Verlieb dich - Roman
nie haben würde. Weil sie sich ganz bewusst dagegen entschieden hatte.
Eine Entscheidung, die durchaus vernünftig war, wie sie sich immer wieder in Erinnerung rief.
»Du hast Recht. Ich sollte mehr Zeit mit ihr verbringen«, sagte Sara zu Rafe.
Damit war das Thema für sie beendet. Sie erhob sich und ging ins Haus.
Rafe ließ sie gehen. Aus irgendeinem Grund hatte es Sara total aus dem Konzept gebracht, über ihre glücklich verheiratete Cousine zu sprechen. Er hatte zwar nicht die Absicht gehabt, an einer Wunde zu rühren, konnte aber nicht leugnen, dass es ihn freute, einen Riss in ihrem emotionalen Panzer entdeckt zu haben, mit dem sie sich so vehement gegen die Ehe wehrte.
Rafes Telefon klingelte. Er zog es aus der Tasche, warf einen Blick auf das Display und stöhnte. »Hallo, Tante Vivian«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Hallo, Rafe. Er ist wieder auf Tour!«
Rafe musste gar nicht erst fragen, wen sie damit meinte. Er rieb sich frustriert den Nasenrücken und spürte, wie er plötzlich Kopfschmerzen bekam.
»Tante Vi, ich habe dir doch gestern ein Foto gemailt, auf dem sein Auto vor Jonahs Haus zu sehen ist. Außerdem habe ich ihm gesagt, er soll heimgehen und mit dir reden. Hat er das denn nicht getan?«
Sie schniefte laut ins Telefon. »Ich habe sowohl gestern, als er kam, als auch heute früh, als er ging, geschlafen. Aber heute Abend kam er mit miserabler Laune aus dem Büro und hat bei Tisch fast kein Wort gesagt. Und meine Manicotti hat er kaum angerührt!
Und dann hat er verkündet, dass er nochmal wegmuss. Er ist einfach gegangen, ohne mir zu sagen, wohin!«
Das brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Rafe hatte die Nase voll von Pirros Spielchen. »Ich werde mich darum kümmern, Tante Vi.«
Wenig später kurvte er mit Sara erneut durch die Stadt auf der Suche nach Pirros Wagen.
»Glaubst du, dass er mit seinen Freunden Karten spielt?«, fragte Sara.
»Keine Ahnung, was er macht, aber er hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen, und ich werde herausfinden, was.«
Doch diesmal stand Pirros Auto bei keinem seiner Pokerkumpane in der Einfahrt. Rafe begann, sich Sorgen zu machen.
»Und was nun?«, fragte ihn Sara.
Rafe machte eine Kehrtwende und fuhr zurück zu Tante Vi. »Wir warten jetzt so lange, bis er zurückkommt, und dann stellen wir ihn zur Rede. Ich will ein für alle Mal wissen, was da vor sich geht.«
Zum Glück dauerte es nicht allzu lange, bis Pirros Auto in die Einfahrt einbog. Es war noch nicht sonderlich spät, aber wenn Pirro nur irgendwelche stinknormalen Besorgungen zu erledigen gehabt hätte, dann hätte er seiner Frau davon erzählt.
Rafe öffnete die Autotür und bedeutete Sara mitzukommen. »Letztes Mal habe ich mich mit ihm von Mann zu Mann unterhalten. Diesmal knöpfen wir ihn uns gemeinsam vor«, murmelte Rafe.
»Pirro!«, rief Rafe seinem Onkel nach, ehe dieser im Haus verschwinden konnte.
»Rafe! Hast du mich erschreckt.« Pirro presste sich die Hand aufs Herz. »Was tust du denn hier?«
»Ich will mit dir reden, und diesmal lasse ich mich nicht mit irgendwelchen Märchen abspeisen.«
»Du hast Recht«, sagte Pirro ohne Umschweife. »Ich kann das nicht allein.«
Rafe sah verblüfft von Pirro zu Sara. Er hatte damit gerechnet, dass sein Onkel eine Weile herumstottern und nach einer einigermaßen glaubhaften Ausrede suchen würde.
Sara zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen, dass sie ebenso verwundert war. »Sollen wir nicht reingehen? «, fragte sie Pirro sanft.
Guter Cop, böser Cop. Sie beherrschten das klischeebehaftete Rollenspiel immer noch hervorragend.
»Sie sind so ein nettes Mädchen, Sara«, sagte Pirro und drehte sich dann zu Rafe um. »Sie ist ein so nettes Mädchen. Die solltest du auf jeden Fall behalten. «
Rafe schüttelte den Kopf, wohl wissend, dass das nur ein Ablenkungsmanöver von Pirro war, auf das er sich jedoch nicht einlassen würde. »Also, sollen wir nun reingehen oder nicht?«
»Nein!«, rief Pirro entsetzt. »Ich möchte nicht, dass Vivian irgendetwas mitbekommt. Sie ist ohnehin schon völlig mit den Nerven runter. Das wäre zu viel für sie.« Er stieß einen brunnentiefen Seufzer hervor.
Bei einem Blick auf sein müdes, bleiches Gesicht kam
Rafe zu dem Schluss, dass Pirros Verzweiflung echt war. »Was ist denn passiert? Erzähl uns alles.«
»Vielleicht können wir Ihnen ja helfen«, meinte Sara.
»Das hoffe ich, denn ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Es kann doch
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