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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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sich seltsam benommen. Mit steifen Gliedern ließ sie sich von Lisette durch die Kellerräume führen. Mehr als einmal stieß sie sich ungeschickt an der rauen Steinwand.
    »Ich darf baden?« Maribel schossen die Tränen in die Augen, als sie den Holzbottich sah, der mit seinem dampfenden Wasser nur auf Maribel zu warten schien.
    »Eigentlich ist erst morgen Badetag, aber die Herrschaften möchten dich sehen. Sie haben angeordnet, dass du vorher badest.«
    Heiße, unerwartete Röte überflutete Maribels Körper. Man ekelte sich vor ihr. Wie hatte sie nur so tief sinken können?
    »Gib mir dein Kleid«, forderte Lisette. »Ich habe dir ein sauberes mitgebracht, das du anziehen kannst, wenn du gewaschen bist. Dort drüben findest du ein Handtuch. Hier ist Seife für deine Haare.«
    Da Lisette keine Anstalten machte, Maribel allein zu lassen, musste sie sich vor ihr entkleiden. Ihre Unterwäsche behielt sie an, um sie ebenfalls im heißen Wasser zu waschen.
    Lisette staunte mit großen Augen über Maribels BH und das knappe Höschen. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Woher hast du das?«
    Maribel wusste, dass sie die Wahrheit nicht sagen konnte, ohne neue Komplikationen heraufzubeschwören. »Ich habe die Sachen geschenkt bekommen. Von einem Mann«, fügte sie hinzu.
    Lisettes Zweifel schlugen in ein wissendes Grinsen um. »Bestimmt von einem der Franzosen. Die verstehen es, eine Frau glücklich zu machen.«
    »Das habe ich gehört.«
    Lisette warf bloß den Kopf in den Nacken und lachte. »Du hättest ihn dir selber angeln sollen. Vielleicht wärst du dann schon ein wenig früher aus deinem Gefängnis entlassen worden.«
    Maribel verzog säuerlich den Mund. »Dein Rat kommt spät. Wie wär’s, wenn du einer Schwachsinnigen wie mir gelegentlich mal auf die Sprünge hilfst?«
    »Der Herr möchte, dass wir dich für schwachsinnig halten. Aber von allen Schwachsinnigen, die ich kenne, ist keine so wie du.«
    Maribel grinste breit. »Aus welchem Grund sollte unser Herr euch anlügen?«
    »Vielleicht, weil er dich für sich selbst gewinnen will?«
    Maribel versenkte den ersten Fuß im heißen Badewasser. »Unsinn! Er ist gerade Vater geworden. Was soll er da mit mir?«
    Lisettes Blick glitt anzüglich über Maribels nackten Körper. Zu anzüglich für Maribels Geschmack. Eilig tauchte sie in das noch viel zu heiße Wasser ein. Sie fühlte ihr Herz in den Ohren schlagen, als sie das Mädchen unter niedergeschlagenen Augenlidern beobachtete. Es fehlte Lisette offenbar nur noch an einer Ermunterung, um mit ihr die Wanne zu teilen. Nie wieder würde Maribel den Fehler begehen, Lisette für unschuldig zu halten. Aus ihren Augen strahlte pralle sexuelle Energie.
    Maribel erschauderte, als Lisette mit den Fingern spielerisch über die Wasserüberfläche im Bottich tanzte und dabei ihren Brüsten erregend nahe kam. Unwillkürlich hielt Maribel den Atem an.
    Dann, ganz plötzlich, war die Spannung verflogen. Erheitert lachte Lisette laut auf und spritzte Maribel einige Tropfen Wasser ins Gesicht. »Wasch dich! Die Herrschaft wartet.« Mit übermütigen Sprüngen hüpfte sie aus dem Zimmer. Die Unschuld in Person.
    Benommen blieb Maribel zurück.

XIV
    Maribel fand Agnes von Leyen allein in dem Zimmer vor, in dem sie bereits von Friedrich empfangen worden war. Seit der Weihnachtsnacht hatte sie die junge Frau, die noch immer sehr mitgenommen wirkte, nicht mehr gesehen.
    Mit einer Geste, der man anmerkte, dass Agnes daran gewöhnt war, mit Personal umzugehen, forderte sie Maribel auf, Platz zu nehmen. Nur zögernd kam Maribel der Aufforderung nach. Trotz des Bades und der frisch gewaschenen, noch feuchten Haare, die sie zu einem strammen Zopf geflochten hatte, fühlte sie sich noch immer beschmutzt. Agnes hingegen wirkte in ihrem locker fallenden Chemisekleid wie einem Gemälde entstiegen.
    Das also ist die Frau, die mit Boris verheiratet ist.
    Der unerwartete Gedanke trieb Maribel die Tränen in die Augen. Rasch senkte sie den Blick.
    »Ich glaube, ich habe den glücklichen Ausgang der Geburt meines Kindes dir zu verdanken. Wie heißt du, mein Kind?«
    Es irritierte Maribel, dass Agnes sie »mein Kind« nannte, obwohl sie bestimmt die Jüngere war. »Mein Name ist Maribel Weber.«
    »Gnädige Frau.«
    »Bitte?«
    »Es heißt: ›Mein Name ist Maribel Weber, gnädige Frau.‹ Wiederhole das.«
    Maribel versteckte ihre geballten Fäuste in den Falten ihres Rockes. »Es heißt: Mein Name ist Maribel Weber, gnädige Frau. Wiederhole

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