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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Vielleicht hilft es auch Ihrer Frau.«
    »Wärst du so nett, das Getränk für sie zuzubereiten?«
    Im einundzwanzigsten Jahrhundert hätte sie ihm vermutlich für die Unverfrorenheit seiner Bitte die Augen ausgekratzt. Nie wäre sie bereit gewesen, ihrer Nebenbuhlerin ein stärkendes Getränk zu bereiten, damit sie ihrem gemeinsamen Geliebten noch viele süße Kinderchen schenken konnte.
    Zweihundert Jahre vor ihrer Geburt schluckte sie auch diese Demütigung mit schmalem Lächeln hinunter. »Ich beeile mich.«
    Maribels Rock wehte hinter ihr her, als sie aus dem Zimmer floh.
    *
    Verzückt betrachtete Agnes das rosige Gesicht, das aus dem Schlafsack hervorlugte. Die langen schwarzen Wimpern, die noch feucht vom Weinen glänzten. Das störrische schwarze Haarbüschel, das schon jetzt den Eigensinn des kleinen Burschen verriet.
    »Wilhelm Johann von Leyen, du wirst deinem Vater Freude bereiten.« Zärtlich klopfte Agnes ihrem Erstgeborenen auf den Rücken, damit er die überschüssige Luft abließ, die er beim Saugen an ihrer Brust aufgenommen hatte.
    »Wie willst du ohne Amme zurechtkommen?« Der vierte Advent im Kreis ihrer Familie hatte halb im Streit geendet. Ihre Mutter hielt es für unschicklich, das Kind selbst zu stillen. »Dienstboten stillen ihre Kinder selbst, aber nicht eine Agnes von Leyen.«
    »Bei allem Respekt, den ich Euch entgegenbringe – es sind neue Zeiten angebrochen.«
    »Kind, mach dich nicht unglücklich. Füge dich.«
    Agnes führte es auf die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter zurück, dass die Wehen mehr als einen Monat vor dem errechneten Termin eingesetzt hatten. Ihre Mutter hatte sie gedrängt, das Kind im Elternhaus zu bekommen. Doch die Nachricht über General Blüchers Truppen, die sich unaufhaltsam dem Rhein näherten, ließ Agnes die Heimkehr in der Weihnachtsnacht riskieren. Die politische Situation war nicht berechenbar. Friedrich konnte es sich nicht erlauben, sein Gut ohne Aufsicht zu lassen. Und sie wollte keine Minute ihres Lebens ohne Friedrich sein.
    Behutsam bettete Agnes ihren Sohn in die reich verzierte Wiege, die zwischen dem Bett und ihrem Lieblingssessel stand, und ließ sich in den Sessel sinken. Müde streckte sie die Hand aus und begann, Wilhelm sanft zu wiegen.
    Die Geburt hatte sie stärker geschwächt, als vorherzusehen war. Vermutlich lag es an den ungewöhnlichen Umständen. Nicht jede Frau gebar ihr Kind in einer Kutsche.
    Wenn sie dieser Maribel doch nur größere Dankbarkeit entgegenbringen könnte. Ihre Anwesenheit beunruhigte sie. Ein Geheimnis, aus dem Agnes nicht schlau wurde, verband das Mädchen mit Friedrich. Doch sie würde schon noch dahinterkommen.
    *
    »Rotwein mit Ei? Mich wundert es, dass es ihr nicht den guten englischen Whisky serviert.« Skeptisch beobachtete Lisette Maribels Bemühungen, das Feuer im Herd wieder zu entfachen. Selbstverständlich hätte sie ihr helfen können, doch wenn sie nicht ausdrücklich darum gebeten wurde, konnte sie es genauso gut sein lassen. Außerdem machte es ihr Spaß, Maribel bei ihren tollpatschigen Bemühungen zuzusehen. Obwohl sie die Neue nicht wirklich für schwachsinnig hielt, erfreute sich das Mädchen offensichtlich auch nicht gerade überragender Intelligenz. Andernfalls hätte sie längst bemerkt, dass sie den kleinen Schieber vorne am Herd weiter öffnen musste, um das Feuer in Gang zu halten.
    »Englischer Whisky ist doch verboten«, murrte Maribel. Irgendetwas stimmte nicht. Sobald sie dachte, sie hätte das Feuer wieder in Gang, erlosch es.
    Lisette grinste breit über so viel Unwissenheit. »Natürlich ist er verboten. Aber glaubst du, die Soldaten haben letztens ohne Grund hier gesucht?«
    Mit offenem Mund starrte Maribel sie an. »Willst du behaupten, dass auf dem Hof tatsächlich englische Schmuggelware versteckt ist?« Das kleine Flämmchen im Herd drohte endgültig auszugehen.
    Lisette erbarmte sich und schob Maribel beiseite. »Der Herr hat es dir zu verdanken, dass die Waren nicht entdeckt worden sind. Jakob, der Schäfer, erzählte mir, dass die Soldaten nur noch eine Handbreit von dem Versteck entfernt waren. Wenn der Schweinejunge und du nicht gewesen wären – wer weiß?«
    Die Nachricht schlug Maribel auf den Magen. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte Friedrich sie geopfert, um sich und sein Gesinde vor dem berechtigten Zorn der französischen Geheimpolizei zu schützen. Scheinbar spielte sie die Rolle der Schwachsinnigen zu perfekt. Heiße Wut loderte in ihr auf.
    Trotzdem

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