Verlieb dich - Roman
der Couch eingeschlafen sein. Er sprang auf und stellte fest, dass er nackt war.
Wo war Sara?
Sein Besucher hämmerte hartnäckig weiter an die Tür, während er rasch in seine Jeans schlüpfte. »Ich komme!«
Er öffnete und trat zur Seite, um den Besucher hereinzulassen.
»Nick! Was machst du denn hier?«
»Ich muss mit dir reden.« Sein Bruder blickte sich suchend um. »Wo ist Sara?«
Rafe rieb sich benommen die Augen. Er war noch nicht ganz wach. »Unter der Dusche, schätze ich.«
Nick schüttelte den Kopf. »Ihr Auto ist weg.«
Rafe war auf einen Schlag hellwach. »Was?« Er ging zur Tür, wurde aber von Nicks Stimme aufgehalten.
»Ihr Auto ist weg.«
Rafe wurde flau. »Vielleicht ist sie einkaufen gefahren. «
Doch sein Instinkt verriet ihm, dass er sich irrte.
Sie hatten sich geliebt – und dann war sie einfach abgehauen?
Was zum Teufel …? Er hielt im Wohnzimmer nach einer Nachricht Ausschau. Nichts.
Er ging nach nebenan ins Schlafzimmer. Nichts deutete darauf hin, dass Sara je hier gewesen war – verschwunden der offene Koffer, die Kleiderstapel auf dem Boden, ihre Zahnbürste.
Sie war weg.
Rafe gesellte sich wieder zu seinem Bruder.
»Da ist eine Nachricht auf deinem Anrufbeantworter«, bemerkte Nick und deutete auf die Küchenanrichte.
Mit einem bleiernen Gefühl im Magen ging Rafe hinüber und drückte auf Play. Die Stimme von Captain Hodges schallte laut durch den Raum: »Fahren Sie
gleich morgen früh los. Der Gerichtstermin ist übermorgen um neun Uhr. Bis dann.«
»Das ist also die Erklärung«, sagte Nick übertrieben fröhlich.
Rafe warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir zusammen nach New York zurückfahren würden, wenn es an der Zeit ist. Sie hätte morgen den ganzen Tag Zeit gehabt, sich auf den Weg zu machen.«
Sie hatten sich geliebt, und dann hatte sie sich aus dem Staub gemacht.
Das war die Erklärung. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, und war dann dummerweise eingeschlafen, zufrieden wie ein Baby.
»Was habe ich mir nur dabei gedacht?«, murmelte er.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
Rafe fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Erzähl erst mal, warum du hier bist.«
Nick stöhnte. »Weil ich eine ziemlich einseitige Paartherapie mache, und das nervt mich tierisch.«
»Und da willst du meinen Rat?« Rafe lachte höhnisch auf. »Was weiß ich denn schon von Liebe? Sara ist weg.« Und er konnte nicht fassen, dass sie ihn so einfach hatte sitzenlassen, nach all den schönen Momenten, die sie zusammen erlebt hatten.
»Dann setz dich ins Auto und fahr ihr nach.« Nick deutete auf die Eingangstür. »Allzu groß kann ihr Vorsprung noch nicht sein. Los, los!«
»Als ob das so einfach wäre«, murmelte Rafe.
»Du hast mir doch genau dasselbe geraten.« Nick legte einen Arm um Rafes Schulter.
»Ich werde Sara nachfahren, wenn du zu Angel hinübergehst und ein Machtwort sprichst«, sagte er zu seinem Bruder.
Sie reichten einander die Hand. »Viel Glück.«
»Dir auch.«
Wir werden es beide brauchen können, dachte Rafe. Keiner von ihnen hatte eine Garantie, dass die Sache zu ihren Gunsten ausgehen würde.
Sara war alles andere als eine Heulsuse. Es war äußerst untypisch für sie, Tränen zu vergießen, aber jetzt liefen sie ihr in Strömen über die Wangen, und das, seit sie von Rafes Ausfahrt auf die Hauptstraße abgebogen war. Ehe sie losgefahren war, hatte sie Coop angerufen und ihm gesagt, Amanda könne die erfundene Blog-Geschichte jetzt veröffentlichen. Ihr war durchaus klar, dass ihre Tränen eine tiefere Bedeutung hatten. Sie wusste, dass sie sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen musste. Sie überlegte sogar, ob sie umkehren und zurückfahren sollte. Aber sie war derart überwältigt, dass sie keine Ahnung hatte, was sie eigentlich fühlte oder was sie zu Rafe hätte sagen sollte.
Sie wusste nur eines: Sie musste zurück nach New York, um vor Gericht auszusagen. So viel stand fest. Deshalb fuhr sie einfach weiter, ehe sie sich wieder auf sich selber und ihre Gefühle für Rafe konzentrieren konnte.
Sie hatte Hidden Falls noch keine zehn Minuten hinter
sich gelassen, als sie auf dem Highway ein Auto bemerkte, das am Straßenrand geparkt war. An der Antenne flatterte ein weißes Stück Stoff – eine Notflagge.
Sara drosselte das Tempo, weil sie sehen wollte, ob der Fahrer des Pannenwagens noch da war. Tatsächlich – eine Frau mit langen Haaren saß daneben am Straßenrand. Das
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