Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
Vom Netzwerk:
konnte. Nebenan in der Vorratskammer brach Hektik aus, als Maribels Bewacher eilig in seine Kleider schlüpfte. Kurz darauf lief er über den Hof und erstattete seinem Vorgesetzten Meldung.
    Wieder erregter Wortwechsel.
    Maribel erkannte die Stimmen von Grete und Elfi, der Spülmagd, die an Maribels Beobachtungsposten vorbeigerannt kamen, ohne sie zu beachten. Kurz darauf rumorte es in der Kammer nebenan. Die häuslichen Vorräte wurden geplündert, um sie den Franzosen mitzugeben. Pferde wurden aus dem Stall geführt. Maribel spürte, wie ihr Herz heftig zu schlagen begann.
    Verdammt, was ging da draußen vor?
    *
    Diesmal wurde es ernst. Friedrich ahnte es bereits, als er von der behaglichen Sicherheit seines Zimmers aus beobachtete, wie der Reiter sich im Galopp näherte.
    Schon am Abend zuvor hatte er die Nachricht erhalten, dass die napoleonischen Truppen endgültig ins Hintertreffen gerieten. General Blücher folgte ihnen mit den verbündeten Armeen Preußens, Österreichs und Russlands. In Westfalen hatte die sogenannte Nordarmee unter Führung des schwedischen Kronprinzen Karl Johann bereits strategisch wichtige Städte besetzt, die ihre Befreiung vom französischen Joch jubelnd begrüßten. Eine doppelte Schmach, war doch der schwedische Kronprinz niemand anders als Jean Baptiste Bernadotte, der viele Jahre lang als Marschall im Dienste Frankreichs gekämpft hatte.
    Doch noch war Napoleon nicht gewillt, sich geschlagen zu geben. Wie Friedrich gehört hatte, sammelte er seine Truppen, um die Verbündeten am Überschreiten des Rheins zu hindern. Nun wurde jeder Mann gebraucht.
    »Im Namen Seiner Majestät Napoleon Bonaparte, Kaiser von Frankreich, habe ich Befehl und Auftrag, folgende Angehörige eures Hofes zum Waffendienst gegen die Feinde Frankreichs zu verpflichten: Johann Ipsch, Matti Schäfer, Michel Platen.«
    Sogar Friedrich verschlug es die Sprache. Der Franzose hatte nicht nur die Namen von dreien seiner besten Männer benannt. Mit Michel hatte er sich auch seinen Meisterknecht herausgegriffen.
    »Pardon, Monsieur le Sergeant. Die Männer, die Ihr genannt habt, sind auf meinem Hof unabkömmlich. Ich bin bereit, zusätzliche Abgaben für Verteidigungszwecke zu leisten, bitte aber darum, die Männer bei mir auf dem Hof zu belassen.«
    »Ihr wisst wie ich, dass die Männer seit Langem durch Los zum Wehrdienst für Frankreich bestimmt sind. Ihre Namen sind beim französischen Werbeoffizier in Mönchengladbach hinterlegt. Niemand von ihnen hat einen Ersatzmann bestimmt.«
    Friedrich schluckte schwer. Wie schon zu kurfürstlichen Zeiten konnten die Männer sich gegen eine Geldzahlung freikaufen oder ein Remplacement bestimmen. Einen Ersatzmann, der für sie in den Krieg zog.
    Doch keiner von den dreien hatte von diesem Recht Gebrauch gemacht. Zu unwahrscheinlich erschien allen die Möglichkeit, dass sie eines Tages tatsächlich eingezogen werden könnten. Ein Leichtsinn, wie sich nun herausstellte.
    »Lasst gut sein, Herr, ich hole meine Sachen«, sagte Michel. Er war es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Er würde seine Knechte Johann und Matti unversehrt aus dem Krieg nach Hause bringen. So wahr ihm Gott helfe!
    »Lasst mich vorher noch einmal mit Eurem Vorgesetzten sprechen«, bat Friedrich erneut. »Wie kann er einen der Eurigen dafür abstellen, auf meinem Hof eine Schwachsinnige zu bewachen, mir aber drei meiner besten Männer für Kriegsdienste wegnehmen?«
    Insgeheim wollte Friedrich nicht ausschließen, dass beide Anweisungen durchaus in Zusammenhang standen. Das Kommando, das vor drei Tagen mitten in der Nacht erschienen war, um auf dem Hof nach englischer Schmuggelware zu suchen, war unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Obwohl der Verdacht, dass Friedrich oder einer seiner Leute die gegen England verfügte Kontinentalsperre unterlief, nicht restlos ausgeräumt worden war. Der Hof lag in unmittelbarer Nähe des Rheins, der seit der Eroberung durch Napoleon die Zollgrenze zu Frankreich bildete. Ein idealer Standort für Schmuggler.
    Im Grunde war die Jagd nach Schmugglern eine Schikane, die aus der Verzweiflung erwuchs. Die Kontinentalsperre, die Napoleon verhängt hatte, um den Feind England in die Knie zu zwingen, hatte noch nie lückenlos funktioniert. Während links des Rheins dank der Kontrolle durch die französische Besatzungsmacht englische Waren nur unter der Hand und zu horrenden Preisen gehandelt wurden, waren sie rechts des Rheins unvermindert billig zu haben. Kein Wunder also,

Weitere Kostenlose Bücher