Verlieb dich - Roman
Sara abgesehen haben könnte – falls Morley überhaupt jemanden nach Hidden Falls geschickt hatte.
Er ließ den Blick über die Anwesenden gleiten. Die ältere Generation saß auf mitgebrachten Campingstühlen am Rand, die Teenager hingen in Grüppchen in der Nähe der provisorischen Bühne herum, und die restlichen Stadtbewohner hatten sich irgendwo dazwischen versammelt, um sich zu unterhalten oder zu tanzen.
Rafe und Sara standen nebeneinander und lauschten
der Musik. Er ergriff ihre Hand, ignorierte die Stimme in seinem Herzen, die »sie gehört hierher« flüsterte, und zog sie näher an sich.
»Lass uns tanzen«, sagte sie, drehte sich zu ihm um und schlang ihm die Arme um den Hals.
»Das ist auch eine Möglichkeit, dir nicht von der Seite zu weichen.« Rafe legte seinerseits die Arme um sie, und sie begannen, sich zur Musik zu bewegen.
Als sie sich mit einem leisen Seufzer an ihn lehnte, den Kopf auf seine Schulter gebettet, wurde ihm gleich noch wärmer ums Herz.
»Schön«, murmelte sie.
»Finde ich auch.« Er atmete tief ein und registrierte den zarten, erregenden Duft ihres Parfüms.
Ihr geschmeidiger Körper schmiegte sich sinnlich an ihn. Sie war muskulös und gut in Form und trotzdem an den richtigen Stellen weich und weiblich. Er vergrub die Finger in ihrer Taille und spürte, wie seine Erregung wuchs, während sie sich im Takt hin und her wiegten.
»Kommst du zum Festival immer in die Stadt?«, fragte sie ihn. Die heftige Reaktion seines Körpers schien sie gar nicht zu bemerken.
»Wenn ich es schaffe schon, ja. Ich verbringe normalerweise jeden Sommer ein bis zwei Wochen hier – und wenn es sich einrichten lässt, um die Zeit des Festivals herum.« Vor allem versuchte er, im Sommer zu kommen, damit er sein Haus am See gebührend genießen konnte.
»Wer wäre deine Tanzpartnerin, wenn ich nicht hier wäre?«, fragte Sara unverblümt.
Er lachte. »Meistens bin ich mit meiner Familie oder mit alten Freunden hier.«
»Warst du mit deiner Ex-Verlobten Kim denn nie auf dem Festival?«
Schwang da etwa ein Anflug von Eifersucht in ihrer Stimme mit, oder war das nur Wunschdenken seinerseits? Es überraschte ihn nicht weiter, dass das Thema endlich zur Sprache kam. Sie hatten vorher niemals wirklich darüber geredet. Andererseits waren sie ja auch noch nie zuvor miteinander ins Bett gegangen. Vor diesem Hintergrund waren Gespräche derart persönlicher Natur wohl ganz normal, auch wenn er den fraglichen Lebensabschnitt längst hinter sich gelassen hatte.
Er kehrte mit seiner Konzentration zu Sara zurück. »Ich war mit Kim überhaupt nie hier.«
»Darf ich fragen, wieso nicht?«
»Klar.« Er wusste nur nicht, was er antworten sollte.
Sara verschränkte die Finger in seinem Nacken und rieb aufreizend den Unterleib an seiner Körpermitte.
Unter diesen Umständen fand er es einigermaßen schwierig, an eine andere Frau zu denken. Aber er wollte ihre Frage beantworten, also versuchte er, sich zu erinnern. Er hatte sich damals Hals über Kopf in Kim verliebt, weil sie sexy gewesen war und ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er hatte keine Lust gehabt, sie seiner neugierigen Familie vorzustellen, die ihr garantiert Löcher in den Bauch gefragt hätte. Bei Sara war genau das Gegenteil der Fall – eine Erkenntnis, die ihn ziemlich erschütterte. Er fand
es großartig, sie hier in seinem persönlichen Umfeld zu haben.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber ausführlich Gedanken zu machen. Sara wartete auf eine Antwort. »In der Anfangsphase unserer Beziehung war ich bei der Spezialeinheit der New Yorker Polizei, die unter anderem auf Geiselnahmen spezialisiert ist. Ich war zu beschäftigt, um hierherzukommen«, erklärte er schließlich. »Außerdem wollte ich Kim nicht mit anderen Leuten teilen oder sie dem ganzen Theater aussetzen, den ein Besuch hier nun einmal mit sich bringt. Zumindest habe ich das damals so empfunden.«
Jetzt fiel ihm auf, dass das, was er damals für die große Liebe gehalten hatte, eigentlich eine rein sexuelle Angelegenheit gewesen war. Dank Sara erkannte er nun den Unterschied.
»Und dann?«, fragte Sara.
Beide wussten, dass sich die Frage nicht mehr darauf bezog, wieso er Kim nie mit hierhergebracht hatte, sondern auf das Ende der Beziehung.
Er schnaubte. »Ich bin nicht sicher. Ich weiß, dass ich ihre Gesellschaft genossen habe und dass ich es schön fand, in festen Händen zu sein. Am Anfang ist es ihr genauso gegangen.«
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