Verlieb dich - Roman
Wetter war mild und warm wie die letzten Tage, die Straße war wie leergefegt. Sara fragte sich, wie lange die Ärmste wohl schon dort saß und auf Hilfe wartete.
Sie fuhr an den Straßenrand und hielt genau vor dem liegengebliebenen Auto. Sie ließ den Motor laufen, stieg aus und ging auf die Frau zu .
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, rief Sara, ganz nach dem Motto Die Polizei, dein Freund und Helfer .
»Ganz bestimmt.«
Die Frau war inzwischen aufgesprungen, und nun erkannte Sara sie. »Sie sind doch Joy, nicht wahr? Wir haben uns in Angels Frühstückspension kennengelernt. Erinnern Sie sich an mich?«
»Natürlich erinnere ich mich; ich bin schließlich nur deinetwegen in dieses gottverlassene Nest gekommen. « Joy griff in ihre hintere Hosentasche und zückte eine Pistole.
Sara machte im selben Augenblick die gleiche Bewegung, allerdings vergeblich.
Sie war nicht im Dienst, und die Sache mit Rafe hatte sie derart aus der Bahn geworfen, dass sie nicht einen Gedanken daran verschwendet hatte, ihre Waffe
mitzunehmen, als sie ausgestiegen war, um der Frau zu helfen, die einsam und verlassen am Straßenrand saß.
Das war aber gar nicht clever, Rios, dachte sie bei sich.
»Hände hoch!«, befahl Joy.
Sara gehorchte und hob langsam die Arme. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was Joy gesagt hatte. »Was soll das heißen, Sie sind meinetwegen hier?«
Kapitel 20
Rafe ging davon aus, dass Sara mindestens zwanzig Minuten Vorsprung hatte, denn nach dem Anruf von Captain Hodges – der Zeitpunkt ließ sich dank seines Anrufbeantworters genau feststellen – hatte sie bestimmt noch geduscht und erst dann ihre Sachen zusammengepackt. Er wäre Sara natürlich auch dann gefolgt, wenn sein Bruder ihn nicht dazu gedrängt hätte, aber zumindest hatte er Nick auf diese Weise dazu bringen können, noch einmal mit Angel zu reden.
Was hatten die Mancuso-Brüder nur verbrochen, dass es um ihr Liebesleben derart schlecht bestellt war?
Oder gab es vielleicht doch noch Hoffnung auf ein Happy End?
Optimistisch, wie er nun einmal war, weigerte sich Rafe, auch nur daran zu denken, dass es ihm womöglich nicht gelingen könnte, Sara zur Vernunft zu bringen. Er hatte sie in Bezug auf ihre Gefühle bewusst nicht unter Druck gesetzt. Vielmehr hatte er ihnen beiden genügend Zeit geben wollen, sich ganz allmählich an das zu gewöhnen, was sich zwischen ihnen entwickelte, was auch immer es war. Er hatte gehofft, damit gegen ihre Panik anzukommen.
Als er die Stadt hinter sich ließ und auf den Highway auffuhr, hatte er sich bereits auf die lange Fahrt nach New York eingestellt, doch keine zehn Minuten später fiel ihm ein am Pannenstreifen stehendes Auto auf, das wie Saras Leihwagen aussah.
Besorgt hielt er am Straßenrand an, setzte zurück und warf einen kurzen Blick auf das Kennzeichen. Es handelte sich tatsächlich um Saras Leihauto.
Er musste sich zwingen, nicht in Panik auszubrechen, sondern ruhig zu bleiben und nachzudenken. Wenn sie stehen geblieben war, weil das Auto Probleme gemacht hatte, wäre sie dann nicht noch hier?
Außer sie hatte jemanden angerufen und darum gebeten, dass man sie abholte. Aber wenn es jemand aus seiner Familie war, dann hätte derjenige Rafe davon in Kenntnis gesetzt. Er telefonierte sicherheitshalber trotzdem seine gesamte Verwandtschaft durch – erst Angel, dann Nick, ja, sogar seine Eltern, Pirro und Tante Vi. Niemand hatte etwas von Sara gehört, aber sie versprachen, ihn zu benachrichtigen, falls sie sich melden sollte.
Vor seinem geistigen Auge sah er bereits die ersten Horrorszenarios. Konnte es sein, dass Morleys Männer sie in ihre Gewalt gebracht hatten?
Ehe er völlig durchdrehte, rief er sich bewusst in Erinnerung, was er während seiner Ausbildung gelernt hatte. Geh die Situation noch einmal sorgfältig durch , sagte er sich. Seit dem Festival hatte Sara nichts mehr von Morleys Männern gehört. Sara war zwar nach wie vor in Gefahr gewesen, aber es hatte keine konkreten
Gesichter oder Personen gegeben, an denen sie die Bedrohung hätten festmachen können. In der Stadt waren ihnen keine Verdächtigen aufgefallen. Sie hatten sich zwar einen Plan zurechtgelegt, hatten sich aber in Sicherheit gewiegt, insbesondere Sara, sonst wäre sie nicht einfach so sang- und klanglos verschwunden.
Laut Plan – von dem Sara bereits abgewichen war – war vorgesehen gewesen, dass sie Coop anrufen würden, sobald Sara den Auftrag erhalten hatte, nach New York zurückzukehren. Coop
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