Verlieb dich - Roman
dir einfach nehmen, worauf du Lust hast, und alles andere weiterreichen.«
Sara hatte sogleich Schmetterlinge im Bauch, als sie seine raue Stimme vernahm und seinen warmen Atem an ihrem Ohr spürte. Sie konnte sich kaum noch auf
etwas anderes konzentrieren als auf seine Gegenwart und auf den herben, maskulinen Duft seines Rasierwassers.
Doch sie musste sich zusammenreißen, denn sie wurde von allen Seiten mit Fragen bombardiert, deren Beantwortung ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit verlangte.
»Stammen Sie aus New York?«
»Hat Ihnen Rafe wirklich das Leben gerettet?«
»Wie ist es so, eine Polizistin zu sein?«
Kaum hatte sie eine Frage beantwortet, kam auch schon die nächste.
»Wohnen Sie gern in Manhattan?«
»Sind Sie wirklich Rafe’s Freundin?«
Die letzte Frage hatte sie völlig überrumpelt. Unglücklicherweise hatte die Frage auf den Rest der Anwesenden eine ganz ähnliche Wirkung. Wie auf ein Stichwort waren alle am Tisch Sitzenden verstummt und blickten nun erwartungsvoll in ihre Richtung.
Rafe half ihr aus der Klemme. »Sara und ich sind Freunde«, sagte er, um ihr ein verlegenes Herumgestottere zu ersparen, und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. »Gute Freunde.«
Die Geste sollte wohl beruhigend wirken, doch sie hatte genau den gegenteiligen Effekt – jeder Muskel ihres Körpers schien plötzlich unter Strom zu stehen, als sie seine große Hand auf ihrem Bein spürte.
Ihr wurde heiß, und ein heftiges Verlangen erfasste sie.
Das Verlangen nach ihm.
Sie hatten keine Minute mehr für sich gehabt, seit sie ins Haus gegangen waren, und Sara hatte noch keine Gelegenheit bekommen, ihm zu sagen, warum sie überhaupt hier war; geschweige denn, ihn zu fragen, ob er gewillt war, sie für die Dauer ihres Aufenthaltes zu beherbergen.
Als sie Rafe vorhin gesehen hatte, wie er dort draußen neben seiner Nichte auf der Hollywoodschaukel saß, so männlich und sexy und zugleich so sanft und gutmütig, da war unversehens ein verrückter Gedanke in ihr aufgestiegen: Was wäre, wenn sie sich der sexuellen Anziehung, die deutlich zwischen ihnen zu spüren war, nicht länger widersetzten? Wenn sie ihr Begehren zur Abwechslung einmal auslebten? Wohin würde das wohl führen? Mittlerweile hegte sie keine Zweifel mehr, dass Rafe ihre Gefühle erwiderte, und es stand ja nun auch keine andere Frau mehr zwischen ihnen.
Sara versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war wie ausgedörrt. Sie griff zu ihrem Kristallglas und trank einen großen Schluck kaltes Wasser.
Dann spürte sie plötzlich, wie sie von jemandem mit dem Zeigefinger angestupst wurde. Sie wandte sich um und blickte in zwei neugierige braune Augen.
»Magst du Onkel Rafe?«, fragte Toni, das junge Mädchen, das sie auf der Veranda kennengelernt hatte.
Sara biss sich auf die Innenseite der Wange. »Ich mag ihn sogar sehr«, erwiderte sie aufrichtig.
»Ich mag ihn auch. Onkel Rafe hat was drauf. Er hat mir vorhin sogar einen Rat gegeben … wegen eines Jungen.«
»So, so, hat er?«
Toni nickte. »Er meinte, dass Jungs es gerne haben, wenn man ihnen zeigt, dass sie gebraucht werden. Ich soll den Jungen um ein paar Tipps bitten, wie man beim Softball den Ball schlägt, obwohl ich eigentlich gar keine Hilfe brauche.«
»Na, Mädels, worüber unterhaltet ihr euch?« Rafe drapierte einen Arm über die Rückenlehne von Saras Stuhl und beugte sich zu ihnen.
Die Wärme seines Körpers nahm Sara fast den Atem. »Toni hat gerade erzählt, dass du ihr Ratschläge in Sachen Jungs gegeben hast.«
Er grinste. »Ihre Frage hat mich ziemlich unvorbereitet getroffen. Es ist schon einige Zeit her, seit ich mich mit dem anderen Geschlecht befasst habe.«
Sie fragte sich, ob seine Bemerkung ernst zu nehmen war. Hatte er nach der Trennung von seiner Verlobten Trost bei anderen Frauen gesucht? Oder war er allein geblieben?
»Aber ich habe mein Bestes getan, um meiner dreizehnjährigen Lieblingsnichte zu helfen.« Rafe lachte.
Toni lachte ebenfalls.
Sara wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
»Also, am Montag ist das Spiel. Ich erzähle euch dann, wie es gelaufen ist … Darf ich aufstehen? Ich bin satt«, sagte Toni. Die Kunst des Themenwechsels beherrschte sie jedenfalls wie ein Profi.
»Ja, geh nur!«, rief ihre Mutter vom anderen Ende des Tisches und wedelte mit der Hand.
»Das hast du gehört?« Rafe spähte verblüfft zu seiner Schwester hinüber.
Diese nickte. »Mütter hören jede Frage ihrer Kinder, ganz egal, wo sie gerade mit ihrer
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