Verlieb dich - Roman
dass sie Pirros Darstellung der Ereignisse nicht widersprechen würden. Wie es aussah, wurde er für seine Heldentaten von seinen Bekannten und Verwandten gebührend gefeiert, und Sara schloss sich ihnen nur zu gerne an. Besonders jetzt, wo die Rückkehr nach New York bedrohlich näher rückte, freute sie sich über diese Gelegenheit, Zeit mit Rafes großer Familie verbringen zu können. Sie würde ohnehin früh genug wieder allein zu Hause sitzen.
So, wie sie es gerne hatte.
Oder etwa nicht?
»Kann ich dich kurz sprechen, Rafe?« Pirro ging auf Rafe zu und zog ihn zur Seite.
»Ich bin gleich wieder da«, versprach er Sara.
Sara nickte. »Geh nur.«
»Nein, nein, Sie kommen mit. Sie waren doch auch dabei.« Pirro rückte seine Baseballmütze zurecht und führte sie in die gegenüberliegende Ecke des Gartens.
»Ich freue mich, dass ihr vorbeigekommen seid. Ich wollte euch noch etwas geben.«
»Wir wollten nur mal sehen, wie es dir geht«, meinte Rafe. »Ich bin froh, dass die Familie hier ist und dass
du wohlauf bist. Die Aktion gestern Nacht war gar nicht ohne.«
»Äh, wegen gestern Nacht …« Pirro nahm die Mütze ab und musterte Rafe. »Ich weiß, ich habe die Geschichte ein wenig ausgeschmückt.«
Sara grinste. »Aber nur ein bisschen.«
Rafe warf ihr einen dankbaren Blick zu.
»Was hätte ich denn tun sollen? Meiner Frau erzählen, dass ich vor Angst ihr Abendessen auf die Schuhe dieses Mistkerls erbrochen habe?«, fragte Pirro. Er war feuerrot angelaufen, so peinlich war ihm die ganze Sache.
Rafe schüttelte den Kopf. »Das bleibt unser Geheimnis, versprochen. Soll ich dir mal ein Geheimnis von mir anvertrauen?«
Pirro hob gespannt eine Augenbraue.
»Das erste Mal, als ich auf jemanden schießen musste, habe ich mir in die Hosen gemacht.«
»Im Ernst?«, fragte Pirro.
»Mhm.« Rafe nickte. »Also, lass uns zurückgehen und weiterfeiern, okay?«
Pirro nickte. »Okay, aber zuerst …« Er griff in die Hosentasche und brachte ein paar blaue Pillen zum Vorschein. »Hier, meine letzten illegalen Vorräte. Ich habe am Montag einen Termin beim Arzt. Von jetzt an werde ich die Tabletten von ihm beziehen.«
Rafe legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das ist eine kluge Entscheidung.«
»Klüger als die Entscheidungen, die ich bisher getroffen habe, das ist mir inzwischen klargeworden,
und ich möchte, dass du das weißt. Ich bin euch beiden unheimlich dankbar, dass ihr mir aus dem Schlamassel herausgeholfen habt, in den ich da hineingerutscht war. Deshalb wollte ich die hier bei euch abgeben.« Pirro reichte Rafe die Tabletten.
»Sie sind ein tapferer Mann, Pirro DeVittorio«, sagte Sara ernst. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennengelernt zu haben.«
»Ganz meinerseits, Sara Rios.«
Dann legte Rafe den beiden jeweils eine Hand auf die Schultern und führte sie zur Party zurück, wo sich Pirro wieder zu seiner Frau gesellte.
Rafe drehte sich zu Sara um. »Würdest du die Tabletten für mich aufbewahren, bis ich sie irgendwo sicher entsorgen kann?«
Sara streckte die Hand aus. Er übergab ihr die Pillen, und sie verstaute sie in der Hosentasche ihrer Shorts.
Den Rest des Nachmittags mischten sie sich unter die Gäste und dann blieben sie auch noch zum Barbecue. Sara verbrachte viel Zeit mit Mariana, die ihr Geschichten von Rafe als Junge erzählte.
Irgendwann tauchten zur Überraschung aller Nick und Angel auf. Sie schienen beide bester Laune zu sein. Trotz ihrer sonst so pessimistischen Einstellung, was Beziehungen anging, hoffte Sara das Beste für das Paar.
Der Wein floss in Strömen, das Bier ebenfalls. Sara war leicht beschwipst und genoss die Feier in vollen Zügen. Doch als Rafe sie zu vorgerückter Stunde an sich zog und ihr »Können wir gehen?« ins Ohr flüsterte, waren ihr die Party und die Gäste plötzlich egal.
Wichtig war nur noch Rafe und das Bedürfnis, die verbleibende gemeinsame Zeit mit ihm zu verbringen.
Sie schmiegte sich an ihn und drückte ihm einen Kuss auf den Hals. »Meinetwegen gern.«
Sie verabschiedeten sich, was – wie immer bei Rafes Familie – länger dauerte, als ihnen lieb war.
Schließlich nahm er ihre Hand und zog sie hinter sich her zum Wagen. »Komm, lass uns nach Hause gehen.«
Seine Worte weckten in Sara eine heftige Sehnsucht – nach weit mehr als nur nach Rafe. Nach Hause. Sie sehnte sich nach diesem Gefühl der Zugehörigkeit, das für sie stets unerreichbar zu sein schien, so nah und doch so fern.
Die darauffolgenden Tage verbrachte Rafe,
Weitere Kostenlose Bücher