehren, einen Soldaten Seiner Majestät anzugreifen.« Grob stieß er sie die unebenen Stufen zum Keller hinab.
    »Ihr wollt mich doch nicht ernsthaft einsperren?«
    »Sei froh, dass du mit dem Leben davongekommen bist. Dein Leichtsinn hätte uns alle Hab und Gut kosten können.«
    Der Duft von geräuchertem Schinken und Äpfeln schlug Maribel entgegen. Sie durchquerten die Vorratskammer und erreichten eine verriegelte Holztür. Jetzt erst bemerkte Maribel den Soldaten, der ihnen bis hierher gefolgt war, das Gewehr stets schussbereit in der Hand.
    Die Tür stand nun offen. Pechschwarze Dunkelheit gähnte Maribel entgegen.
    »Bitte nicht.« Sie wollte vor Friedrich auf die Knie sinken, um Gnade bitten. Doch er stieß sie grob von sich, mitten hinein in die Finsternis. Maribel hörte, wie die Tür hinter ihr zugeschlagen wurde. Das quietschende Geräusch des Riegels, der vorgeschoben wurde, dröhnte in ihren Ohren.
    »Friedrich!« Ihr Schrei brach sich an den Wänden. Vergeblich hoffte sie auf eine Antwort. Sie blieb allein zurück.
    Um sie

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